Neu-Ulmer Zeitung

In weißen Socken zum Deutschen Meister

Jonas Wirth ist einer der Besten im Fußball an der Konsole. Mit dem SC Paderborn wurde er Deutscher Meister im Team-Wettbewerb. Jetzt will er auch im Einzel den Meistertit­el holen.

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Köln Seinen größten Erfolg hat Jonas Wirth, Spitzname Jonny, in weißen Socken geholt. Sein Beruf: E-Sportler beim SC Paderborn. Er zockt das Fußball-Videospiel „EA Sports FC“. Am kommenden Wochenende spielt Jonny mit anderen um die deutsche Meistersch­aft in der virtuellen Bundesliga. Vor Kurzem durfte sich Jonny schon über einen anderen Titel freuen: Zusammen mit seinem Teamkolleg­en Jamie „Chaser“Bartel holte er die Klubmeiste­rschaft. Im Finale gewannen die beiden gegen Umut Gültekin und Anders Vejrgang von RB Leipzig. Nach der Entscheidu­ng sprang Jonny auf. „Jaaaaaaa“, schrie er und fiel seinem Team in die Arme. Selbst ein paar Freudenträ­nen vergoss der über zwei Meter große E-Sportler. „Ich kann mich an die ersten 30 Sekunden nach dem Abpfiff gar nicht erinnern“, sagt Jonny. „Man spannt bis zum letzten Moment alles an, und dann kommen diese vielen Glücksgefü­hle“, beschreibt er den Moment.

Bei Turnieren trägt er Trikot, Sporthose, Socken und Badeschlap­pen seines Vereins. „Ich könnte nie mit Schuhen spielen, da würde ich mich fühlen, als wäre ich auf der Flucht“, sagt er. Vor jedem Spieltag müsse er gut frühstücke­n. Vor dem Spiel hat er ein festes Ritual: Er legt sein Handy, seine Kopfhörer und seinen Handwärmer

auf sein Handtuch, Kante an Kante, perfekt aneinander­gereiht. „Viele halten mich deswegen für speziell, aber mir gibt das Sicherheit“, sagt Jonny.

Zum E-Sport kam er durch seinen älteren Bruder. „Seitdem ich klein war, haben wir gegeneinan­der FIFA gespielt“, erzählt er. So hieß das berühmte Fußball-Videospiel noch bis zum vergangene­n Jahr. Mit ungefähr 14 Jahren habe er gemerkt, dass er E-Sportler werden könnte. „Meine Kumpels wollten irgendwann nicht mehr gegen mich spielen, weil ich immer gewonnen habe.“Mit 16 Jahren durfte Jonny an richtigen Turnieren

Wie wird man so gut, dass man für einen großen Verein an der Konsole sitzen darf? E-Sportler Jonas „Jonny“Wirth hat Tipps. „Das hören Eltern zwar nicht so gerne, aber man muss viel spielen und trainieren“, sagt er. „Wer E-Sportler werden will, muss vor allem viel Zeit investiere­n.“Ein bisschen Zeit könne man sparen, indem man seine eigenen Spiele aufzeichne­t und in der Wiederholu­ng anschaut, sagt er. Die Aufzeichnu­ng geht zum Beispiel auf der Playstatio­n und der Xbox über einen einfachen teilnehmen. Er feierte seine ersten Erfolge und wurde von Paderborn verpflicht­et. „Da wurde mein Training viel effektiver“, sagt Jonny. „Unser Trainer Daniel ’Pommes’ Elit analysiert unsere Stärken und Schwächen und gibt wichtige Tipps.“So wurde Jonny schnell noch besser. Vergangene­s Jahr qualifizie­rte er sich für die Weltmeiste­rschaft in Saudi-Arabien. Er schaffte es unter die besten 16 Spieler. Mit Paderborn wurde er außerdem Zweiter im DFB-ePokal. In diesem Jahr konnte er mit der deutschen Klubmeiste­rschaft seinen ersten Titel gewinnen. Im Konfetti-Regen streckte er die Meistersch­ale

Tastendruc­k. „Das habe ich am Anfang zu wenig gemacht“, sagt Jonny. „Man schaut in den Aufnahmen, was man besser machen kann. Aber auch, wie man häufig seine Tore schießt, um das dann öfter zu machen.“

Außerdem hilft es, Spiele von E-Sportlern oder Videos mit Tipps und Tricks zu schauen. Aber das Wichtigste bleibt: „Man muss den Spaß am Spiel behalten“, sagt Jonny. „E-Sport ist eine ernsthafte Sache, aber man sollte jeden Tag mit guter Laune zur Arbeit gehen.“(dpa)

in die Höhe. Schon an diesem Wochenende könnte die Einzelmeis­terschaft folgen. „Ich glaube immer an mich“, sagt Jonny. „Und ich weiß, dass ich aktuell gut genug bin, um jeden Spieler schlagen zu können.“

Elf Spieler pro Mannschaft auf dem Platz, zwei an der Konsole: So läuft das bei der Klubmeiste­rschaft der Virtuellen Meistersch­aft. Jonas Wirth holte mit seinem Teampartne­r „Chaser“sogar die Meistersch­aft. Im Einzel treten die beiden getrennt an. Das heißt, es gibt keinen Zwei-gegen-ZweiModus mehr. „So kann ich mich im Training voll auf den Einzelmodu­s konzentrie­ren“, sagt Jonny. Vor Turnieren trainieren E-Sportler wie Jonny besonders viel. „Wenn ich Schule habe, spiele ich vier bis sechs Stunden am Tag. In den Ferien sind es auch mal acht Stunden“, sagt er.

Durch seinen Titelgewin­n im Klubturnie­r war er bereits für die Finalrunde­n im Einzel qualifizie­rt. Jonny und sein Trainer konnten so schon die Stärken und Schwächen möglicher Gegner ausmachen. Zu den Turnierfav­oriten zählen Spieler von RB Leipzig, zudem sein Vereinskol­lege Chaser. Auf den würde Jonny am liebsten so spät wie möglich treffen. „Wir sind gut befreundet. Gegen Chaser im Finale, das wäre die Traumvorst­ellung.“(Pascal Mühle, dpa)

 ?? Foto: Pascal Mühle, dpa ?? E-Sportler Jonas „Jonny“Wirth vom SC Paderborn spielt bei der Deutschen Klubmeiste­rschaft der Virtuellen Bundesliga. Um so gut zu werden, muss er täglich viele Stunden lang spielen.
Foto: Pascal Mühle, dpa E-Sportler Jonas „Jonny“Wirth vom SC Paderborn spielt bei der Deutschen Klubmeiste­rschaft der Virtuellen Bundesliga. Um so gut zu werden, muss er täglich viele Stunden lang spielen.

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