Er integriert Zuzügler und hält das „Dorf“in Bewegung
Der SV Aufheim wird 50. Vorsitzender Brugger erklärt das dörfliche Dasein, „die soziale Komponente“und warum der Vereinsfußball auch Frauen so magisch anzieht.
Aufheim Aufheim, das ewige Dorf? Auch über vier Jahrzehnte nach der 1978 erfolgten Eingemeindung zu Senden will man noch lieber Dorf bleiben als Stadtteil werden. Demonstrativ nennen sich die örtlichen Musiker Dorfmusikanten, und die zentrale Feierlichkeit heißt selbstverständlich „Dorffest“. Das heißt, sie wird wieder so heißen, denn die Hocketse war 2003 sanft entschlummert, wird aber heuer wieder aus dem Tiefschlaf erweckt – von seinem Paten. Bei diesem handelt es sich um den SV Aufheim, der das „Dorf“zwar nicht in seinem Namen führt, sich aber so fühlt. Genau, als „Dorfverein“.
Der Verein beackert ein Wirkungsfeld, das zwar nicht über Aufheim hinausgeht, dort aber eine große Strahlkraft ausübt. Rund ein Viertel der Aufheimer, macht SV-Vorsitzender Hans Brugger eine einfache Rechnung auf, „ist bei uns Mitglied“. In einem städtischen Umfeld wäre so ein hoher Zustimmungswert nie und nimmer zu erreichen, schiebt er noch hinterher. Wer von den 550 Mitgliedern nicht im Dorf wohne – was der allergrößte Teil tue – besäße dort in aller Regel zumindest seine familiären Wurzeln.
Die erhöhte Lage Aufheims – und dass man von dort zwangsläufig eben auf Senden runterguckt – mag zur Identitätsbewahrung mit beigetragen haben. „Ich meine auch, aus diversen Gesprächen herausgehört zu haben, dass bei der Eingemeindung viele Alteingesessene Schmerzen verspürten“, fügt Brugger in vorsichtiger Formulierung hinzu. Damit wäre das also geklärt, was die Dorfesliebe immer von Neuem entfacht. Ein Phantomschmerz.
Als der örtliche SV vor 50 Jahren gegründet wurde – genau am 18. Mai 1974 von aus dem Stand 101 Gründungsmitgliedern – war Brugger selbst noch gar kein Aufheimer. Er zog erst einige Jahre später zu. Sein beruflicher Mittelpunkt als Physiker lag in Ulm. Als er sportlichen Ausgleich suchte und im damals jungen Verein fand, zeigte sich dessen integrierende Kraft. Bekanntschaften wurden geknüpft, Freundschaften geschlossen. Er war da kein Einzelfall. Dass er sich später als Vorsitzender in die Pflicht nehmen ließ, erklärt Brugger so: „Ich wollte der Gemeinschaft was zurückgeben.“
Dann erklärt er sich bereit zu einem Gedankenspiel: Was wäre, wenn alle Sport treibenden Vereine Sendens zu einem Großverein fusionierten? „Dann ginge Bindungskraft verloren, und auch finanziell brächte das keine Vorteile“, antwortet er nach kurzem
Nachdenken. „Die Zuschüsse pro Mitglied wären ja nicht höher, es bräuchte aber hauptamtliche Strukturen und wohl eine Großsportanlage“, ergänzt er. Gedankenspiel beendet.
Doch wenn’s Sinn macht, ist der SV Aufheim sehr wohl in der Lage, über den Dorfrand hinauszublicken. Als sich ein personeller Engpass
bei den Aktiven der Fußballabteilung, der größten von neun im Verein, abzeichnete, streckte man die Fühler zum Nachbarn aus. Resultat war die vor zehn Jahren begründete Spielgemeinschaft Aufheim-Holzschwang. Die Erste ist als Bezirksligist die Vorzeigemannschaft des Vereins. Mittlerweile erstreckt sich die Kooperation sogar bis Pfaffenhofen.
Überhaupt, der Fußball. Die 85 Mädchen und Damen im kickenden Bereich bilden eine weitere Quelle des Vereinsstolzes. Erklärung für diesen außergewöhnlichen Zulauf? „Wir haben hier eine extrem aktive Menschenfängerin.“Ihr Name sei Gaby Harant und ihr offizieller Titel lautet „Betreuerin“. Anziehungskraft hänge eben immer von Personen ab.
Manchmal aber ebenso von „Entwicklungen“, die eine „Nachfrageverschiebung“zur Folge haben. Gebe es auf Fußball, Ski oder Eltern-Kind einen regelrechten Run, sehe das beim Breitensport anders aus. Die Jüngeren übten ihr Quantum an körperlicher Betätigung heutzutage eher in kommerziellen Fitnessstudios aus. Hier stoße ein Verein mittlerer Größe eben an seine Grenzen.
Brugger und seine Mitvorstände haben eh anderes zu tun. Sie müssen schauen, dass der „Bestand“mit dem Vereinsheim als Zentrum auf einem zeitgemäßen Stand bleibt. Die Sanitärbereiche seien teils bereits saniert, bei anderen Teilen des Gebäudes oder den Tennisplätzen stehe das noch an. Die Zuschussanträge für einen digitalen Schießstand seien bereits gestellt.
Eine letzte Frage betrifft das Jubiläumsjahr und was es so bieten werde? Die Reaktivierung des Dorffests, das für den 14. September angesetzt ist, nennt Brugger. Daneben werde es eine Reihe von übers Jahr verteilten Aktionstagen geben wie „Sport im Ort“ab 27. April oder „Aufheim spielt Tennis“am 11. Mai. Ein Dorf ist in Bewegung.