Massiver Netzausbau in der Region
Die Energiewende beschränkt sich nicht auf Solaranlagen und Windräder. Auch stärkere Leitungen, Umspannwerke und Transformatoren werden in Schwaben gebaut werden müssen. Das machen die Lechwerke jetzt deutlich.
Augsburg Die Energiekrise hat dazu beigetragen, dass die Fotovoltaik einen starken Schub erlebt. Immer mehr Haushalte wollen selbst Strom produzieren und sich ein Stück weit unabhängiger machen. Im Jahr 2023 ist in unserer Region die 100.000 Fotovoltaikanlage ans Netz der Lechwerke gegangen. „Die Entwicklung hat sich massiv beschleunigt, zuletzt mit einer jährlichen Verdopplung bei den Anmeldungen neuer FotovoltaikAnlagen“, sagt Christian Barr, zusammen mit Dietrich Gemmel einer der beiden Vorstände der LEW. Das ist längst nicht das Ende: Um Klimaneutralität zu erreichen, sei im LEW-Netzgebiet noch das Vierbis Fünffache an erneuerbaren Energien nötig. Dazu kommen Ladesäulen und Wärmepumpen. Die Umstellung wird mit einem starken Ausbau des Stromnetzes in unserer Region einhergehen. Das machten die Lechwerke auf ihrer Jahreskonferenz deutlich.
Schwabens größter Netzbetreiber plant, seine Netzinfrastruktur bis zum Ende des Jahrzehnts um rund 50 Prozent zu erweitern. „Im Jahr 2030 werden wir in der gesamten Region einige Hundert Kilometer Hochspannungsleitungen verstärkt und im Bereich der Mittelund Niedrigspannung einige Tausend Kilometer neue Leitungsverbindungen gebaut haben“, sagte Barr. Nötig werden bis zu 60 zusätzliche Transformatoren und „mehrere Tausend zusätzliche Ortsnetzstationen“sein.
Derzeit schreitet der Fotovoltaikausbau schneller voran als der Netzausbau. Ein Problem, denn der erzeugte Strom muss schließlich abtransportiert werden, wenn man ihn nicht gerade im eigenen Haus verbraucht. Die Genehmigung des Leitungsausbaus dauere aber teilweise mehrere Jahre. Die Verfahren müssten dringend beschleunigt werden, fordert Barr deshalb. Das Unternehmen schlägt vor, die Verstärkung bestehender Leitungen ohne Genehmigung zu ermöglichen. Und dort, wo der Ausbau nötig ist, sollte dies vor den Umwelt- und Artenschutz gestellt werden.
Der Ausbau des Stromnetzes in
Deutschland wird mit erheblichen Kosten verbunden sein. Allein der Ausbau der großen Stromtrassen im Übertragungsnetz könnte nach Auskunft des Deutschen Industrieund Handelskammertages bis 2045 rund 320 Milliarden Euro verschlingen. Für die Verteilnetze – wie sie die LEW betreiben – fallen ebenfalls Kosten an. Im Jahr 2023 hat das Unternehmen erstmals über 200 Millionen Euro investiert. Innerhalb von fünf Jahren sollen 1,3 Milliarden Euro investiert werden. Letztlich werden die Kosten des Netzausbaus über den Strompreis getragen. „Mit dem Ausbau werden die Netzentgelte ansteigen“, sagt auch Barr. Die Netzentgelte sind ein Bestandteil des Strompreises, den der Verbraucher zahlt. Trotzdem hält er die Kosten für „tragbar“. Durch die Elektrifizierung von Heizungen und Fahrzeugen könnten seiner Ansicht nach Kosten für bisherige Infrastruktur entfallen, zum Beispiel für Teile des Gasnetzes.
Um die Kosten für den Netzbetrieb zu senken, soll in einem neuen Projekt der Stromverbrauch von Wärmepumpen und Wallboxen mit der lokalen Stromerzeugung abgestimmt werden. Dann kann zum Beispiel das E-Auto geladen werden, wenn gerade viel Solarstrom da ist. Zudem bauen die Lechwerke mit Eon und Amprion einen „Netzbooster“. Dahinter verstecken sich 250 Megawatt an riesigen Batteriemodulen, die es ermöglichen sollen, die Netze besser auszulasten und teure Netzeingriffe zu vermeiden.
Schließlich wollen die Lechwerke große Solarparks schneller ans Netz bringen. Das Ziel ist es, Leitungen oder Trafos bereits im Vorfeld auszubauen, sodass dort rasch große Fotovoltaik-Projekte entstehen können. „Mit der sogenannten Einspeisesteckdose stellen wir Netzkapazitäten zur Verfügung, die dann die Betreiber großer Stromerzeugungsanlagen nutzen können“, kündigte Barr an.