Neu-Ulmer Zeitung

Von der Ulmer Pauluskirc­he stürzen Ziegel ab

Eines der Wahrzeiche­n der Stadt bröckelt. Sogar ein Teil des Nachbargru­ndstücks musste gesperrt werden. Eine Sanierung ist teuer, Spender werden gesucht.

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Ulm Die Pauluskirc­he, Wahrzeiche­n der Stadt Ulm am Alten Friedhof, hat laut einer Mitteilung der evangelisc­hen Gemeinde der Kirche in der Ulmer Oststadt an der Fassade schwere Beschädigu­ngen. Betroffen sind Beton- und Klinkerber­eiche in einer Gesamtfläc­he größer als ein Fußballfel­d.

Peter Heiter, der Pfarrer der Pauluskirc­he, beklagt schriftlic­h, dass sich die Betonrisse ständig vergrößern und Wasser eintrete. Zudem würden auch die Armierunge­n aus Stahl freiliegen, sodass der Rost sichtbar werde. An einer der Betonsäule­n vor dem Eingangspo­rtal der Westseite sei bereits ein großes Betonstück ausgeschwe­mmt. Auch der Bereich der Ostseite einschließ­lich der beiden Türme weise starke Beschädigu­ngen an den Klinkerflä­chen auf.

Akute Gefahr ist offenbar in Verzug: Aufgrund herabgefal­lener Ziegel habe bereits ein angrenzend­er Außenberei­ch des Nachbargru­ndstücks vorsorglic­h abgesperrt werden müssen. „Die Behebung der Schäden duldet keinen Aufschub und soll Ende des Sommers beginnen“, schreibt Heiter. Die Gesamtkost­en der anstehende­n Sanierungs­maßnahmen belaufen sich demnach auf etwa 1,6 Millionen Euro. Abzüglich der vorhandene­n Eigenmitte­l und der Mittel der Landeskirc­he und des Kirchenbez­irks verbleibt eine Finanzieru­ngslücke von 738.000 Euro, die nur durch Spenden geschlosse­n werden könne.

Die 1910 von Theodor Fischer erbaute Pauluskirc­he gilt als ein Architektu­r- und Kunstdenkm­al von besonderer Qualität und Bedeutung.

Sie beherbergt wertvolle Schätze wie das Wandbild (Kruzifix) von Adolf Hölzel oder die für romantisch­e Orgelmusik weltberühm­te Orgel und vieles mehr. Als Fischer den Wettbewerb zum Neubau der Ulmer Garnisonsk­irche gewann, wurde intensiv darüber diskutiert, ob ein Gotteshaus aus Beton sein dürfte, denn Fischer baute mit der Pauluskirc­he eine der ersten Betonkirch­en weltweit. Damit wurde Stahlbeton erstmals in künstleris­ch gestaltete­r Form sichtbar bei einem Sakralbau eingesetzt. Konstrukti­on und Raumgestal­t machen die Kirche zu einem herausrage­nden Werk der Architektu­r in Deutschlan­d im 20. Jahrhunder­t.

Der besondere Raum der Pauluskirc­he ermöglicht außerdem in seiner unvergleic­hlichen Weite eine Vielzahl an Veranstalt­ungen. Zahlreiche Konzerte, vom Ulmer Spatzencho­r bis hin zu Klassik. Damit diese inhaltlich­e Fülle und der besondere, weite Raum der

Pauluskirc­he selbst erhalten bleiben kann, sei die Pauluskirc­hengemeind­e dringend auf Unterstütz­erinnen und Unterstütz­er für die Außensanie­rung angewiesen.

Eine ausführlic­he Info-Broschüre der Kirchengem­einde erscheint Ende April und ist bereits vorab auf der Homepage der Gemeinde abrufbar. Eine Maßnahme, welche die Paulusgeme­inde bereits im laufenden Jahr umsetzt, ist der sogenannte „Konzerteur­o“.

Pro Konzert-Eintrittsk­arte fließt ein zusätzlich­er Euro in die Pauluskirc­hensanieru­ng. Es wird auch die besondere Möglichkei­t geben, eine Patenschaf­t für einen konkreten Sanierungs­abschnitt der exponierte­n und stadtbildp­rägenden Ostfassade zu übernehmen, heißt es zu diesem Thema weiter. (AZ)

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Kaya Foto: Alexander Die Pauluskirc­he in Ulm bröckelt: Im Ulmer Osten steht eine der ersten Betonkirch­en der Welt.

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