Neu-Ulmer Zeitung

Da war doch was…

Ralf Rangnick und der FC Bayern – das wäre eine höchst reizvolle Konstellat­ion. Die Wege kreuzten sich oft: Von Sticheleie­n vom Dorf, Schalker Siegen und einer RB-Connection.

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München Manche Dinge brauchen einfach Zeit. Ralf Rangnick etwa ist schon seit Dekaden im deutschen Fußball unterwegs, er feierte mit Dorfklubs und auch größeren Teams Erfolge. Letztlich musste der Trainer und Manager aber fast 66 Jahre alt werden, um einen Job beim größten deutschen Verein angeboten zu bekommen, dem FC Bayern München. Der Rekordmeis­ter hat dem derzeitige­n Nationaltr­ainer Österreich­s ein Angebot gemacht, im Sommer an die Isar zu wechseln und den angekündig­ten Umbruch zu moderieren. Auch wenn der Schwabe noch nie an der Säbener Straße angestellt war, kreuzten sich dessen Wege und jene der Bayern im Laufe der Jahre immer wieder. Dabei kam es mitunter zu kleinen verbalen Scharmütze­ln.

Rangnicks Selbstbewu­sstsein und Erfolge wurden in München in der Vergangenh­eit mitunter kritisch beäugt.

Rangnick übernahm im Mai 1999 den abstiegsbe­drohten VfB Stuttgart und erlebte seine Bundesliga­Premiere gegen die Bayern, die ihm das Debüt mit einem 2:0-Sieg vermasselt­en. In der folgenden Saison revanchier­te sich der Jung-Coach und gewann sowohl auswärts als auch daheim gegen die Münch- ner. Auch wegen dieser beiden Pleiten waren die Bayern kurz davor, die Meistersch­aft zu verspielen – am Ende jubelten sie aber am letzten Spieltag dank des Patzers von Leverkusen in Unterhachi­ng.

Nachdem es als Coach von Hannover 96 nichts zu holen gab für Rangnick, ist er als Schalke-Trainer gleich in seinem ersten Jahr ganz nah dran am Liga-Primus. Die direkten Duelle gewann er jeweils mit 1:0 und übernahm im März 2005 sogar die Tabellensp­itze. Danach aber klappte kaum noch was bei den Königsblau­en und München feierte doch noch souverän den Titel. Zum krönenden Saisonabsc­hluss schaffte es der Coach in sein erstes DFB-Pokalfinal­e – aber auch da behielten die Bayern mit 2:1 die Oberhand.

Mit dem Dorfverein Hoffenheim mischte Rangnick als Aufsteiger die Liga auf und holte sogar die Herbstmeis­terschaft 2008. Im Advent kam es zum David-gegenGolia­th-Duell, das Rangnick mit einer Stichelei im Vorfeld anheizte. „Wenn Sie flotte Sprüche hören wollen, müssen Sie nach München fahren. Wenn Sie flotten Fußball sehen wollen, sind Sie in Hoffenheim richtig“, sagte er. Solche Provokatio­nen stanken Uli Hoeneß natürlich gewaltig und nach dem 2:1-Erfolg konterte der BayernBoss: „Ich schätze das Modell Hoffenheim. Wenn ich mir eine Sorge machen würde, ist es die Besserwiss­erei von Ralf Rangnick.“

Bei RB Leipzig näherte sich Rangnick vor allem finanziell weiter dem Primus aus München an. Sportlich gab es für die Sachsen nichts zu feiern. Dabei hatte er die große Chance im DFB-Pokalfinal­e 2019, das er aber 0:3 verlor. Als klarer Verlierer konnte sich Rangnick einen Wechsel nach München abschminke­n. Hoeneß erzählte später, dass die Bayern damals kurz davor waren, Rangnick als Nachfolger von Niko Kovac zu holen – dieser sich aber durch den Finalsieg rettete.

Etliche seiner Weggefährt­en haben es vorgemacht und sind an die Säbener Straße gegangen: Manuel Neuer, mit Rangnicks Schalkern DFB-Pokalsiege­r 2011; Joshua Kimmich, dessen großer Förderer Rangnick in Leipzig war; Konrad Laimer, einst Rangnicks RB-Zugang und aktuell österreich­ischer Nationalsp­ieler; Sportdirek­tor Christoph Freund, drei Jahre lang die rechte Hand von Rangnick in Salzburg. (dpa; Foto: Woitas, dpa)

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Ralf Rangnick

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