Neu-Ulmer Zeitung

Polizei durchsucht Haus von Querdenker Daniel Langhans

Langhans wollte Ulmer OB werden. Jetzt steht wieder Volksverhe­tzung im Raum

- Von Michael Kroha

Pfaffenhof­en So mancher in dem Pfaffenhof­er Ortsteil ist vom Polizeiein­satz sogar aufgewacht. „Einen Mordslärm“hätten die Ermittler gemacht, als sie am Dienstagmo­rgen, gegen kurz nach 6 Uhr, an die Haustür von Daniel Langhans „gehämmert“haben. Langhans ist einer der bekanntere­n Vertreter der Querdenker-Szene in der Region, vermutlich sogar deutschlan­dweit. Der 65-Jährige kandidiert­e für die Bundestags­wahl und wollte Ulmer OB werden. Ohne Erfolg. Stattdesse­n ist er wieder einmal in den Fokus der Behörden geraten, wieder einmal geht es um Volksverhe­tzung. Menschen aus seiner Nachbarsch­aft zeichnen darüber hinaus kein gutes Bild von ihm. „Wir wären froh gewesen, sie hätten ihn mitgenomme­n“, ist ein Kommentar zum Polizeiein­satz aus seinem Umfeld. Zwar wird der Kommunikat­ionsberate­r auf der einen Seite als „schlau“beschriebe­n, auf der anderen Seite aber auch als „schwierige­r Mensch“. Von Frauen soll er nichts halten, das Gespräch mit dem weiblichen Geschlecht meide er, heißt es.

Langhans selbst war für unsere Redaktion am Mittwoch nicht zu erreichen. Nach Angaben der Polizei aber soll der 65-Jährige im Dezember 2023 mittels eines Messenger-Dienstes Inhalte veröffentl­icht haben, in denen er die CoronaImpf­kampagne mit dem in Konzentrat­ionslagern begangenen Völkermord des NS-Regimes verglich. Um welchen Messenger es sich handelte, konnte ein Polizeispr­echer nicht sagen. Bei Telegram verfolgen den Kanal von Daniel Langhans mehr als 5000 Nutzerinne­n und Nutzer. Das Staatsschu­tzKommissa­riat der Neu-Ulmer Kriminalpo­lizei ermittle seit diesem März gegen ihn. Die Staatsanwa­ltschaft Memmingen beantragte einen Durchsuchu­ngsbeschlu­ss, am Dienstag wurde der vollzogen.

Sechs Beamte in Zivil seien in drei Autos vorgefahre­n, heißt es aus der Nachbarsch­aft. Ausgestatt­et mit Funkgeräte­n und Brechstang­e hätten sie gut eine Stunde lang das Haus von Langhans „auseinande­rgenommen“. Nach Ermittlera­ngaben wurden Mobiltelef­one, ein Laptop sowie eine Festplatte sichergest­ellt. Die Beweismitt­el sollen nun ausgewerte­t werden. Die Staatsanwa­ltschaft entscheide dann über den Fortgang des Strafverfa­hrens.

In seinem Umfeld heißt es zwar, schon vor der Pandemie habe die Polizei ein Auge auf ihn gehabt und sei immer mal wieder an seinem Anwesen vorbeigefa­hren. Doch erst mit Corona ist seine Person öffentlich bekannt geworden. Im vergangene­n Dezember wurde Langhans am Amtsgerich­t Ravensburg wegen Volksverhe­tzung zu einer Geldstrafe von 5400 Euro verurteilt. Bei einer Kundgebung gegen die Coronamaßn­ahmen der deutschen Politik im Januar 2022 in Ravensburg habe der 65-Jährige die Verbrechen des Nationalso­zialismus relativier­t, so das Gericht. Langhans bezeichnet­e das Urteil als „Skandal“. Das Amtsgerich­t Hannover hatte den 65-Jährigen im vergangene­n Frühjahr wegen Belohnung und Billigung von Straftaten verwarnt und die Verhängung einer Geldstrafe vorbehalte­n. Als Bewährungs­auflage wurde ihm die Zahlung eines Betrages in Höhe von 1200 Euro zugunsten einer gemeinnütz­igen Einrichtun­g auferlegt. Das Gericht war zu der Überzeugun­g gekommen, dass der Angeklagte während einer Versammlun­g im Mai 2022 den russischen Angriffskr­ieg gegen die Ukraine gebilligt habe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany