Veto vom Veterinäramt: Hundeverbot auf Theaterbühne
Warum das Theater Ulm kein Tier in eine Operninszenierung einbauen darf. Die Theaterleute finden die Entscheidung „hundsgemein“.
Ulm Eigentlich wäre das Theater Ulm gerne auf den Hund gekommen und hätte für die Inszenierung der Oper „Lessons in Love and Violence“einen auf die Bühne gestellt. Doch damit würde dem Tier keine Liebe, sondern Gewalt angetan, so ist sinngemäß das Veto des Ulmer Veterinäramts zu interpretieren. Das hat den Auftritt nun untersagt, weil es für das Tier zu laut sei. Die städtische Bühne nahm es mit Humor und überschrieb eine entsprechende Meldung am Donnerstag mit den Worten: „Hundsgemein: kein tierischer Auftritt am Theater Ulm.“
Tiere auf der Bühne sind nicht völlig ungewöhnlich. Wenn die Arena von Verona etwa die Oper Nabucco zeigt, geht das nicht ohne Berittene und eine große Kutsche ab, vor die natürlich Pferde gespannt sind. Vor gut zehn Jahren ließ Regisseur Johan Simons für eine Inszenierung von Shakespeares „König
Lear“lebende Schweine über die Bretter der Münchner Kammerspiele laufen – die einen entsprechenden Duft im Zuschauerraum verbreiteten. In Ulm wollte nun Intendant Kay Metzger einen leibhaftigen Hund in die Handlung der Oper „Lessons in Love and Violence“einbauen. Doch das geht dem Ulmer Veterinäramt zu weit. Das Theater hatte die Behörde sicherheitshalber einbezogen und prüfen lassen, ob dies möglich sei. Um ganz sicherzugehen, hatte der Intendant sogar dafür gesorgt, dass der tierische Kleindarsteller möglichst weit entfernt vom Orchestergraben auftritt, um ihn vor der lauten Musik zu schützen. Er sollte eigentlich nicht viel mehr tun, als in dem Königsdrama von George Benjamin der Sopranistin und weiblichen Hauptdarstellerin Maria Rosendorfsky zur Seite zu stehen oder besser zu sitzen. In einer Castingaktion hatte das Theater verschiedene Hunde ausprobiert, ob sie die nötige Ruhe für solch einen Liveauftritt mitbrächten. Dabei war auch Manfred Chaloun, der kommissarische Leiter des Veterinäramtes, der persönlich überprüfte, wie warm es dort oben wird, wie lange der Auftritt dauert und wo sich Herrchen oder Frauchen in dieser Zeit aufhalten. Zudem maß er persönlich nach, wie laut Maria Rosendorfsky war – in der Spitze erreichte sie bis zu bis 110 Dezibel. Damit wäre nach offizieller Lesart die Schmerzgrenze erreicht. In seiner jetzt bekannt gewordenen Stellungnahme urteilt das Veterinäramt, wegen der Geräuschkulisse von Gesang und Orchester sei der Einsatz eines Hundes zu heikel, die „Lärmbelästigung“für das empfindliche Gehör der Tiere unzumutbar. Nach Darstellung des Theaters hätten die Tiere beim ersten Casting allerdings gelassen auf den Gesang reagiert. Die Entscheidung traf das Theater offenbar nicht unerwartet: „Es ist zwar schade“, sagte Sprecher Lukas Sepp gegenüber unserer Redaktion, „aber es gab bei uns keine große Diskussion. Wenn das Veterinäramt das sagt, dann richten wir uns danach.“Viele hätten den Hund zwar gerne als Teil der Inszenierung gesehen, das zeigten viele positive Reaktionen, die beim Theater eingingen. Auch die Resonanz auf das Casting sei sehr gut gewesen: „Viele wollten mit ihren Hunden dabei sein.“Es hatten sich auch schon Favoriten herausgeschält, doch zunächst sollte die Entscheidung des Amtes abgewartet werden. Allerdings hatte sich die Tierrechtsorganisation Peta kritisch geäußert. Am Rande einer Pressekonferenz sagte Intendant Metzger, die Besitzerinnen und Besitzer der Hunde, die am Casting teilgenommnen hatten, seien ziemlich empört und frustriert. Er selber findet, das Veterinäramts habe die Entscheidung „undifferenziert“getroffen.
Man habe von Anfang an im Hinterkopf gehabt, dass es nicht klappen könnte, so Lukas Sepp. Nun muss das Regieteam die Inszenierung ein wenig verändern: „Wir bauen um, da kann man nichts machen.“(mit köd)