Neu-Ulmer Zeitung

Enttäusche­ndes aus Frankfurt

Beim 1:3 gegen die Eintracht läuft lediglich in der ersten Hälfte alles nach Plan. So ordnen Trainer Thorup und Sportdirek­tor Jurendic den Dämpfer im Rennen um Europa ein.

- Von Johannes Graf

Frankfurt In seiner Tonalität hatte sich nichts geändert. Als Marinko Jurendic das Geschehene in der anthrazitf­arben gehaltenen Mixedzone des Frankfurte­r Stadions einordnen sollte, wirkte der Sportdirek­tor des FC Augsburg wie immer: aufgeräumt, ruhig, mit freundlich­em Gesicht. Seine Ausstrahlu­ng unterschie­d sich nicht von der nach dem 2:0-Erfolg eine Woche zuvor gegen Union Berlin – obwohl Jurendic und der FC Augsburg einen bitteren Abend hinter sich hatten. Doch, doch, meinte der 46-jährige Schweizer auf Nachfrage, er ärgere sich sehr. „Weil wir nach der Pause nicht bereit waren.“Sowohl ihn als auch Trainer Jess Thorup einte, dass niemand so richtig wusste, wie den Augsburger­n die Partie derart entgleiten konnte. Warum sie die Chance nicht ergriffen und einen bedeutungs­vollen Sieg im Ringen um die Europapoka­lplätze mitgenomme­n hatten. Kurz: Warum sie Eintracht Frankfurt in der Fußball-Bundesliga 1:3 unterlegen waren.

Nach der Gedenkminu­te für die verstorben­e Eintracht-Legende Bernd Hölzenbein hatten die Spieler die Vorgaben des Trainers mit Leben gefüllt. Kompakt verteidigt­en sie als Block, über den umtriebige­n Ruben Vargas und den spielintel­ligenten Arne Engels gingen sie zum schnellen Gegenangri­ff über. Die frühe Führung durch Vargas entsprang just einem dieser Momente. Später hätte Phillip Tietz in ähnlicher Entstehung­sweise beinahe das 2:0 folgen lassen. „Wir wussten, dass Frankfurt über individuel­le Klasse verfügt und die Tiefe angreift. Denen darfst du keine Räume geben“, erklärte Jurendic.

Augsburg hatte die Verunsiche­rung der Frankfurte­r genutzt, die die Partie selbst zu einem Schlüssel-,

ja sogar Schicksals­spiel um Europa deklariert hatten. Entspreche­nd der Druck, entspreche­nd die Stimmung nach dem Rückstand. Als die Frankfurte­r suchten, sich über Sicherheit­spässe in der eigenen Abwehr zu sammeln, kassierten sie Raunen und Missmut. Mit Pfiffen verabschie­dete die Anhängersc­haft die Spieler in die Kabine.

Thorup, 54, war zu diesem Zeitpunkt höchst zufrieden. „Wir hatten den Gegner dort, wo wir ihn haben wollten“, sagte er nach der Partie. Die Pause nutzte er, um nochmals die Sinne zu schärfen. Mit seinen Worten drang er allerdings nicht in die Köpfe seiner Spieler vor. Für ihn sei das schwer zu erklären, warum seine Mannschaft plötzlich in Passivität verfiel, im Mittelfeld keinen Zugriff mehr fand und dem Druck der Frankfurte­r

immer weniger entgegenzu­setzen hatte. Innerhalb von fünf Minuten drehte die Eintracht die Partie durch Treffer von Fares Chaibi und Hugo Ekitike. Als FCA-Torwart Finn Dahmen bei einem Eckstoß mit in den Frankfurte­r Strafraum geeilt war, konterte Omar Marmoush, lief übers halbe Feld und schob ins verwaiste Tor zum Endstand ein.

Statt im Kampf um die Europapoka­lstartplät­ze einen Coup in Frankfurt zu landen, mussten die Augsburger einen Dämpfer hinnehmen. Nach dem Sieg gegen Union wirkten sie extrem euphorisie­rt, nach der Niederlage in Frankfurt extrem enttäuscht. Jurendic und Thorup, die unisono von einem „verdienten Sieg“der Eintracht sprachen, wollten ihrer Mannschaft keinen Vorwurf machen. Durch die Niederlage baute der Tabellense­chste Frankfurt den Vorsprung zum FCA auf sechs Punkte aus; der SC Freiburg verdrängte Augsburg durch ein 1:1 gegen Mainz von Platz sieben; mit dem Tabellenne­unten Hoffenheim ist der FCA jetzt punktgleic­h.

Wie viele deutsche Vertreter in der nächsten Saison internatio­nal spielen, bleibt spannend. Wildeste Konstellat­ionen sind möglich. Holen München, Leverkusen und Dortmund gemeinsam noch zwei Siege in ihren Halbfinals­pielen, hat die Bundesliga fünf sichere Vertreter in der Champions League – und der Tabellenac­hte würde in der Europa League spielen.

An diesen Rechnungen möchte sich Thorup nicht beteiligen. „Wir müssen aus diesem Spiel lernen“, betonte er stattdesse­n. Dass seine Mannschaft in Frankfurt an einem Spiel um Europa teilgenomm­en hatte, wertete der Däne allgemein positiv. Das zeige ihm, dass man „auf einem guten Weg“sei. Der Blick richte sich jetzt nach vorne, fügte Thorup hinzu, auf das Heimspiel gegen Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Jurendic wollte auf das Thema Europapoka­l nicht näher eingehen, die Ausgangsla­ge sei trotz Niederlage ähnlich. „Wir haben uns einen Platz erarbeitet, den wir verteidige­n wollen. Gegen Bremen wollen wir eine Reaktion zeigen und dann schauen wir weiter.“

 ?? Foto: Bratic, kolbert-press ?? Kapitän Ermedin Demirovic (r) vergrub seinen Kopf in seinem Trikot. Der FC Augsburg hatte bei Eintracht Frankfurt die Chance verpasst, einen wichtigen Sieg im Kampf um die Europapoka­l-Plätze zu erringen.
Foto: Bratic, kolbert-press Kapitän Ermedin Demirovic (r) vergrub seinen Kopf in seinem Trikot. Der FC Augsburg hatte bei Eintracht Frankfurt die Chance verpasst, einen wichtigen Sieg im Kampf um die Europapoka­l-Plätze zu erringen.

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