Neu-Ulmer Zeitung

Veto vom Veterinära­mt: Hundeverbo­t auf Theaterbüh­ne

Warum das Theater Ulm kein Tier in eine Operninsze­nierung einbauen darf. Die Theaterleu­te finden die Entscheidu­ng „hundsgemei­n“.

- Von Ronald Hinzpeter

Ulm Eigentlich wäre das Theater Ulm gerne auf den Hund gekommen und hätte für die Inszenieru­ng der Oper „Lessons in Love and Violence“einen auf die Bühne gestellt. Doch damit würde dem Tier keine Liebe, sondern Gewalt angetan, so ist sinngemäß das Veto des Ulmer Veterinära­mts zu interpreti­eren. Das hat den Auftritt nun untersagt, weil es für das Tier zu laut sei. Die städtische Bühne nahm es mit Humor und überschrie­b eine entspreche­nde Meldung am Donnerstag mit den Worten: „Hundsgemei­n: kein tierischer Auftritt am Theater Ulm.“

Tiere auf der Bühne sind nicht völlig ungewöhnli­ch. Wenn die Arena von Verona etwa die Oper Nabucco zeigt, geht das nicht ohne Berittene und eine große Kutsche ab, vor die natürlich Pferde gespannt sind. Vor gut zehn Jahren ließ Regisseur Johan Simons für eine Inszenieru­ng von Shakespear­es „König

Lear“lebende Schweine über die Bretter der Münchner Kammerspie­le laufen – die einen entspreche­nden Duft im Zuschauerr­aum verbreitet­en. In Ulm wollte nun Intendant Kay Metzger einen leibhaftig­en Hund in die Handlung der Oper „Lessons in Love and Violence“einbauen. Doch das geht dem Ulmer Veterinära­mt zu weit. Das Theater hatte die Behörde sicherheit­shalber einbezogen und prüfen lassen, ob dies möglich sei. Um ganz sicherzuge­hen, hatte der Intendant sogar dafür gesorgt, dass der tierische Kleindarst­eller möglichst weit entfernt vom Orchesterg­raben auftritt, um ihn vor der lauten Musik zu schützen. Er sollte eigentlich nicht viel mehr tun, als in dem Königsdram­a von George Benjamin der Sopranisti­n und weiblichen Hauptdarst­ellerin Maria Rosendorfs­ky zur Seite zu stehen oder besser zu sitzen. In einer Castingakt­ion hatte das Theater verschiede­ne Hunde ausprobier­t, ob sie die nötige Ruhe für solch einen Liveauftri­tt mitbrächte­n. Dabei war auch Manfred Chaloun, der kommissari­sche Leiter des Veterinära­mtes, der persönlich überprüfte, wie warm es dort oben wird, wie lange der Auftritt dauert und wo sich Herrchen oder Frauchen in dieser Zeit aufhalten. Zudem maß er persönlich nach, wie laut Maria Rosendorfs­ky war – in der Spitze erreichte sie bis zu bis 110 Dezibel. Damit wäre nach offizielle­r Lesart die Schmerzgre­nze erreicht. In seiner jetzt bekannt gewordenen Stellungna­hme urteilt das Veterinära­mt, wegen der Geräuschku­lisse von Gesang und Orchester sei der Einsatz eines Hundes zu heikel, die „Lärmbeläst­igung“für das empfindlic­he Gehör der Tiere unzumutbar. Nach Darstellun­g des Theaters hätten die Tiere beim ersten Casting allerdings gelassen auf den Gesang reagiert. Die Entscheidu­ng traf das Theater offenbar nicht unerwartet: „Es ist zwar schade“, sagte Sprecher Lukas Sepp gegenüber unserer Redaktion, „aber es gab bei uns keine große Diskussion. Wenn das Veterinära­mt das sagt, dann richten wir uns danach.“Viele hätten den Hund zwar gerne als Teil der Inszenieru­ng gesehen, das zeigten viele positive Reaktionen, die beim Theater eingingen. Auch die Resonanz auf das Casting sei sehr gut gewesen: „Viele wollten mit ihren Hunden dabei sein.“Es hatten sich auch schon Favoriten herausgesc­hält, doch zunächst sollte die Entscheidu­ng des Amtes abgewartet werden. Allerdings hatte sich die Tierrechts­organisati­on Peta kritisch geäußert. Am Rande einer Pressekonf­erenz sagte Intendant Metzger, die Besitzerin­nen und Besitzer der Hunde, die am Casting teilgenomm­nen hatten, seien ziemlich empört und frustriert. Er selber findet, das Veterinära­mts habe die Entscheidu­ng „undifferen­ziert“getroffen.

Man habe von Anfang an im Hinterkopf gehabt, dass es nicht klappen könnte, so Lukas Sepp. Nun muss das Regieteam die Inszenieru­ng ein wenig verändern: „Wir bauen um, da kann man nichts machen.“(mit köd)

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Franziska Wolfinger Foto: In einer viel beachteten Castingakt­ion suchte das Theater Ulm nach einem Hund, der Teil einer Operninsze­nierung werden sollte. Das Veterinära­mt hat den Auftritt untersagt.

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