Wenn es das Zelt nicht gäbe, müsste man es erfinden
Wenn am 3. Juli 1100 Menschen zusammen mit Hooters-Frontmann Rob Hyman von Zombies und Pharaonen singen, dann wird das für viele Fans der US-Band, deren Konzert seit Monaten ausverkauft ist, ein großer Moment sein. Bei einem Ticketpreis von 51 Euro generiert das Zelt-Team allein damit über 56.000 Euro Umsatz. Doch die eigentliche Größe des Ulmer Zelts liegt darin, mit diesem Umsatz Kultur für jedermann zu fördern.
Etwa das Kinderprogramm, das jeden Sonntag für die Kleinen völlig gratis angeboten wird, doch auch eine Stange Geld kostet. Die Kinderrockband Randale etwa, oder das Maruti Quintett sind qualitätsvolle Angebote von Profis. Der gesellschaftliche Wert ist immens: Denn wie oft müssen Lehrer und Lehrerinnen in Grundschulen hören, dass schon wenige Euro für Ausflüge oder Theaterbesuche, die eingesammelt werden müssen, zu viel sind. In der Ulmer Friedrichsau hingegen, ist Kultur für die Kleinen an zehn Sonnund Feiertagen ganz ohne Eintritt geboten. Eigentlich solle es hier immer rappelvoll sein.
Hinzukommen die allsonntäglichen „Spielegärten“, der die Ulmer Friedrichsau bei schönem Wetter per Wurfspiele, Steckenpferde, Stelzen und Co in ein großes Happening von Kindern, Eltern und auch Großeltern verwandeln. Die Erwachsenen müssen derweil für kulturellen Genuss ebenso nichts zahlen, wenn sie nicht wollen. Die Zelt-Lounge bietet alten Hasen und jungen Talenten der regionalen Kulturszene jeden Samstagabend und Sonntagvormittag eine Bühne - ebenso kostenfrei. Keine Hooters, aber manchmal durchaus mehr als nur gut.
Mitfinanziert durch Gassenhauer wie jene Hooters oder auch LaBrassBanda wird nicht nur Kultur für Kinder gefördert, sondern auch Kunst, denen sonst kaum eine Bühne geboten wird. Die Stärke der insgesamt 70 Veranstaltungen, die bis Anfang Juli in der Ulmer Au geboten sind, ist auch die Breite: von südafrikanischem Soul, über brasilianischen Rap, schwedischen Jazz irischen Folk über japanische Trommelkunst bis hin zu österreichischer Mundart.
Die Vielfalt der Darbietungen steht auch für eine kulturelle Vielfalt, die das Zelt in der Ulmer Au zu einem Ort macht, der zur Überwindung kultureller Barrieren und der Erweiterung des eigenen Horizonts einlädt, wie es in dieser Ballung weit und breit keinen Zweiten gibt. Wenn es das Ulmer Zelt nicht schon seit 36 Jahren gäbe, müsste man es glatt neu erfinden.