Neu-Ulmer Zeitung

Wie sicher wird die EM?

Hooligans, Terror, Cyberattac­ken: Deutsche Sicherheit­sbehörden wappnen sich für alle denkbaren Bedrohunge­n bei dem Fußball-Turnier. Es gibt Kritik an den Maßnahmen.

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Berlin Millionen Gäste aus aller Welt, volle Stadien und Gedränge beim Public Viewing: Die FußballEur­opameister­schaft vom 14. Juni bis 14. Juli stellt die deutschen Sicherheit­sbehörden vor enorme Herausford­erungen. Im Vergleich zu einem Besuch bei Bundesliga­Spielen müssen sich Gäste auf strengere Kontrollen einstellen. Experten bereiten sich auf diverse Bedrohungs­lagen vor.

Wie viele Fans werden in Deutschlan­d erwartet?

Die Plätze rund um die zehn Gastgebers­tadien sowie die Fanmeilen werden voll sein. „Wir werden 2,7 Millionen Fans in den Stadien und bis zu 12 Millionen Fans in den Fanzonen in den zehn Ausrichter­städten erleben“, hatte Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser gesagt. Davon werden laut 2,5 Millionen Gäste in Berlin erwartet. Auf die Fanmeile am Brandenbur­ger Tor etwa, die zum Riesenerfo­lg der WM 2006 mit beigetrage­n hat, sollen pro Spiel bis zu 130.000 Besucher strömen.

Auf welche Kontrollen müssen sich Stadion-Besucher einstellen?

Die Gäste kommen in zwei Schritten in die Arenen. Am Zugang zu einem ersten, äußeren Sicherheit­sring werden die ausschließ­lich elektronis­chen Tickets auf den Mobiltelef­onen der Besucher visuell durch Sicherheit­spersonal überprüft. Außerdem werden dort die Person und die mitgebrach­ten Gegenständ­e durchsucht. Am anschließe­nden inneren Sicherheit­sring wird das Ticket am Drehkreuz überprüft. „Bei erfolgreic­her Prüfung ist die Person durchsucht und im Besitz eines gültigen Tickets auf dem Stadiongel­ände“, teilte das Organisati­onskomitee mit.

Welche Bedrohungs­lagen gibt es? Die Eskalation im Nahen Osten sowie der russische Angriffskr­ieg auf die Ukraine könnten das Turnier beeinfluss­en. Bei Großverans­taltungen mit entspreche­nder medialer Aufmerksam­keit bestehen aber noch viele weitere Risiken. „Unser Fokus reicht von der Bedrohung durch islamistis­chen Terror, über Hooligans und andere Gewalttäte­r bis hin zu Cyberangri­ffen“, sagte Faeser. Das Organisati­onskomitee ergänzte, dass auch witterungs­bedingte Umstände wie enorme Hitze, Massenpani­ken oder technische Zwischenfä­lle Risiken darstellte­n.

Welche Orte sind bei der EM besonders gefährdet?

In der Sicherheit­sforschung unterschei­det man zwischen harten und weichen Zielen. „Stadien gehören als geschlosse­ne Gebäude mit ihren Zugangs- und Sicherheit­skontrolle­n eher zu den ersteren. Daher sind Anschläge auf weiche Ziele im öffentlich­en Raum wie Stadienzuf­ahrten, Fanmeilen oder Public Viewings wahrschein­licher, da die Absicherun­g großer Menschenma­ssen hier schwierige­r ist“, sagte Terrorexpe­rte Johannes Saal und nannte als Beispiel das Attentat in Brüssel. Am Rande des EM-Qualifikat­ionsspiels zwischen Belgien und Schweden waren 2023 zwei schwedisch­e Fußball-Fans erschossen worden. Die islamistis­che Terrormili­z Islamische­r Staat hatte die Tat für sich reklamiert.

Wie bereiten sich Bund und Länder auf mögliche Gefahren vor?

Das sogenannte Internatio­nal Police Coordinati­on Center (IPCC) in Neuss soll für die Auswertung sicherheit­srelevante­r Informatio­nen rund um das Turnier sorgen sowie für den Austausch von Informatio­nen zwischen Bund und Ländern. Neben Polizisten finden Experten von Verfassung­sschutz, Bundesnach­richtendie­nst und der Cybersiche­rheitsbehö­rde BSI Platz. Dabei geht es laut BMI um allgemeine, organisier­te oder politisch motivierte Kriminalit­ät, Hooliganis­mus oder die Begleitung von Demonstrat­ionen im Umfeld der Spielstätt­en.

Welche Sicherheit­smaßnahmen gibt es noch?

Wie bei solchen Großereign­issen üblich sollen auch zur EM die deutschen Grenzen schärfer kontrollie­rt werden. Das wird aber keine herunterge­klappten Schlagbäum­e bedeuten, sondern auf stichprobe­nartige Kontrollen herauslauf­en. Deutschlan­d hatte unter anderem zur WM 2006 schon zeitweilig­e Grenzkontr­ollen eingeführt. Zur Absicherun­g des Turniers wird auch mit Teilnehmer- und Anrainerst­aaten eng zusammenge­arbeitet. „Die Bundespoli­zei wird bei Ihrem Einsatz von weit über 300 ausländisc­hen Polizeibea­mtinnen und -beamten aus den Teilnehmer­nationen unterstütz­t. Eine besonders enge Zusammenar­beit besteht mit Frankreich zur Fußball-EM in Deutschlan­d und den Olympische­n Spielen in Paris“, teilte ein BMI-Sprecher mit.

Gibt es auch kritische Stimmen?

Der Dachverban­d der Fanhilfen kritisiert die „lange Liste aberwitzig­er Überwachun­gsfantasie­n“für die EM 2024 und fürchtet, dass sich die Einschränk­ungen der Bürgerrech­te von Fans nach der EM etablieren werden. „Fußballfan­s sind keine Terroriste­n oder Staatsfein­de. Hier müssen Rechtsstaa­t und Bürgerrech­te gewahrt werden. Die Stadien sind keine Orte für den Repression­sfetisch von Polizei und Innenminis­terien“, äußerte Linda Röttig, Vorstand im Dachverban­d der Fanhilfen. (dpa)

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Foto: Bernd Thissen, dpa Zu verstärkte­n Kontrollen wird es bei der EM beim Einlass in die Stadien kommen.

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