Die Pfuhler Seejockel stellen sich neu auf
Ein Vierteljahrhundert steuerte er das Narrenschiff mit großem Erfolg, jetzt gab er das Ruder aus der Hand: Dirk Rothfuchs.
Neu-Ulm Der Kapitän des Narrenschiffs feierte erst kürzlich seinen 61. Geburtstag. Während der Jahreshauptversammlung der „Gesellschaft der Pfuhler Seejockel“im voll besetzten „Historischen Museumsstadel“informierte ihn seine Tochter Nora, Vizepräsidentin in der Gesellschaft, dass er für seine langjährigen ehrenamtlichen Verdienste mit dem Staufer-Löwen in Gold des Regionalverbandes Bayerisch-Schwäbischer Fastnachtsvereine (BSF) im Herbst ausgezeichnet werde.
Dieser höchste Narren-Verdienstorden setzte seine Tochter in der Bedeutung gleich dem „Oscar“in der Filmbranche. Außerdem beschloss die Versammlung auf Vorschlag des Rothfuchs-Nachfolgers, Daniel Siegert, einstimmig, Dirk Rothfuchs sowie die nicht mehr zur Wahl stehende Präsidentin Karin Deutsch sowie Sylvia Mack, bisher zweiter Vorstand und den Technischen Leiter, Siegfried
Schüssl, zu Ehrenmitgliedern ernennen.
Immer wieder gab es stehende Ovationen für die geleistete Arbeit des 1. geschäftsführenden Vorsitzenden. Weshalb stellte sich Dirk Rothfuchs nicht mehr zur Wahl, wollten wir vorab wissen? „Ich denke, es ist Zeit für Veränderungen. Neue, junge Vorstandsmitglieder haben neue Ideen und sehen viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel“, begründet er seinen Entschluss. Und: Jedes Jahr gebe es mehr Vorschriften und Regeln, die bei den Veranstaltungen zu beachten seien. Und das nerve ihn in gewisser Weise.
Rückblick: Seit 1990 lebt Dirk Rothfuchs mit seiner Familie in Pfuhl, ist verheiratet, hat eine Tochter und ist auch seit dieser Zeit in der Diakoniestation Ulm als Pflegeberater tätig, er ist Schwerbehindertenvertreter und stellvertretender Vorsitzender der Mitarbeitervertretung.
1993 trat er der „Gesellschaft Pfuhler Seejockel“bei und zwei Jahre später saß er bereits im Elferrat,
er übernahm 1998 einen Führungsposten als zweiter Vorstand bis 2003. In diesem Jahre wurde er aufgrund seiner bewährten Arbeit zum 1. geschäftsführenden Vorstand gewählt, bis zum vergangenen Samstag.
Trotz der Erfolge verringerte sich die Mitgliederzahl, „wie fast überall nach der Corona-Pandemie“und auch durch die Auflösung der Schalmeien und der Venezianer, die sich teils von der Gesellschaft abgewandt haben“, erklärt Rothfuchs. Der doch recht optimistisch auf die aktuelle Entwicklung blickt, denn in der abgelaufenen Saison standen 15 Austritten exakt 28 Neuzugänge gegenüber und auch die Jugendarbeit funktioniere hervorragend.
Dabei schwärmt er in der Hauptversammlung von seinen jahrelangen treuen und aktiven Helferinnen und Helfern, die wieder eine „tolle Kampagne“mit „großer Hingabe“auf die Beine gestellt haben, „meine Hochachtung, was alles geleistet worden ist“. Rückblickend erinnerte er an Anschaffungen, etwa neue Kostüme und nicht zu vergessen die immer aufwendiger werdenden Auftritte „bei unseren super Prunksitzungen“. Lobend erwähnte er zudem das allererste Kinder-Prinzenpaar, das die „Seejockel“mit Jule und
Nick dem Publikum in dieser Saison erfolgreich präsentieren konnten.
Weil aber alles Geld kostet, sind nach wie vor die „Sponsoren“gefragt, eigene Feste oder das handwerkliche Geschick „unserer technisch Verantwortlichen“, damit die Kosten etwas aufgefangen werden können. Ganz bitter stößt dabei Dirk Rothfuchs speziell die aktuelle Kostenexplosion durch die Gema auf – an die rund 5000 Euro mussten aktuell überwiesen werden.
Er nennt zudem noch ein großes Problem: Es sei heutzutage echt schwierig, Aktive für ehrenamtliche Posten zu gewinnen.
Doch, dass die positiven Seiten in den vergangenen Jahrzehnten überwiegend toll waren, wurde in der Versammlung ebenso deutlich, wie die Tatsache, dass die Gesellschaft auch außerhalb der Saison Brauchtum und Kameradschaft pflegen wie etwa bei der Pfuhler Maifeier, beim Dorffest, Wanderungen oder Weihnachtsmarkt und gemeinsamen privaten Festen.