Neu-Ulmer Zeitung

Donald Trumps heikle Überweisun­gen

Im Schweigege­ldprozess gegen den Ex-Präsidente­n geht es um die Motive für seine Zahlung an Ex-Pornostar Stormy Daniels. Die Anklage spricht von Wahlbetrug, die Verteidigu­ng von edlen Absichten.

- Von Karl Doemens

zweiten Hauptverha­ndlungstag wurde vor Gericht ein Video abgespielt, das auch die Rede von Höcke zeigt.

Während der Verhandlun­gen am Dienstag wurde auch deutlich, dass Höcke im Fall einer Verurteilu­ng voraussich­tlich maximal eine Geldstrafe erwartet. Das Gericht habe eine Erklärung abgegeben, dass nach derzeitige­m Stand nicht mit einer Freiheitss­trafe und damit auch nicht mit einer Aberkennun­g der Amtsfähigk­eit Höckes zu rechnen sei, sagte Gerichtssp­recherin Adina Kessler-Jensch. Der Strafrahme­n für den angeklagte­n Fall sehe eine Geldstrafe bis drei Jahre Freiheitss­trafe vor, so die Sprecherin. Falls der Angeklagte zu einer Freiheitss­trafe von sechs Monaten verurteilt werden würde, könnte das Gericht als Nebenfolge ausspreche­n, dass dem Angeklagte­n die aktive und passive Wählbarkei­t abgesproch­en wird und auch die Amtsfähigk­eit.

Dass er Geschichte studiert habe, bedeute nicht, dass er von dem verbotenen SA-Slogan gewusst haben müsse, so die Auffassung des Politikers. In seiner Einlassung beschrieb er sich als einen „rechtstreu­en Bürger“. Außerdem sagte er: „Ich habe mit Nationalso­zialismus nichts, aber auch gar nichts am Hut.“Die Parole der SA bezeichnet­e Höcke als einen „Alltagsspr­uch“. Der 52-Jährige will am 1. September bei der Landtagswa­hl in Thüringen als Spitzenkan­didat seiner Partei ins Rennen gehen. Die AfD wird in Thüringen vom Landesverf­assungssch­utz als gesichert rechtsextr­em eingestuft und beobachtet. (dpa)

New York Eine monatelang­e Affäre mit einem Playboy-Model, während die Ehefrau schwanger ist. Ein One-Night-Stand mit einer Porno-Darsteller­in kurz nach der Geburt des Sohnes. Eine Schweigege­ldzahlung von 130.000 Dollar. Ein windiger „Mann fürs Grobe“, der die Drecksarbe­it erledigte, dann aber auf die Seite der Justiz gewechselt ist. Und schließlic­h: Ein leibhaftig­er Ex-Präsident auf der Anklageban­k – erstmals in der Geschichte der USA.

Es mangelt nicht an saftigen Zutaten im Schweigege­ldprozess gegen Donald Trump, der derzeit vor dem New Yorker Strafgeric­ht verhandelt wird. Und mancher der zwölf Geschworen­en, der in den kommenden sechs Wochen im Saal 1530 die Zeugenauss­agen verfolgen muss, wird vielleicht insgeheim denken, dass er für eine ähnlich gute Unterhaltu­ng im Kino hätte Eintritt bezahlen müssen.

Die entscheide­nde Frage aber ist: Fügt sich das Puzzle zu einer kriminelle­n Straftat zusammen, die mit bis zu vier Jahren Haft geahndet werden kann? Oder handelte es sich nur um eine Ordnungswi­drigkeit, die inzwischen verjährt ist? Oder kann die Anklage am Ende nicht alle Geschworen­en überzeugen, und das ganze Verfahren bricht in sich zusammen?

Das Risiko ist in jedem Fall hoch. So versuchten beide Seiten in ihren Eröffnungs­plädoyers den Laienricht­ern ihre Version möglichst plausibel zu machen. „In diesem Prozess geht es um eine kriminelle Verschwöru­ng und eine Vertuschun­g, die der Angeklagte Donald Trump inszeniert hat“, sagte Staatsanwa­lt Matthew Colangelo. Der Ex-Präsident habe nichts Illegales getan, hielt dessen Verteidige­r

Todd Blanche dagegen. Der Milliardär und Immobilien­mogul sei „auch ein Mann, er ist ein Ehemann, er ist ein Vater, und er ist ein Mensch genau wie Sie und ich“.

Zumindest einige Fakten sind klar: Zwar bestreitet Trump offiziell, mit dem früheren PlayboyMod­el Karen McDougal und der Ex-Porno-Darsteller­in Stormy Daniels

jemals Sex gehabt zu haben. Erwiesen ist aber, dass McDougal für die Rechte an ihrer Geschichte 150.000 Dollar von dem mit Trump befreundet­en Schmierbla­tt-Verleger David Pecker erhielt, der die Story nie veröffentl­ichte. Stormy Daniels kassierte von Trumps damaligem Anwalt im Herbst 2016 kurz vor der Präsidents­chaftswahl ein Schweigege­ld von 130.000 Dollar. Diese Summe verbuchte Trump als Anwaltskos­ten.

Im Kern des Prozesses stehen nun nicht die Zahlungen an sich, die pikant, aber legal waren. Vielmehr wirft die Anklage Trump eine Fälschung der Geschäftsu­nterlagen vor. Das an sich wäre eine Ordnungswi­drigkeit. Die Staatsanwa­ltschaft ist jedoch überzeugt, dass Trump die Bilanzen manipulier­te, um eine für ihn politisch schädliche Enthüllung kurz vor der Wahl zu verhindern. Dann wäre es eine strafbare, illegale

Wahlkampfs­pende. Zusammen mit der mutmaßlich­en Absprache mit Pecker, unliebsame Geschichte­n aufzukaufe­n und zu unterdrück­en, fügt sich das für die Anklage zu einer „kriminelle­n Verschwöru­ng“zusammen. „Es war Wahlbetrug – schlicht und einfach“, sagte Colangelo.

In den kommenden Wochen geht es nun also um die schwierige Frage, mit welcher Intention Trump handelte. Wollte er am Ende nur seine Frau Melania schützen? „Er schlug zurück, wie er es immer tut, und dazu hat er das Recht, um seine Familie, seinen Ruf und seine Marke zu schützen“, sagte Anwalt Blanche. Oder ist Trump vielleicht doch ein eiskalter Polit-Pate, der keinerlei Gesetze achtet, wenn sie ihm den Weg versperren?

Ob Trump selbst vor Gericht aussagen wird, ist offen. Ein Urteil könnte im Juni fallen.

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Foto: Spencer Platt, dpa Ex-Präsident Trump steht in New York vor Gericht.

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