Neu-Ulmer Zeitung

Diesen Skandal kann die AfD nicht mehr weglächeln

- Von Michael Stifter

Die AfD hat den Umgang mit Extremiste­n, Kriminelle­n oder sonst irgendwie ins Zwielicht geratenen Parteifreu­nden perfektion­iert. Erst wird der zur Last gelegte Sachverhal­t geleugnet. Dann werden „die Mainstream-Medien“bezichtigt, eine Kampagne gegen die AfD zu fahren. Die Meinungsma­schinerie in den sozialen Netzwerken strickt an der Opferlegen­de, während die Parteispit­ze Zeit schindet, bis endlich andere Schlagzeil­en die Aufmerksam­keit auf sich ziehen. Und wenn die Beweislage zu erdrückend wird, bleibt immer noch der

Joker, sich öffentlich halbherzig oder sogar mit einem Augenzwink­ern von den „schwarzen Schafen“zu distanzier­en – ohne dass dies intern ernsthafte Konsequenz­en nach sich zieht. Als ginge es um einen Klassenaus­flug, wo eben mal einer ein bisschen über die Stränge geschlagen hat.

So versucht es AfD-Chef Tino Chrupalla auch in der Causa Maximilian Krah. Der AfD-Spitzenkan­didat zur Europawahl steht, genau übrigens wie der zweite Mann auf der Wahlliste, Petr Bystron, unter Verdacht, Propaganda für Russland gemacht zu haben. Womöglich wurden die beiden sogar dafür bezahlt. Korruption gebe es doch in allen Parteien, winkte Chrupalla ab, als sei es das Normalste der Welt, wenn deutsche Politiker sich von einem Regime kaufen lassen, das einen Krieg in Europa entfacht hat. Und nun wurde auch noch ein Mitarbeite­r von Krah verhaftet, der im Auftrag Chinas spioniert haben soll. Petitessen? Eben nicht! Zumal nicht für eine Partei, die von sich behauptet, als einzige politische Kraft ausschließ­lich deutsche Interessen im Sinn zu haben. Tatsächlic­h in deutschem Interesse ist es, diese Machenscha­ften aufzudecke­n. Es stimmt ja, dass es auch in anderen Parteien Verfehlung­en und Skandale gibt, nur: Dort kosten sie dann auch meist Karrieren.

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