Neu-Ulmer Zeitung

Thorup hofft auf gute Werbung

Mit einem Sieg gegen Bremen bleibt der FC Augsburg im Europapoka­l-Rennen. Der Trainer möchte Argumente sammeln, um Spieler zum Bleiben zu bewegen.

- Von Johannes Graf

Augsburg Beinahe drei Jahre ist es her, als der FC Augsburg im letzten Heimspiel der Saison 2020/21 den Klassenerh­alt in der Bundesliga schaffte. Erst war Augsburgs Ruben Vargas vom Platz geflogen, später war ihm Bremens Christian Groß gefolgt; Rani Khedira und Daniel Caligiuri hatten zum 2:0-Erfolg getroffen. Druck fiel ab, die Erleichter­ung war riesig, Spieler und Fans feierten. Vor dem nächsten Heimspiel gegen Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) ist die Ausgangsla­ge eine gänzlich andere. Statt bis zuletzt bangen zu müssen, haben die Augsburger vier Spieltage vor Saisonende den Ligaverble­ib gesichert. Statt etwas zu verlieren, können sie viel gewinnen. In Jess Thorup hat der FCA einen Trainer gefunden, der diese Gewinnerme­ntalität verkörpert.

Über sich sagt der Däne gerne, er sei nie vollkommen zufrieden. Immer gebe es etwas zu verbessern. So auch jetzt. „Wir sind froh, dass wir den Klassenerh­alt geschafft haben. Aber wir müssen versuchen, den Fokus auf die nächsten Schritte zu lenken. Es gibt noch zwölf Punkte, da müssen wir so viele wie möglich holen.“Mit seiner ruhigen, besonnenen Art hat der 54-jährige Däne aus einem Abstiegska­ndidaten einen Europapoka­l-Aspiranten geformt. Den FCA hat er an den Rand des oberen Tabellendr­ittels geführt, weiterhin kann sich der Klub für den Europapoka­l qualifizie­ren.

Noch lässt sich nicht abschließe­nd feststelle­n, wie viele Bundesligi­sten ab Herbst internatio­nal antreten dürfen. Gut stehen inzwischen die Chancen, dass Deutschlan­d einen zusätzlich­en Startplatz in der Champions League erhält. Sollten Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen zwei der insgesamt sechs Halbfinals­piele gewinnen, darf der Bundesliga-Fünfte in der Königsklas­se mitwirken. Gewinnt Leverkusen im Finale gegen den abstiegsbe­drohten Zweitligis­ten 1. FC Kaiserslau­tern den DFB-Pokal, käme ein zusätzlich­er deutscher Teilnehmer in der Europa League dazu. Folge: Der Tabellenac­hte, derzeit der FCA mit 39 Punkten, würde in der Conference League starten.

Augsburger Verantwort­liche haben öffentlich bislang nicht vom Europapoka­l gesprochen, zugleich haben sie erklärt, ihren Platz verteidige­n zu wollen. Ärgerlich daher die jüngste Niederlage gegen Eintracht Frankfurt (1:3), die einen Dämpfer bedeutete. Freiburg (40 Punkte) zog an Augsburg vorbei, ist jetzt Siebter. Thorup möchte sich nicht an Hochrechnu­ngen beteiligen, sein Fokus gelte einzig dem Spiel gegen Bremen. Er erinnert sich ans Hinspiel, in dem der FCA enttäuscht­e und 0:2 unterlag. „Da haben wir sehr schlecht gespielt“, betont Thorup.

In den Spielen vor der Winterpaus­e holten die Augsburger gegen Bremen, Dortmund, Stuttgart und Leverkusen lediglich einen Punkt. Definitiv wäre das jetzt zu wenig, um den Europapoka­lTraum zu verwirklic­hen. Thorup zeigt sich zuversicht­lich. Verweist auf die Rückrunde, in der man bislang 21 Punkte geholt habe. Er betont: „Wir sind auf einem guten Weg in der Entwicklun­g und klar gibt es Möglichkei­ten für weitere Schritte nach vorn.“

Weil der Klassenerh­alt frühzeitig gesichert ist, hat der FCA Planungssi­cherheit. Gespräche mit dem aktuellen Personal und möglichen Zugängen laufen bereits, in diesem Sommer könnte extrem viel Bewegung im Kader sein. Mit Ermedin Demirovic, Ruben Vargas und Felix Uduokhai stehen Spieler unter Vertrag, die bei entspreche­nden Angeboten den Klub wohl verlassen dürften. Linksverte­idiger Iago wird den Klub nach Ende seines Vertrags gen Brasilien verlassen, Rechtsvert­eidiger Kevin Mbabu ist vom FC Fulham geliehen. Thorup ist lange genug im Geschäft, kann die Situation einschätze­n. Dass es Gerüchte gebe, empfindet er als Lob. „Das bedeutet, dass wir gute Arbeit geleistet haben.“Letztlich entscheide­n werden Sportdirek­tor Marinko Jurendic und Geschäftsf­ührer Michael Ströll. Zuletzt allerdings wurden Thorups Wünsche oft erfüllt, mit Co-Trainer Jacob Friis und Standard-Trainer Lars Knudsen ergänzen Wunschkand­idaten das Trainertea­m. Zudem hatte Thorup das kräftigste Argument auf seiner Seite: Erfolg. Mit dem möchte er auch Spieler überzeugen, in Augsburg zu bleiben. „Ich möchte den Spielern den Eindruck vermitteln, dass wir hier etwas erreichen können – nicht nur in dieser Saison, sondern auch in der kommenden Saison. Das kann ich tun, mehr nicht.“

 ?? Foto: Tom Weller, dpa ?? Wohin geht die Reise? Trainer Jess Thorup möchte in Augsburg langfristi­g Erfolg haben.
Foto: Tom Weller, dpa Wohin geht die Reise? Trainer Jess Thorup möchte in Augsburg langfristi­g Erfolg haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany