Schulterschluss für die zweite Bundesliga
Mit rund zehn Millionen Euro wird wohl die Ulmer Stadtkasse in Vorleistung gehen müssen, was die Ertüchtigung des Donaustadions angeht. Eine Lizenz für Liga zwei hat die DFL dem SSV Ulm 1846 Fußball bereits erteilt.
Ulm Die Bedeutung der Sitzung des Ulmer Hauptausschusses für den SSV Ulm 1846 Fußball war an den Zuschauerrängen abzulesen: Die Vorstände Markus Thiele und Thomas Oelmayer wurden flankiert von den Aufsichtsräten Anton Gugelfuß und Heribert Fritz. Und sie wurden nicht enttäuscht – auch wenn kritische Stimmen laut wurden.
Sämtliche Fraktionen im Hauptausschuss zeigten am Donnerstag, dass sie gewillt sind, städtisches Geld in die Hand zu nehmen, um einen Aufstieg der Kicker des SSV in die zweite Liga zu ermöglichen. Wie Gerhard Semler, der Abteilungsleiter Bildung und Sport bei der Stadt Ulm, erläuterte, muss die Stadtkasse voraussichtlich mit zehn Millionen Euro in Vorleistung gehen, um einen Spielbetrieb in der zweiten Bundesliga genehmigt zu bekommen.
Zunächst verabschiedete das Gremium einen Masterplan, der aufzeigen soll, was genau nötig ist um die Lizenz zum Kicken in Liga zwei zu erhalten. Die grundsätzliche Lizenz flatterte den Fußballern bereits von der Deutschen Fußball Liga (DFL) in den Briefkasten. Doch mit dem Stadion hat diese nichts zu tun, das Thema Ausweicharena ist somit noch nicht vom Tisch.
Wie Semler erläuterte, strebe
Ulm eine Ausnahmegenehmigung nach dem Vorbild von Darmstadt 98 an. Die kicken mit einem Stadion, das ähnliche Probleme hatte wie das Ulmer, sogar in der ersten Bundesliga. Die Zeit drängt: Am Mittwoch, 17. Juli, müssen laut den Bestimmungen der DFL gewisse Änderungen am Donaustadion umgesetzt sein. Für bestimmte Maßnahmen würden dem SSV Ulm 1846 Fußball von der DFL Aufschub gewährt, sofern es Pläne für die Zukunft, also den „Masterplan“, gebe, wie Thiele in der Sitzung erläuterte. Konkret etwa die geforderte Überdachung der Stehränge.
Aber die „Grundvoraussetzungen für den Spielbetrieb“– auch was die Anforderungen von LiveÜbertragungen angeht – müssten dann bis zu dieser Frist umgesetzt sein. Ansonsten, so stehe es im Schreiben, hätte die DFL jederzeit die Möglichkeit, die Ulmer Kicker in ein Ausweichstadion zu schicken. Thiele: „Wenn wir die Frist bis 17. Juli nicht einhalten, werden wir definitiv nicht in Ulm spielen.“Wie Aufsichtsrat Anton Guggelfuß nach der Sitzung anmerkte, dränge die Zeit auch, was die Bearbeitungsdauer von Aufträgen angehe: Die Torlinientechnik etwa, die in der kommenden Zweitligasaison erstmals verpflichtend angewandt wird, habe sicherlich lange Lieferzeiten. Semler betonte, dass beim Thema Flutlicht schon die ersten Untersuchungen laufen würden.
Wenn für die geforderte Helligkeit der DFL nur die „Birnen“ausgetauscht werden müssen, sei das kein Problem. Wenn neue Masten benötigt würden, weil die Statik für modernere Lampen nicht stimme, habe Ulm eine weitere große Aufgabe vor sich.
„Man hat gesehen, dass die Stadt gewillt ist, den Profifußball zu unterstützen“, sagte ein erleichterter Thiele nach der Sitzung. „Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, dass die Zeit drängt für gewisse Maßnahmen.“Denn drei Monate seien ein knapper Zeitraum. Doch sämtliche Baustellen am Donaustadion seien „lösbar“. Der Masterplan diene dazu, um der DFL die Zweitligatauglichkeit von Ulm in langfristiger Hinsicht zu belegen. „Wir müssen Gas geben.“
Konkrete finanzielle Zusagen machte die Stadt Ulm mit der Verabschiedung des Masterplans den Profikickern nicht. Die von Semler genannten zehn Millionen Euro sind lediglich eine geschätzte Summe, die am Ende des Paniers stehen könnte. Das Ziel der Stadt Ulm ist, so Semler, eine Erstattung des Landes von etwa 50 Prozent dieser Kosten. Denn völlig unabhängig vom Profifußball habe das städtische Stadion ohnehin Sanierungsbedarf. Um die Sanierung schneller vorantreiben zu können, wurde die Bildung einer Projektentwicklungsgesellschaft für das Stadion einstimmig beauftragt.
Der erfahrene Stadtrat und
Landtagsabgeordnete Martin Rivoir (SPD) empfahl der Verwaltung, den Förderantrag an das Land auf das Thema Leichtathletik auszurichten. Hier gebe es, was den Bedarf an Technik angehe, sehr viele Überschneidungen. Doch im Hinblick auf Leichtathletik und die Veranstaltung „Finals“, für die Ulm vom Landessportverband vorgeschlagen wurde, seien die Fördermöglichkeiten besser.
Dass nun Gelder in Ulm verschoben werden müssen, ist OB Martin Ansbacher klar. „Das müssen wir in der Gesamtschau betrachten.“Die Frage der Priorisierung solle im September beschlossen werden. „Diese Diskussion führt hier zu weit. Wir wollen die ersten Schritte setzen, um die Zweitligatauglichkeit zu ermöglichen.“Doch Ulm werde „einen gemeinsamen Weg finden“.
OB Ansbacher und Finanzbüchermeister Martin Bendel erinnerten daran, dass Ulm trotz eines möglichen Aufstiegs der Profifußballer in die zweite Bundesliga weiterhin „trennscharf“zwischen Kommerz und Breitensport unterscheide. Bendel: „Da achten wir peinlich genau drauf.“Das habe Ulm etwa beim Bau des OrangeCampus
unter Beteiligung der Profibasketballer von Ratiopharm Ulm bewiesen.
Allen Beteiligten war aber auch klar, dass es durch eine erhöhte Priorisierung des maroden Donaustadions zu Verschiebungen kommt, was die Prio-Liste der Stadt angeht. Das Donaustadion war, so Bendel, mit einem Gesamtsanierungsbedarf in Höhe von 30 Millionen Euro „ganz, ganz hinten“auf der To-do-Liste. Die Grünen-Gemeinderätin Lena Schwelling warnte derart vor Verschiebungen, dass sie von Ralf Milde (FDP) gar als „Stimmungskiller“bezeichnet wurde. Irgendwer werde, so Schwelling, wegen der vorgezogenen Ertüchtigung des Donaustadions leiden müssen. Möglicherweise der Teil fürs Kinder- und Jugendtheater am geplanten Anbau des Theaters. Außerdem vermisste Schwelling eine Perspektive für das Donaustadion, nachdem der spätere Neubau einer Fußballarena ja noch nicht vom Tisch ist.
Finanzbürgermeister Bendel zeigte sich skeptisch, ob die zehn Millionen Euro genügen werden, die Anforderungen der DFL zu erfüllen. „Wir brauchen Geld von privaten Investoren.“Von Wolfgang Stittrich (FDP) kam der Vorschlag bei Unternehmern anzuklopfen, was das Sponsoring des Namens des Stadions angeht. Daraufhin murmelte Haydar Süslü (SPD): „Warum nicht Erwin-Müller-Stadion?
Zwischen Kommerz und Breitensport wird unterschieden.