Sprachnachrichten verschicken?
Kurz erzählen, wie die Woche war, wie es in der Arbeit läuft oder welches lustige Malheur einem gerade passiert ist, dafür sind Sprachnachrichten bestens geeignet. Man kann drauf los plappern, wenn es zeitlich passt, und das Gegenüber kann antworten oder den Wortschwall stoppen, wenn ihm danach ist. Audiobotschaften sind die flexibelste Art, um Freunde auf dem Laufenden zu halten ohne sich fünfmal anzurufen und doch zu verpassen oder ausufernde Texte zu tippen.
Klar, die Betonung liegt auf kurz. Niemand will stundenlange Selbstgespräche, belanglose Gedankendauerschleifen oder trunkene Botschaft von der letzten Nacht ins Ohr gelallt bekommen. Also lieber vorher überlegen, was man sagen will und wo man gerade steht. Wenn das Gesagte von
Baustellenlärm oder Bahnhofsdurchsagen übertönt wird, kommt beim Zuhörenden auch nichts an. Aber wer seine Gedanken sortiert und eine Sprachnachricht verschickt, sagt mehr in weniger Zeit, denn Worte sind schneller gesagt als getippt.
Statt im Laufen noch hektisch ein „Slorry, brin untewegs“ins Wortfeld zu hacken und über die Bordsteinkante zu stolpern, lieber kurz durchatmen und eine Entschuldigung mit „Bus zu spät“, „Bin gleich da“und „Freue mich“in den Hörer hecheln. Das schafft mehr Verständnis als fünf Affen-Emojis, die sich vor Scham die Hände vors Gesicht halten. In der Sprachnachricht schwingt das schlechte Gewissen gleich mit, überhaupt schafft sie mehr Raum für Zwischentöne. War das jetzt ironisch gemeint, liegt Traurigkeit in der Stimme, ist die Freundin noch sauer? Subtile Botschaften gehen getippt verloren, im Gesprochenen aber klingen sie durch. Sprachnachrichten schaffen Nähe zum Gegenüber und wer weiß, vielleicht nimmt man dann auch schneller mal das Telefon in die Hand und ruft an.