Neu-Ulmer Zeitung

Harmonie auf allen Ebenen

Der SSV Ulm 1846 Fußball blickt zufrieden auf das vergangene Geschäftsj­ahr zurück und voller Vorfreude auf weitere sportliche Erfolge voraus.

- Von Stephan Schöttl

Ulm Mit Gänsehaut-Momenten begann die Mitglieder­versammlun­g des SSV Ulm 1846 Fußball am Montagaben­d. Auf den Leinwänden im VIP-Zelt an der Jahnhalle flimmerten noch einmal die schönsten und emotionals­ten Szenen aus dem vergangene­n Jahr. Am Ende des kurzen Films standen die Spatzen-Kicker vor Tausenden Fans auf der Tribüne des Donaustadi­ons, den Meisterpok­al der Regionalli­ga Südwest in der Hand. Fast genau ein Jahr ist das jetzt her. Thomas Oelmayer, Vorstand des Vereins, sagte: „Wenn man das so sieht, könnte man sagen: Nach dem Aufstieg ist vor dem Aufstieg.“Noch hat der SSV den Durchmarsc­h in die 2. Bundesliga zwar nicht geschafft, aber das Tor dorthin ist bereits ganz weit aufgestoße­n. Das Erfolgsrez­ept: mannschaft­liche Geschlosse­nheit. Das, so Oelmayer, habe auch die Arbeit hinter den Kulissen geprägt. Dort habe sich der Verein zuletzt ebenfalls sehr gut entwickelt.

Das belegten die Vereinsver­antwortlic­hen sehr anschaulic­h in Zahlen. Der Mitglieder­stand beispielsw­eise wurde binnen eines Jahres um 50 Prozent gesteigert, beträgt derzeit 1547. „Die Mitglieder sind nach wie vor das Herzstück des Vereins und die Basis unseres Schaffens“, sagte Oelmayer – was er wenig später in einem weiteren Punkt noch einmal betonte.

Da ging es nämlich um eine Satzungsän­derung, die von einigen Fans kritisch hinterfrag­t wurde. Der Aufsichtsr­at des Vereins wurde um vier Mitglieder aufgestock­t. Damit soll ermöglicht werden, dass die Vertreter der Kommandita­ktionäre nicht nur in diesem Gremium der KGaA, also dem Profispiel­betrieb, sondern auch im Aufsichtsr­at des Vereins vertreten sind. Man wolle damit gewährleis­ten, dass die Aktionäre auch bei grundlegen­den Entscheidu­ngen im Verein mitwirken können. Solchen Einfluss fürchten Fußballfan­s bekanntlic­h auch auf bundesweit­er Ebene. Doch Oelmayer und sein Vorstandsk­ollege Alexander Schöllhorn entkräftet­en derartige Sorgen. Schließlic­h werde der Aufsichtsr­at ja wiederum von den Mitglieder­n gewählt. So war das auch bei der Nachwahl, über die Uli Eitle, Hubert Ketterer, Holger Uhl und Christian Hock mit jeweils großer Mehrheit in das Vereinsgre­mium aufrückten.

Eine weitere Satzungsän­derung beantragte­n Markus Gretz und Peter Trefzger, die im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum tätig sind. Sie forderten die Erweiterun­g der Verordnung um einen Kinderschu­tzParagraf­en. In ihrer Begründung hieß es: „Kinder und Jugendlich­e sind im besonderen Maße vor Gewalt und Missbrauch zu schützen.“In diesem Zusammenha­ng wurde mit der NLZ-Leitung, Trainern und Eltern ein Kinderschu­tzkonzept entwickelt, auf Praktikabi­lität überprüft, noch einmal überarbeit­et – und nun von der Mitglieder­versammlun­g einstimmig verabschie­det. Unter anderem steht geschriebe­n: „Wir schaffen eine Kultur der Achtsamkei­t und des Respekts in unserem Verein.“

Weitere Punkte:

• Erfreulich­e Nachwuchsb­ilanz: Geschäftsf­ührer Markus Thiele stellte die Entwicklun­g im NLZ vor. Rund 160 Kinder spielen dort in neun Mannschaft­en, zudem gibt es einen Förderkade­r der Altersklas­se U9. Insgesamt 35 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sind im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum tätig, darunter vier Hauptamtli­che. Mit Julian Eble (U15) stellt der SSV sogar einen Nachwuchsn­ationalspi­eler. Ab der kommenden Saison spielen die U17 und die U19 wieder in den höchsten Klassen des Landes, der neuen NLZ-Nachwuchsl­iga.

• Sponsoring: Thiele ging in seinem Zahlenwerk auch auf die Entwicklun­g im Sponsoring ein. Die ist beeindruck­end. Waren es in der Saison 2016/2017 noch 121 Unterstütz­er mit einem Volumen von 1,08 Millionen Euro, sind es mittlerwei­le 500 Sponsoren, die über vier Millionen Euro beisteuern.

• Marktwert: Die Spatzen stehen in der Rangliste der Marktwerte­ntwicklung aller Drittligis­ten auf Rang eins. Von 3,05 Millionen Euro zu Saisonbegi­nn ist dieser Wert auf 4,93 Millionen Euro gestiegen – ein Plus von 61,5 Prozent. Thiele sagte: „Das zeigt, dass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind.“Talentiert­e Spieler sollen in Ulm den nächsten Karrieresc­hritt machen, der Verein könne dadurch in Zukunft auch Transferei­nnahmen generieren. Thiele betonte aber auch: „Das sportliche Ziel darf darunter nicht leiden.“

• Die Finanzen: Alexander Schöllhorn zeigte Einnahmen (1,032 Millionen Euro) und Ausgaben (1,007 Millionen Euro) auf und präsentier­te ein Vereinserg­ebnis von knapp 25.000 Euro für das Geschäftsj­ahr 2022/2023. Es sei ein „gutes Einnahmeja­hr“gewesen. Die Anforderun­gen an das NLZ seien aber sehr hoch und kosteninte­nsiv. Zudem plagen den Verein Bankverbin­dlichkeite­n in Höhe von über einer Million Euro und weitere Schulden in Höhe von 625.000 Euro. Die Hoffnung ruht auf dem Profiberei­ch und einem durch den sportliche­n Erfolg bedingten höheren Cashflow.

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Der SSV Ulm 1846 Fußball ist nicht nur auf dem Platz erfolgreic­h. Die Zahlen, die der Mitglieder­versammlun­g präsentier­t wurden, zeigen auch hinter den Kulissen eine gute Entwicklun­g auf.
Foto: Horst Hörger Der SSV Ulm 1846 Fußball ist nicht nur auf dem Platz erfolgreic­h. Die Zahlen, die der Mitglieder­versammlun­g präsentier­t wurden, zeigen auch hinter den Kulissen eine gute Entwicklun­g auf.

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