Harmonie auf allen Ebenen
Der SSV Ulm 1846 Fußball blickt zufrieden auf das vergangene Geschäftsjahr zurück und voller Vorfreude auf weitere sportliche Erfolge voraus.
Ulm Mit Gänsehaut-Momenten begann die Mitgliederversammlung des SSV Ulm 1846 Fußball am Montagabend. Auf den Leinwänden im VIP-Zelt an der Jahnhalle flimmerten noch einmal die schönsten und emotionalsten Szenen aus dem vergangenen Jahr. Am Ende des kurzen Films standen die Spatzen-Kicker vor Tausenden Fans auf der Tribüne des Donaustadions, den Meisterpokal der Regionalliga Südwest in der Hand. Fast genau ein Jahr ist das jetzt her. Thomas Oelmayer, Vorstand des Vereins, sagte: „Wenn man das so sieht, könnte man sagen: Nach dem Aufstieg ist vor dem Aufstieg.“Noch hat der SSV den Durchmarsch in die 2. Bundesliga zwar nicht geschafft, aber das Tor dorthin ist bereits ganz weit aufgestoßen. Das Erfolgsrezept: mannschaftliche Geschlossenheit. Das, so Oelmayer, habe auch die Arbeit hinter den Kulissen geprägt. Dort habe sich der Verein zuletzt ebenfalls sehr gut entwickelt.
Das belegten die Vereinsverantwortlichen sehr anschaulich in Zahlen. Der Mitgliederstand beispielsweise wurde binnen eines Jahres um 50 Prozent gesteigert, beträgt derzeit 1547. „Die Mitglieder sind nach wie vor das Herzstück des Vereins und die Basis unseres Schaffens“, sagte Oelmayer – was er wenig später in einem weiteren Punkt noch einmal betonte.
Da ging es nämlich um eine Satzungsänderung, die von einigen Fans kritisch hinterfragt wurde. Der Aufsichtsrat des Vereins wurde um vier Mitglieder aufgestockt. Damit soll ermöglicht werden, dass die Vertreter der Kommanditaktionäre nicht nur in diesem Gremium der KGaA, also dem Profispielbetrieb, sondern auch im Aufsichtsrat des Vereins vertreten sind. Man wolle damit gewährleisten, dass die Aktionäre auch bei grundlegenden Entscheidungen im Verein mitwirken können. Solchen Einfluss fürchten Fußballfans bekanntlich auch auf bundesweiter Ebene. Doch Oelmayer und sein Vorstandskollege Alexander Schöllhorn entkräfteten derartige Sorgen. Schließlich werde der Aufsichtsrat ja wiederum von den Mitgliedern gewählt. So war das auch bei der Nachwahl, über die Uli Eitle, Hubert Ketterer, Holger Uhl und Christian Hock mit jeweils großer Mehrheit in das Vereinsgremium aufrückten.
Eine weitere Satzungsänderung beantragten Markus Gretz und Peter Trefzger, die im Nachwuchsleistungszentrum tätig sind. Sie forderten die Erweiterung der Verordnung um einen KinderschutzParagrafen. In ihrer Begründung hieß es: „Kinder und Jugendliche sind im besonderen Maße vor Gewalt und Missbrauch zu schützen.“In diesem Zusammenhang wurde mit der NLZ-Leitung, Trainern und Eltern ein Kinderschutzkonzept entwickelt, auf Praktikabilität überprüft, noch einmal überarbeitet – und nun von der Mitgliederversammlung einstimmig verabschiedet. Unter anderem steht geschrieben: „Wir schaffen eine Kultur der Achtsamkeit und des Respekts in unserem Verein.“
Weitere Punkte:
• Erfreuliche Nachwuchsbilanz: Geschäftsführer Markus Thiele stellte die Entwicklung im NLZ vor. Rund 160 Kinder spielen dort in neun Mannschaften, zudem gibt es einen Förderkader der Altersklasse U9. Insgesamt 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Nachwuchsleistungszentrum tätig, darunter vier Hauptamtliche. Mit Julian Eble (U15) stellt der SSV sogar einen Nachwuchsnationalspieler. Ab der kommenden Saison spielen die U17 und die U19 wieder in den höchsten Klassen des Landes, der neuen NLZ-Nachwuchsliga.
• Sponsoring: Thiele ging in seinem Zahlenwerk auch auf die Entwicklung im Sponsoring ein. Die ist beeindruckend. Waren es in der Saison 2016/2017 noch 121 Unterstützer mit einem Volumen von 1,08 Millionen Euro, sind es mittlerweile 500 Sponsoren, die über vier Millionen Euro beisteuern.
• Marktwert: Die Spatzen stehen in der Rangliste der Marktwertentwicklung aller Drittligisten auf Rang eins. Von 3,05 Millionen Euro zu Saisonbeginn ist dieser Wert auf 4,93 Millionen Euro gestiegen – ein Plus von 61,5 Prozent. Thiele sagte: „Das zeigt, dass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind.“Talentierte Spieler sollen in Ulm den nächsten Karriereschritt machen, der Verein könne dadurch in Zukunft auch Transfereinnahmen generieren. Thiele betonte aber auch: „Das sportliche Ziel darf darunter nicht leiden.“
• Die Finanzen: Alexander Schöllhorn zeigte Einnahmen (1,032 Millionen Euro) und Ausgaben (1,007 Millionen Euro) auf und präsentierte ein Vereinsergebnis von knapp 25.000 Euro für das Geschäftsjahr 2022/2023. Es sei ein „gutes Einnahmejahr“gewesen. Die Anforderungen an das NLZ seien aber sehr hoch und kostenintensiv. Zudem plagen den Verein Bankverbindlichkeiten in Höhe von über einer Million Euro und weitere Schulden in Höhe von 625.000 Euro. Die Hoffnung ruht auf dem Profibereich und einem durch den sportlichen Erfolg bedingten höheren Cashflow.