Kriminalität im Raum Ulm: Diese Entwicklungen bereiten der Polizei Sorge
Die Zahl der Straftaten im Bereich des Polizeipräsidiums ist minimal gestiegen. Auffällig häufig seien Ausländer tatverdächtig. Die Hemmschwelle zu Gewalttaten sinke.
Ulm Das Polizeipräsidium Ulm hat am Donnerstag Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung vorgestellt, dabei ist die Zahl der Straftaten um 0,4 Prozent gestiegen. Durch Einwohnerzuwächse ist die Kriminalitätshäufigkeitszahl minimal gesunken und liegt unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt.
Die 36.160 angezeigten Straftaten im Jahr 2023 sind 137 mehr als im vorletzten Jahr. In der Kriminalitätsbelastung liegt das Ulmer Polizeipräsidium in Baden-Württemberg auf dem zweitniedrigsten Platz. Die 1724 Polizisten und Zivilangestellten betreuen in den Landkreisen Heidenheim, Biberach, Göppingen und Alb-Donau sowie der Stadt Ulm mehr als 920.000 Einwohner auf einer Fläche so groß wie das Saarland und Luxemburg zusammen. Die Aufklärungsquote ist um 2,4 Prozentpunkte auf nun 65,3 Prozent gestiegen.
Auch wenn die absolute Zahl an Straftaten nahezu unverändert geblieben ist und sich damit von den steigenden Zahlen im Landesschnitt trennt, gibt es Bereiche, die Polizeipräsident Bernhard Weber Sorge machen. Die Zahl der tatverdächtigen Ausländer, vor allem der Flüchtlinge und Asylbewerber, steigt weiter überproportional an. Bei einem Bevölkerungsanteil von rund 16 Prozent werden sie für fast 45 Prozent aller Straftaten verantwortlich gemacht. Dabei sind es sehr viele Ladendiebstähle und auch das Schwarzfahren, das ihnen zur Last gelegt wird.
In einem Pressegespräch legte das Polizeipräsidium umfangreiches Zahlenmaterial vor, auch, um die unterschiedlichen Entwicklungen
verschiedener Delikte aufzuzeigen. So ging beispielsweise die Zahl der Vergewaltigungen und Sexualdelikte um rund zehn Prozent zurück, im gleichen Maß gingen die Sachbeschädigungen zurück. Nach dem Abflauen zahlreicher nicht angemeldeter CoronaSpaziergänge gab es nach 444 Verstößen gegen das Versammlungsgesetz nur noch 107 im Jahr 2023. Auch die Zahl der Rauschgiftdelikte
ging zurück. Die neun Drogentoten im Präsidiumsbereich sind ein Fünf-Jahres-Tiefstand.
Aufsehen erregt haben die Straftaten gegen das Leben, die die Polizei mit 52 statt 37 im Jahr 2022 angibt. Neben Tötungsdelikten sind das auch versuchte Tötungen. Bei 40 Fällen gab es jedoch eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer, sodass Weber auf das geringe Risiko hinwies, Zufallsopfer zu werden. Eine sinkende Hemmschwelle gegenüber Gewalttaten bemerkt Weber, auch die Zunahme von Messer als Tatwaffe auf jetzt 37 Prozent fällt auf. Die Polizei hatte mit mehreren Ermittlungsgruppen im Laufe des Jahres auf diese öffentlichkeitswirksamen Taten reagiert. Viele Täter konnten gefunden werden und wurden bereits zu langen Haftstrafen verurteilt.
Ein Zehn-Jahres-Hoch gibt es bei der Gewalt gegen Polizeibeamte. Hier wurden 331 Fälle angezeigt, bei denen 653 Polizisten zu Opfern wurden. 193 Polizisten wurden dabei verletzt, zwei von ihnen sogar schwer. Doch auch die Beleidigungen und Sachbeschädigungen gegen Polizeibeamte haben ein hohes Maß angenommen. Polizeipräsident Weber sprach davon, dass er bis zu fünf Delikte täglich anzeigen kann.
Ein nach wie vor schadenträchtiges Deliktfeld sind die falschen Polizeibeamte, der Enkeltrick und Schockanrufe. Sonja Bohlien, die stellvertretende Leiterin der Kriminalpolizei, hat davon zwar nur 26 vollendete Fälle in ihrer Statistik, doch diese haben einen Schaden
Sehr viele Ladendiebe und Schwarzfahrer
Enkeltrick-Opfer schämen sich und stellen keine Anzeige.
von über einer Million Euro verursacht. In einem Fall waren es alleine 199.000 Euro. Weber geht davon aus, dass es deutlich mehr Fälle gibt. Doch Opfer würden sich dafür schämen, dass sie auf diese professionell organisierten Betrüger hereingefallen sind, stellen deswegen keine Anzeige erstatten. Opfer seien dabei nicht nur ältere Menschen. Auch Menschen unter 40 werden durch die Betrüger so in Panik versetzt, dass sie zu Opfern werden. Neben dem finanziellen Schaden leiden sie auch unter einer psychischen Belastung.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, rät Bohlien zu einem „Familienpasswort“, das man innerhalb der Familie vereinbaren kann. Bei besonderen Ereignissen könne man einfach das Familienpasswort von seinem Gesprächspartner abfragen, um sicherzugehen, dass man es auch wirklich mit einem Familienmitglied zu tun hat. Das funktioniere nicht nur am Telefon, sondern auch bei Kontakten über Messengerdienste.