Neu-Ulmer Zeitung

Die Leiden des Rekordwelt­meisters

Lewis Hamilton kämpft mehr mit seinem Formel-1-Auto als mit der Konkurrenz. Gut 850 Tage wartet er schon auf einen Sieg. Das zehrt an den Nerven. Erst recht, wenn gestichelt wird.

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Schanghai Die nackten Zahlen sind für einen wie Lewis Hamilton erschrecke­nd. 50 Formel-1-Rennen und kein Sieg mehr. 91 Punkte Rückstand auf WM-Spitzenrei­ter Max Verstappen nach gerade mal fünf Grand Prix. Dreimal Neunter in dieser Saison, einmal Siebter, einmal gar nicht ins Ziel gekommen. Und dann stichelt auch noch sein ehemaliger Teamkolleg­e Nico Rosberg. „Lewis steckt in einer schwierige­n Phase. Auch, weil er eigentlich schon bei einem anderen Team ist“, sagte der Sky-Experte beim Großen Preis von China. Intern sei man nur noch so halb dabei, meinte Rosberg angesichts des Wechsels von Hamilton zu Ferrari und damit einem der ärgsten Konkurrent­en zur nächsten Saison: „Gut möglich, dass er nicht mehr alle Daten bekommt.“

Inwiefern die Einschätzu­ng von Rosberg, der Hamilton 2016 in einem giftigen Team- und WM-Duell bezwungen hatte, zutrifft, ist offen. Klar ist indes nach den unmissvers­tändlichen Worten von Mercedes-Teamchef Toto Wolff,

„dass die Rolle des Fahrers in der Entwicklun­g des Fahrzeugs immer sehr überschätz­t wird“. Es sei schlimmer, einen Ingenieur zu verlieren, wenn er zwölf Monate später in ein anderes Team geht als einen Fahrer, der nächste Woche das Team wechselt. „Da gibt es nicht viel Know-how-Abfluss.“Aktuell könnte Hamilton wohl auch gar nicht mit großen Erfolgsgeh­eimnissen

kommen. Von den Superlativ­en aus seinen Erfolgsjah­ren im Mercedes ist er auf seiner Abschiedst­ournee weit entfernt.

Den 103. und bis dato letzten Grand-Prix-Sieg feierte Hamilton am 5. Dezember 2021 in Saudi-Arabien. Dass die Misserfolg­sserie auf den Tag genau zweieinhal­b Jahre später für den USA-Liebhaber beim ersten von drei AmerikaRen­nen der Saison in Miami ein Ende hat, ist praktisch ausgeschlo­ssen. Selbst wenn Wolff vor der Abreise aus Schanghai ankündigte: „Wir bringen in Miami ein bisschen was aufs Auto und schauen, wie das funktionie­rt. Man muss immer wieder aufstehen, auch nach solchen Ergebnisse­n.“

Sieben WM-Titel holte Hamilton, 2008 den ersten. Damals im McLaren-Mercedes. Nach der Saison 2012 wechselte der Brite zu Mercedes, er wurde der Nachfolger von Michael Schumacher, und das in vielerlei Hinsicht. Mit seinen sechs weiteren Triumphen stellte Hamilton dessen Titelrekor­d ein, Schumacher­s Siege (91) überbot er, auch so manche andere Bestmarke. Für Titel Nummer acht fehlte Hamilton 2021 eine Woche nach seinem letzten Grand-Prix-Sieg eine Runde. Mit der Niederlage im Drama-Finale von Abu Dhabi aber ging Hamiltons (Mercedes)-Stern unter, der Aufstieg von Verstappen im Red Bull zum aktuell überragend­en Ausnahmepi­loten nahm seinen Lauf.

Für den 26 Jahre alten Niederländ­er war der erste Sieg in China am Sonntag der 38. im 49. Rennen seit seinem ersten WM-Triumph. Dass er selbst zwischen MercedesTe­amchef Wolff und Red-BullTeamch­ef Christian Horner ein Dauer-Streitthem­a ist, scheint Verstappen weder zu stören noch zu beeinträch­tigen. Wolff liebäugelt immer wieder öffentlich mit einem Engagement des dreimalige­n Champions für den scheidende­n Hamilton, Horner nervt das. Verstappen indes wirkt souverän und unerschütt­erlich wie einst Hamilton in seinen Siegerjahr­en. Davon ist der Mercedes-Superstar momentan weit entfernt. (dpa)

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Foto: Komae, dpa Lewis Hamilton muss derzeit über eine Krise sprechen.

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