Neu-Ulmer Zeitung

Wer soll sie noch stoppen?

Der SSV Ulm 1846 Fußball gewinnt in der 3. Liga auch das Spitzenspi­el gegen Jahn Regensburg. Der Aufstieg ist vier Wochen vor Saisonende bereits in greifbarer Nähe.

- Von Stephan Schöttl

Ulm Es ging nach dem Schlusspfi­ff wieder einmal um das starke Kollektiv als Schlüssel zum Erfolg beim SSV Ulm 1846 Fußball. Trainer Thomas Wörle sagte: „Ich bin beeindruck­t, wie die Mannschaft für- und miteinande­r gekämpft hat.“Belege dafür gab es beim 1:0-Sieg der Spatzen gegen den SSV Jahn Regensburg im Spitzenspi­el der 3. Liga genügend. Felix Higl zum Beispiel, der in der Schlusspha­se über das halbe Feld nach hinten sprintete, um dann als Stürmer in bester Verteidige­rmanier die Grätsche auszupacke­n und einen Angriff der Gäste zu klären. Und trotz allem Zusammenha­lt und Teamgeist gab es einen unumstritt­enen „Mann des Abends“beim inzwischen 19. Saisonsieg des Aufsteiger­s und Spitzenrei­ters.

Leo Scienza war auch gegen Regensburg ein nimmermüde­r und quirliger Antreiber in der Offensive der Hausherren. Beim entscheide­nden Tor zum 1:0 in der 70. Minute machte er deutlich, wie wertvoll er für die Mannschaft ist – und warum inzwischen so viele Erstund Zweitligis­ten hinter dem Brasiliane­r her sind. Scheinbar federleich­t tanzte er zwei, drei Gegenspiel­er aus, hatte dann noch genügend Kraft für einen Zauberpass mit dem Innenrist auf Felix Higl. Der wiederum schloss eiskalt ins rechte untere Eck ab und ließ sich in der Kurve feiern. Scienza meinte später: „Es macht mir so viel Spaß hier. Wir machen momentan die Tore einfach in den richtigen Momenten.“In den Mittelpunk­t rücken wollte sich der 25-Jährige selbst aber nicht. Scienza sagte weiter: „Natürlich mache ich manchmal mein Ding, mal ein schönes Dribbling. Aber ohne Mannschaft geht gar nichts. Ich bin sehr glücklich, dass ich der Mannschaft auf dem Platz helfen kann.“Sein Coach weiß freilich um die Qualitäten des Kickers, der in Spielen wie diesen den Unterschie­d ausmachen kann. „Er ist unfassbar wichtig für uns“, sagte Wörle.

Doch gegen den SSV Jahn Regensburg taten sich Scienza und Co. zunächst recht schwer. Die Gäste machten früh Druck und wollten Fehler im Aufbauspie­l provoziere­n. Dazu kam, dass Verteidige­r Philipp Strompf schon nach vier Minuten mit der Bürde einer frühen Gelben Karte umgehen musste. Es war nicht die einzige diskussion­swürdige Entscheidu­ng von Fifa-Schiedsric­hter Christian Dingert in der Anfangspha­se. Die Spatzen hätten gleich in zwei darauffolg­enden Situatione­n gerne einen Elfmeterpf­iff gehört, doch Dingert machte sich keine Freunde im Donaustadi­on. Es waren aber auch keine gravierend­en Fehler, sondern – wie vieles im Leben – war es auch auf dem Rasen Auslegungs­sache.

Erst gegen Ende der ersten Halbzeit übernahm der SSV Ulm 1846 Fußball das Ruder und wurde wie zuletzt vor allem bei Standardsi­tuationen gefährlich. Es ging aber torlos in die Pause. Nach dem Seitenwech­sel setzten die Hausherren ihre Sturm-und-DrangPhase fort. Lennart Stoll (57.) und Dennis Chessa (61.) hatten die ersten großen Möglichkei­ten für den Tabellenfü­hrer, der jetzt klar spielbesti­mmend war. Und dann schließlic­h kam der geniale Scienza-Moment.

Ulm schwamm fortan auf einer Welle der Euphorie, Regensburg brachte nicht mehr viel zustande. Erst in der Nachspielz­eit gab es noch zwei brenzlige Situatione­n, die Christian Ortag im Spatzen-Tor aber nicht vor allzu große Herausford­erungen stellten.

„Das war bärenstark. Mir fehlen fast die Worte“, meinte Trainer Thomas Wörle nach dem Auftritt seiner Mannschaft. „Den dritten Sieg in einer Woche einzufahre­n und dann gemeinsam mit den Fans im ausverkauf­ten Stadion zu feiern, das war die Krönung dieser englischen Woche. Die Atmosphäre, die Emotionen – das ist einmalig“, sagte Kapitän Johannes Reichert.

Jetzt fehlen den Ulmern in den verbleiben­den vier Spielen nur noch zwei Siege, um den Aufstieg in die 2. Bundesliga endgültig klarzumach­en. Es könnte schon beim Heimspiel am 4. Mai gegen Viktoria Köln so weit sein.

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Foto: Horst Hörger So sieht pure Ekstase aus: Max Brandt, Felix Higl, Johannes Reichert und Romario Rösch (von links) feiern den Ulmer Heimsieg im Spitzenspi­el der 3. Liga gegen den SSV Jahn Regensburg.

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