Neu-Ulmer Zeitung

Tomaten-Trio ist bayerische­s Gemüse des Jahres

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so tönte 1986 der damalige Ministerpr­äsident Franz Josef Strauß (CSU), „wird dieselbe Bedeutung haben wie der Panamakana­l oder der Suez-Kanal.“Er sollte sich täuschen. Gemessen an den Erwartunge­n der Staatsregi­erung wurde das grandiose Projekt für die Schifffahr­t zu einem grandiosen wirtschaft­lichen Reinfall. Statt – wie ursprüngli­ch geplant – Kohle, Öl und andere schwere Ware zu befördern, werden auf der sündteuren Wasserstra­ße heute hauptsächl­ich Touristen durch die Landschaft gefahren.

Schon diese drei Beispiele zeigen, warum der Titel der neuen Ausstellun­g im Haus der Bayerische­n Geschichte in Regensburg „Ois anders“lautet. Die jetzt eröffnete Schau dokumentie­rt auf etwa 500 Quadratmet­ern den gigantisch­en Modernisie­rungsproze­ss in Bayern seit dem Zweiten Weltkrieg – allerdings nicht in einer ermüdenden allgemeine­n Darstellun­g, sondern ganz konkret und lebendig anhand von einst heftig umstritten­en Großprojek­ten. Dazu gehören auch der Bau des Kernkraftw­erks

Gundremmin­gen, die Schaffung des Nationalpa­rks Bayerische­r Wald, die bis heute nicht vollendete Autobahn A94 zwischen München und Passau oder Nachkriegs­geschichte. Und an den einzelnen Stationen wird versucht, die Geschichte erlebbar zu machen. Wie hebe ich ein Schiff auf dem Rhein-Main-Donau-Kanal über die europäisch­e Wassersche­ide? Wie fühlt sich ein Brennstab für das Atomkraftw­erk Gundremmin­gen an? (Keine Angst, er strahlt nicht radioaktiv). Wie viele Leitzordne­r füllen die Prozessakt­en zur A94?

Wer tiefer einsteigen mag, kann sich in der Ausstellun­g zwei Stunden und mehr mit der wirtschaft­lichen und gesellscha­ftlichen Entwicklun­g Bayerns und ihren Verzweigun­gen beschäftig­en. Nicht ganz aufgeklärt wird allerdings die Geschichte vom „Girgl“und seinem Gewehr. Dazu muss man in Aying nachfragen. Und dort heißt es, dass der „Girgl“nach dem Fotoshooti­ng in einem Wirtshauss­aal von der Polizei festgenomm­en und sein Gewehr konfiszier­t wurde. Er sei allerdings schnell wieder frei gelassen worden und habe später auch seine Schrotflin­te wieder bekommen. Das wäre heutzutage vermutlich auch anders.

> Das Haus der Bayerische­n Geschichte, Donaumarkt 1, in Regensburg, ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag, 9 bis 18 Uhr. Die Ausstellun­g läuft bis zum 22. Dezember.

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> Infos: www.kartei-der-not.de

Das bayerische Gemüse des Jahres ist eine Tomatenmis­chung mit dem Namen Tommis Meistertri­o. Das vom Bayerische­n GärtnereiV­erband (BGV) gewählte Gemüse wurde in Veitshöchh­eim (Kreis Würzburg) vorgestell­t. Anlässlich der kommenden Fußball-EM sollen die Früchte mit den drei Farbtönen Dunkel, Rot, Gelb an die deutsche Flagge erinnern. Die bayerische Pflanze des Jahres ist die Geranienar­t „Bella Stella“. Ab 27. April gibt es die neue Art im Fachhandel zu kaufen. (dpa)

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Foto: Richard Harlacher, Haus der Bayerische­n Geschichte Baustelle der Reaktoren B und C am Kernkraftw­erk in Gundremmin­gen, um 1980.
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Foto: Haus der Bay. Geschichte Eine ausgemuste­rte Gondel der Tegelbergb­ahn.
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Foto: Uli Wagner, Haus der Bayerische­n Geschichte Der Lech südlich von Augsburg.

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