Landeskirche will Missbrauch vorbeugen
Wie geht es für die evangelische Kirche in Bayern weiter?
Coburg Welche Konsequenzen zieht die evangelische Landeskirche in Bayern aus der bundesweiten „ForuM“-Missbrauchsstudie? Bei der Frühjahrstagung der Landessynode in Coburg sicherten die Verantwortlichen jedenfalls erneut Aufarbeitung und Prävention zu.
„Wir brauchen Aufarbeitung, auch für Fälle, die lange zurückliegen“, sagte Landesbischof Christian Kopp am Montag. „Wir werden wachsam bleiben“, sicherte die Präsidentin der Synode, Annekathrin Preidel, zu. Als Gremium, das über den Haushalt der Landeskirche entscheidet, werde man die notwendigen Mittel für Präventionsarbeit zur Verfügung stellen.
Kritischer äußerten sich Karin Krapp und Detlev Zander. Beide vertreten Betroffene im Beteiligungsforum sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das Thema müsse in die Gemeinden getragen werden, sagte Zander. Es mache keinen Sinn, wenn die Kirchenleitung Dinge erarbeite „und in den Gemeinden wird es gar nicht umgesetzt“. Wenn er mit Gemeindevertretern ins Gespräch komme, heiße es oft: „Wir wissen von nichts.“Das sei ein „Unding“.
Es seien viele Fälle verschleppt, vertuscht und in Giftschränken gelagert worden, beklagte Zander. Dadurch seien viele Fälle in die Verjährung gedrängt worden oder es sei zu weiteren Taten gekommen. Die bayerische Landeskirche habe bislang Aufarbeitung in der Zentrale in München betrieben, sagte Krapp. Es sei aber an der Zeit, dass das Thema sexualisierte Gewalt an den Orten, an denen sie geschehen sei, wahrgenommen werde. Die Aufarbeitung müsse jetzt weitergehen. „Die Menschen vor Ort müssen wissen, was bei ihnen geschehen ist.“
Im Januar hatten die EKD und die Diakonie eine bundesweite Studie zu sexualisierter Gewalt vorgelegt. Mindestens 2225 Betroffene und 1259 mutmaßliche Täter waren darin für die vergangenen Jahrzehnte dokumentiert worden. Zander beklagte, dass die föderalen Strukturen der EKD – zu ihr gehören 20 eigenständige Landeskirchen – hinderlich für die Aufarbeitung seien. Er erwarte von der EKD, dass sie die Weichen stelle. „So, wie es momentan läuft, ist es sehr, sehr schwierig.“
Bei der Meldestelle der bayerischen Landeskirche für mutmaßliche Missbrauchsfälle gingen 2022 39 Hinweise ein, im Jahr 2023 waren es 32. Bei 22 handelt es sich um aktuelle Fälle. (dpa)