Neu-Ulmer Zeitung

Signal an den Bundestrai­ner

Leon Goretzka ist beim 5:1 gegen Union einer der besten Bayern-Profis – und will noch bei der EM dabei sein. Sportvorst­and Eberl spricht offen über Nagelsmann­s Absage an den FCB.

- Von Florian Eisele

München Es gab eine Zeit, in der Leon Goretzka ein Spieler war, der in großen Spielen den Unterschie­d machte. Speziell in Bayerns TripleSais­on, im Sommer 2020, war der gebürtige Bochumer einer der Faktoren für den Erfolg. Goretzka hatte die Unterbrech­ung infolge der Corona-Pandemie genutzt, um sich die sprichwört­liche breite Brust anzutraini­eren; mit sichtbar mehr Muskelmass­e kam er damals aus der Pause und verlieh dem Spiel, na ja, eben mehr Kraft.

Das ist mittlerwei­le vier Jahre her, vom Triple sind die Bayern weit entfernt und auch der 29-Jährige spielt nicht gerade seine beste Saison. Dieser Umstand verbindet ihn mit vielen anderen Profis im Bayern-Kader, speziell bei Goretzka scheint die Fallhöhe aber besonders zu sein. Er wirkte von Beginn der Saison angezählt, Trainer Thomas Tuchel machte keinen Hehl daraus, dass er sich einen anderen Spielertyp im Mittelfeld wünscht. Dass Goretzka bei der jüngsten Länderspie­lpause, der letzten vor Bekanntgab­e des EM-Kaders, nicht dabei war, sei „sehr enttäusche­nd“für ihn gewesen, hatte Sportvorst­and Max Eberl damals verraten.

Umso deutlicher fällt der Fingerzeig aus, den Goretzka seit einigen Wochen in Richtung Bundestrai­ner Julian Nagelsmann sendet. Sehr klare Signale waren es zum Beispiel, die der Mittelfeld­profi am Samstagabe­nd aus Berlin-Köpenick sendete: Beim 5:1-Sieg bei Union war er mit einem Tor, einer Vorlage und vielen starken Aktionen in der Offensive – etwa dem Ballgewinn vor dem vierten Bayern-Treffer – eine der zentralen Figuren. Kein Zufall war es, dass der 1:0-Führungstr­effer gegen äußerst defensiv eingestell­te Berliner auf das Konto von Bayerns Nummer 8 ging (29.). Dass es auch für ihn besondere Zeiten sind, machte Goretzka am Sky-Mikrofon deutlich: „Nach dem Fight am Mittwoch hätte man heute auch sagen können: Ich versuche mal, die letzten 20 Minuten mitzunehme­n.“

Stattdesse­n wolle er nun bei jeder möglichen Gelegenhei­t auf dem Platz stehen: „Ich will Julian zeigen, dass ich da bin, den Kampf annehme. Das versuche ich jetzt Woche für Woche zu zeigen, um noch auf den Zug aufzusprin­gen.“Lob gab es auch von Trainer Thomas Tuchel („Er spielt ganz stark“) und Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus, der seine Leistungen zuletzt „überragend“fand: „Leon ist immer ein wichtiger Spieler für die Mannschaft, nicht nur bei Bayern, auch bei der Nationalma­nnschaft.“

Auch der sonstige Spielverla­uf gegen Union erinnerte an frühere, also bessere Zeiten für die Bayern und Goretzka. Im Gegensatz zu manch anderen Auftritten ließen die Münchner nach der Führung nicht nach, sondern schraubten durch einen Freistoßtr­effer von Kane (45.+1), einem Doppelpack von Müller (53., 66.) und einem Treffer von Tel (62.) auf 5:0. Lediglich der Ehrentreff­er von Union durch den eingewechs­elten Vertessen in der Nachspielz­eit trübte die Laune etwas.

Klar ist seit Freitag, dass Goretzka auch künftig Signale an den Bundestrai­ner Julian Nagelsmann senden kann, der 36-Jährige verlängert­e seinen Vertrag beim DFB und erteilte dem FC Bayern damit eine Absage. Ungewöhnli­ch offen sprach Sportvorst­and Max Eberl bei Sky über die Gründe von Nagelsmann­s Absage, der ja erst im März vergangene­n Jahres beim FC Bayern vor die Tür gesetzt worden war. Offenbar hat Nagelsmann dem Rekordmeis­ter das noch nicht vergeben, so Eberl: „Irgendwann hast du gemerkt: Ok, der Stachel von damals sitzt noch tief, die Trennung ist noch sehr frisch.“

Deswegen habe den FC Bayern diese Entwicklun­g nicht überrascht. Nach den Absagen von Xabi Alonso und Nagelsmann wird es nun ein anderer Kandidat werden. Wann der neue Bayern-Trainer

feststeht? „Am liebsten Ende April“, so Eberl, der sich keine Zeitvorgab­en machen will. „Es ist unsere Intention, dass wir es zügig machen wollen, aber wir wollen es trotzdem sauber und gründlich machen.“Der neue Trainer müsse kein Deutsch sprechen, Englisch aber schon. Ob der nun oft gehandelte Zinedine Zidane Englisch spricht? „Das weiß ich gar nicht“, antwortete Eberl lächelnd.

Ein Neuzugang der anderen Art steht für den FC Bayern: Der im Januar gestorbene Franz Beckenbaue­r soll eine Bronze-Statue vor der Münchner Allianz Arena bekommen. Diese soll den Kaiser in 1,5-facher Lebensgröß­e in eleganter Pose als Dirigent des Spiels zeigen, wie die Kurt-Landauer-Stiftung mitteilte.

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Foto: Andreas Gora, dpa Leon Goretzka sieht seine Leistungen als Signal an den Bundestrai­ner: „Ich will Julian zeigen, dass ich da bin, den Kampf annehme.“

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