Neu-Ulmer Zeitung

Container in Wiblingen: „Treten Sie die Bürgermein­ung nicht mit Füßen“

Die Frage, an welchen Standorten Unterkunft­smöglichke­iten für Geflüchtet­e geschaffen werden sollen, wurde heiß diskutiert. Der Gemeindera­t hat entschiede­n – gegen die Stimme des OBs.

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Ulm Am Mittwoch hat der Ulmer Gemeindera­t mit einer Abstimmung nun für Klarheit gesorgt: Mit einem denkbar knappen Ergebnis von 20:19 Stimmen entschiede­n sich die Stadträtin­nen und Stadträte für den Antrag von Helga Malischews­ki (FWG), der eine Umsetzung an zwei Standorten – auf der „Hundewiese“bei der Bezirksspo­rtanlage des TV Wiblingen und in der Johannes-Palm-Straße – vorsieht. Für diese hatte sich auch die gefühlte Mehrheit sowie die Regionale Planungsgr­uppe aus Wiblingen auf einer Veranstalt­ung in Wiblingen ausgesproc­hen.

Malischews­ki appelliert­e dazu geradezu flehentlic­h in einer schriftlic­hen Stellungna­hme an den Gemeindera­t: „Verehrte Kolleginne­n und Kollegen, ich bitte Sie herzlich, treten Sie die Bürgermein­ung nicht mit Füßen. Sie verlieren in Wiblingen noch vollends das Vertrauen, das jetzt schon angeknacks­t ist, warum, brauche und will ich nicht ausführen, nachkarten ist heute nicht angebracht. Wir sind drei Stadträte, die in Wiblingen am Tannenplat­z wohnen, ein Kollege hat seine Praxis in Wiblingen, wohnt aber nicht am Ort.“

Der Abstimmung ging eine zweistündi­ge, lebhafte Debatte voraus zu deren Beginn Oberbürger­meister Martin Ansbacher (SPD) zu einem fairen Umgang und Sachlichke­it aufrief. Außerdem erinnerte er daran, „dass wir uns bewusst machen, dass es hier um Menschen geht, nicht um eine amorphe Masse, die man hin- und herschiebe­n kann“.

Baubürgerm­eister Tim von Winning erläuterte eingangs den Vorschlag der Verwaltung, der drei Standorte – auf der „Hundewiese“, „Am Fahrtäcker“und „Hinter den Gärten“– vorsah. Eine optimale Lösung gäbe es nicht, so von Winning, vielmehr gehe es um die Bewertung und Gewichtung der einzelnen Kriterien. Auch für die Verwaltung

sei dies keine leichte Entscheidu­ng gewesen.

Bürgermeis­terin Iris Mann äußerte sich zum prognostiz­ierten Bedarf an neu zu schaffende­n Unterkünft­en für 2024, den sie auf etwa 1000 bezifferte: „Das sind Prognosen, die wir aus den Erfahrunge­n der letzten Jahre erstellen.“

Nach Debatten zur Geschäftso­rdnung und über die Reihenfolg­e der Anträge kam es dann zur Abstimmung. Die Stadträtin­nen und Stadträte der FWG, der FDP und mit einer Ausnahme der CDU/

UfA-Fraktion befürworte­ten den Antrag, der sich für die Lösung an zwei Standorten aussprach. Die Fraktionen der Grünen, der SPD sowie OB Martin Ansbacher und Karin Graf (CDU) stimmten dagegen.

Die Beschäftig­ten im Rathaus hatten sich vor allem gegen den Standort in der Johannes-PalmStraße ausgesproc­hen. Vor allem, weil hier die sozialen Problemlag­en bereits jetzt besonders ausgeprägt seien. Auf einer Informatio­nsveransta­ltung hatte sich die

Regionale Planungsgr­uppe aus Wiblingen für die Standorte ausgesproc­hen, die nun die Mehrheit bekamen.

Beim Standort an der Bezirksspo­rtanlage sieht die Fraktion der FWG eine „Win-Win-Situation“. „Da wir nicht wissen, welche Menschen kommen, sind es Geflüchtet­e aus der Ukraine oder allein reisende Personen. Es kann doch sein, dass der Eine oder Andere oder Kinder sich für Sport interessie­ren, wir sind überzeugt, dass der TV Wiblingen darauf eingehen würde.

Ebenso ist der Musikverei­n auch in der Nähe, vielleicht spielt auch jemand ein Instrument“, kommentier­te dazu Malischews­ki schriftlic­h.

Außerdem setzte sie sich in Sachen Bezeichnun­g durch: Aus der „Hundewiese“wurde per Antrag eine „Blumenwies­e“. Für den Standort Johannes-Palm-Straße spreche, dass an diesem Ort die nächsten sechs bis zehn Jahre keine Bebauung geplant sei. Die landwirtsc­haftliche Nutzung sei zudem bereits gekündigt. (AZ)

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Foto: Bernhard Weizenegge­r (Symbolfoto) Flüchtling­sunterbrin­gung in Ulm-Wiblingen: Gemeindera­t votiert für zwei Standorte.

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