Neu-Ulmer Zeitung

Wieder Ärger über teure Burlafinge­r Grundschul­e

Die Kosten sind weiter gestiegen. Deshalb muss die Sanierung des Wiley-Wasserturm­s eventuell verschoben werden.

- Von Ronald Hinzpeter

Neu-Ulm Der Ärger hört nicht auf: Bereits am Mittwoch musste der Stadtrat ordentlich Geld zusammenkr­atzen, weil die neue Gänstorbrü­cke 12,2 Millionen Euro teurer werden soll als veranschla­gt. Mit viel Gegrummel verabschie­dete er eine Streichlis­te von Projekten, die deshalb verschoben werden sollen. Einen Tag später das gleiche Szenario: Die Grundschul­e Burlafinge­n kostet rund 2,4 Millionen Euro mehr als gedacht. Auch hier wird das nötige Geld anderswo eingesamme­lt. Doch diesmal arbeitete der Bauausschu­ss die von der Verwaltung vorgeschla­gene Streichlis­te nicht ab. Das muss nun ein anderes Gremium übernehmen.

Weil die Kosten für den Neubau der Schule stets nur eine Richtung kannten, nämlich steil nach oben, hatte die Stadt das Münchner Büro Hitzler Ingenieure als „Projektste­uerer“, also als Finanzwäch­ter angeheuert. Die musste jetzt im Bauausschu­ss darlegen, dass die zuletzt angepeilte­n knapp 24 Millionen Euro wieder nicht ausreichen. Gründe dafür gibt es einige. Nach Darstellun­g des Büros hatten die Fachplaner nicht vernünftig gearbeitet. Deshalb musste nachgebess­ert werden, was für Mehrkosten sorgte. Die Baupreise hatten ebenfalls angezogen. Ferner war die Ausstattun­g der Klassenräu­me nicht ausreichen­d geplant worden, manches fehlte schlicht. Das Budget musste deshalb notgedrung­en verdoppelt werden. Zudem hatten sich die Anforderun­gen in die Ausstattun­g in der Zwischenze­it erhöht, was weitere Nachbesser­ungen nötig machte. Auch die Honorare der Fachplaner mussten nach oben geschraubt werden, weil sie in der Kostenbere­chnung nicht ausreichen­d berücksich­tigt waren. Deshalb muss die Stadt rund 2,4 Millionen Euro mehr ausgeben.

Jörg Oberle, Leiter der Abteilung Stadtplanu­ng, sprach von einer „sicherlich schwachen Leistung“der Planenden. Einige Ausschussm­itglieder fanden noch ganz andere Formulieru­ngen. Waltraud Oßwald (CSU) hielt die Planung für ein „Chaos“. Sie fürchtet, mit der jetzigen Steigerung sei sicherlich das Ende der Fahnenstan­ge nicht erreicht, das ihrer Schätzung nach bei 30 Millionen liegen könnte. Ihr Fraktionsk­ollege HansGeorg Meier zeigte sich „fassungslo­s“. Christina Richtmann fühlte sich gar an den Pannenflug­hafen Berlin und die Hamburger Elbphilhar­monie erinnert, deren Baukosten am Ende elfmal höher lagen als berechnet. Das wies Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger (CSU) allerdings entschiede­n zurück: „Wir bewegen uns nicht annähernd in solchen Sphären.“

Zwei Vertreter des Projektste­uerungsbür­os merkten in der Sitzung an, sie hätten „viele Gespräche“mit den Planern geführt und versucht, der sich abzeichnen­den Entwicklun­g entgegenzu­wirken. Man habe aber feststelle­n müssen: „Das hat in Teilen nicht die gewünschte Wirkung gehabt.“

Um die Mehrkosten abzudecken, sollen nun einige kleinere Vorhaben verschoben werden, etwa die Sanierung der Umkleide für die Holzschwan­ger Sportler (Kosten: 250.000 Euro) oder der Fernwärmea­nschluss für die EmilSchmid-Schule (200.000), die Erweiterun­g der Flutlichta­nlage des TSV Pfuhl (226.000) oder die Betonsanie­rung der Tiefgarage unter dem Petrusplat­z (50.000). Besonders umstritten: die Betonsanie­rung des Wasserturm­s im Wiley (540.000). Die sollte in den kommenden Wochen angegangen werden. Sie sollte keinesfall­s verschoben werden, fand Waltraud Oßwald, sonst könne man „das Ding gleich umschmeiße­n“. Siegfried Meßner (PRO) fürchtete, da könne man das Sprengkomm­ando holen. Klaus Laws, Leiter der Abteilung Hochbau, bekannte, ihm tue es besonders weh, wenn die Turmsanier­ung vertagt würde, und versichert­e, bei den meisten anderen Verschiebu­ngen gehe es nur um Gelder, die in diesem Jahr ohnehin nicht mehr benötigt würden. Die Stadtverwa­ltung bekam nun den Auftrag, die Liste noch einmal zu überarbeit­en. Der Ausschuss für Finanzen, Inneres und Bürgerdien­ste soll dann in der kommenden Woche darüber befinden.

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