Polizei durchsucht Haus von Querdenker Daniel Langhans
Langhans wollte Ulmer OB werden. Jetzt steht wieder Volksverhetzung im Raum
Pfaffenhofen So mancher in dem Pfaffenhofer Ortsteil ist vom Polizeieinsatz sogar aufgewacht. „Einen Mordslärm“hätten die Ermittler gemacht, als sie am Dienstagmorgen, gegen kurz nach 6 Uhr, an die Haustür von Daniel Langhans „gehämmert“haben. Langhans ist einer der bekannteren Vertreter der Querdenker-Szene in der Region, vermutlich sogar deutschlandweit. Der 65-Jährige kandidierte für die Bundestagswahl und wollte Ulmer OB werden. Ohne Erfolg. Stattdessen ist er wieder einmal in den Fokus der Behörden geraten, wieder einmal geht es um Volksverhetzung. Menschen aus seiner Nachbarschaft zeichnen darüber hinaus kein gutes Bild von ihm. „Wir wären froh gewesen, sie hätten ihn mitgenommen“, ist ein Kommentar zum Polizeieinsatz aus seinem Umfeld. Zwar wird der Kommunikationsberater auf der einen Seite als „schlau“beschrieben, auf der anderen Seite aber auch als „schwieriger Mensch“. Von Frauen soll er nichts halten, das Gespräch mit dem weiblichen Geschlecht meide er, heißt es.
Langhans selbst war für unsere Redaktion am Mittwoch nicht zu erreichen. Nach Angaben der Polizei aber soll der 65-Jährige im Dezember 2023 mittels eines Messenger-Dienstes Inhalte veröffentlicht haben, in denen er die CoronaImpfkampagne mit dem in Konzentrationslagern begangenen Völkermord des NS-Regimes verglich. Um welchen Messenger es sich handelte, konnte ein Polizeisprecher nicht sagen. Bei Telegram verfolgen den Kanal von Daniel Langhans mehr als 5000 Nutzerinnen und Nutzer. Das StaatsschutzKommissariat der Neu-Ulmer Kriminalpolizei ermittle seit diesem März gegen ihn. Die Staatsanwaltschaft Memmingen beantragte einen Durchsuchungsbeschluss, am Dienstag wurde der vollzogen.
Sechs Beamte in Zivil seien in drei Autos vorgefahren, heißt es aus der Nachbarschaft. Ausgestattet mit Funkgeräten und Brechstange hätten sie gut eine Stunde lang das Haus von Langhans „auseinandergenommen“. Nach Ermittlerangaben wurden Mobiltelefone, ein Laptop sowie eine Festplatte sichergestellt. Die Beweismittel sollen nun ausgewertet werden. Die Staatsanwaltschaft entscheide dann über den Fortgang des Strafverfahrens.
In seinem Umfeld heißt es zwar, schon vor der Pandemie habe die Polizei ein Auge auf ihn gehabt und sei immer mal wieder an seinem Anwesen vorbeigefahren. Doch erst mit Corona ist seine Person öffentlich bekannt geworden. Im vergangenen Dezember wurde Langhans am Amtsgericht Ravensburg wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 5400 Euro verurteilt. Bei einer Kundgebung gegen die Coronamaßnahmen der deutschen Politik im Januar 2022 in Ravensburg habe der 65-Jährige die Verbrechen des Nationalsozialismus relativiert, so das Gericht. Langhans bezeichnete das Urteil als „Skandal“. Das Amtsgericht Hannover hatte den 65-Jährigen im vergangenen Frühjahr wegen Belohnung und Billigung von Straftaten verwarnt und die Verhängung einer Geldstrafe vorbehalten. Als Bewährungsauflage wurde ihm die Zahlung eines Betrages in Höhe von 1200 Euro zugunsten einer gemeinnützigen Einrichtung auferlegt. Das Gericht war zu der Überzeugung gekommen, dass der Angeklagte während einer Versammlung im Mai 2022 den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gebilligt habe.