20-Jährige mit Sitzstreik auf Polizeiwache
Verhaftung von Sprayern in Ulm eskaliert
Ulm Geradezu für eine polizeiliche Überprüfung empfahlen sich die beiden gegen 1 Uhr in der Ulmer Platzgasse. Sie gingen in einem Hauseingang in Deckung. Augenscheinlich, um sich so den Blicken einer entgegenkommenden Streife zu entziehen.
Bei der folgenden Kontrolle war der erste Grund dafür schnell ermittelt. Der 35-jährige Mann war zur Festnahme ausgeschrieben. Er musste mit dem Streifenwagen zum Polizeirevier Ulm-Mitte transportiert werden. Bei der routinemäßigen Durchsuchung versuchte er in seiner Kleidung einen lilafarbenen Stift mit einer etwa einen Zentimeter breiten Spitze und mehrere Sprühkopfaufsätze für Farbdosen zu verstecken.
Seine 20-jährige Begleiterin war im Besitz von Sprühdosen in den Farben Orange, Weiß und Schwarz. Auch sie hatte zwei Marker in den Farben Schwarz und Weiß in ihrem Gepäck. Der Polizei Ulm war schnell klar: Das alles muss mit „Graffiti“und sonstigen Bemalungen an Hauswänden zu tun haben.
Der Mann musste nach Ankunft beim Polizeirevier die Nacht bis zu seiner Einlieferung in eine Haftanstalt in einer Gewahrsamszelle verbringen. Mit der Maßnahme war aber seine Begleiterin gar nicht einverstanden. Eigentlich wäre für sie die Sache nach der Kontrolle erledigt gewesen. Statt ihren Heimweg anzutreten, begab sie sich aber direkt zum Polizeirevier. Dort war es ihr wichtig, gegen die Festnahme ihres Begleiters zu protestieren.
Den Protest bleiben lassen und dafür die Geldstrafe zu bezahlen, war die 20-Jährige nicht bereit. Vielmehr hielt sie es für sinnvoller, durch einen Sitzstreik im Vorraum der Wache gegen die Festnahme zu demonstrieren. Alle Versuche, sie zur Aufgabe ihres Vorhabens zu bewegen, scheiterten. Die gesamte Situation eskalierte dann völlig, als die junge Frau aus dem Neuen Bau geführt werden sollte. Die Beamten wurden mit heftigen Schlägen Tritten und Beleidigungen attackiert.
Mangels anderer Möglichkeiten wendete sich das Blatt für die Frau. Auch sie erhielt einen Platz in einer Gewahrsamszelle des Polizeireviers Ulm-Mitte – in direkter Nachbarschaft des 35-Jährigen, und das so lange, bis sich ihr Gemüt abgekühlt hatte. Die Begegnung mit den Ordnungshütern wird für die 20-Jährige noch ein Nachspiel haben. Gegen sie wird nun wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung ermittelt.
Ob der zweite Grund für ihr Verhalten in der Platzgasse der Besitz der Sprayerutensilien war, muss noch ermittelt werden, heißt es weiter. Den beiden konnte bislang noch kein Bild oder Schriftzug zugeordnet werden. (AZ)
> Mögliche Geschädigte werden gebeten, sich beim Polizeirevier Ulm-Mitte unter 0731/188-0 zu melden.