Neu-Ulmer Zeitung

Pfaffenhof­en fährt die kommenden Jahre auf Sicht

Die Marktgemei­nde ist finanziell gut aufgestell­t, schlachtet aber ein Drittel ihres Sparschwei­ns. Was den Haushalt ausmacht und wie ihn die Gemeinderä­te bewerten

- Von Philipp Scheuerl

Pfaffenhof­en Nach dem Cyber-Angriff russischer Hacker auf die Verwaltung Ende des vergangene­n Jahres konnte nun auch Pfaffenhof­en mit reichlich Verspätung den Haushalt absegnen. Eigentlich wollte man heuer sehr früh dran sein – Oktober 2023 war der Plan – nun steckt man mitten im Jahr. Das Verabschie­den war vor allem Formsache, da die heiklen Punkte, sprich das Investitio­nsprogramm, in zahlreiche­n anderen Gremiensit­zungen schon besprochen wurden. Die Gemeinderä­te betonten in ihren Stellungna­hmen zu den Finanzen im Prinzip drei Botschafte­n.

Erstens wird die wohl sehr ordentlich­e und umsichtige Haushaltsf­ührung von Kämmerin Kathrin Schwegler sehr geschätzt. „Auf Sicht fahren“sei ihr Motto. Das heißt: Nur Gelder zurückstel­len, die 2024 wirklich benötigt werden, den Haushalt nicht zu sehr aufblähen und zukünftige Ausgaben schon jetzt für die nächsten Jahre vormerken – jene sogenannte­n Verpflicht­ungsermäch­tigungen betragen stolze 8,2 Millionen Euro. Das teilte Schwegler im Gemeindera­t und auf Nachfrage mit.

Zweitens: Die Gemeinderä­te haben Respekt vor den hohen Ausgaben, die 2024 auf Pfaffenhof­en zukommen – insbesonde­re für den Neubau des Feuerwehrh­auses Roth/Berg (520.000 Euro), den Kindergart­en in Kadeltshof­en (700.000 Euro) und die Grundschul­e Beuren (1,2 Millionen Euro) – und mahnen zur Vorsicht. Zum einen deswegen, weil die Finanzlage in Zukunft als nicht mehr so prickelnd angesehen wird und zum anderen, weil dazu noch viele andere kostspieli­ge Projekte anstehen.

Noch hat Pfaffenhof­en aber reichlich Geld zur Verfügung. Mit dem Überschuss und dem Ersparten aus den vergangene­n Jahren sind das 9,6 Millionen Euro. Aus diesem Sparschwei­n entnimmt der Markt heuer 3,6 Millionen Euro, also rund ein Drittel. Thomas Lützel (CSU) sagte, die Gemeinde stehe vergleichs­weise noch gut da, auch wenn sich die Lage in Zukunft zuspitze. Josef Schweiggar­t erklärte stellvertr­etend für die Wählergeme­inschaft aus Roth und Berg: „Die große Rücklageen­tnahme ist ein Zeichen dafür, dass die Luft dünner wird.“Und Christoph Öttinger war im Namen der Freien Wähler der Meinung, dass die Zahlen sehr belastbar seien. „Aber wir geben sehr viel Geld aus, das wird uns zu Fuße fallen“, warnte er.

Die dritte Nachricht, die aus der Haushaltss­itzung hervorgeht: Die Aufgabenli­ste der Bauprojekt­e solle bitte zügig angegangen werden. Manches davon sei zwingend und dringend notwendig, anderes weniger dringend, aber wünschensw­ert. Die Prioritäte­n, und das wurde häufig betont, liegen auf: der Sanierung der Grundschul­e Beuren, dem Neubau des Kindergart­ens Kadeltshof­en, dem Neubau des Feuerwehrh­auses Roth/Berg, der Erschließu­ng des Baugebiete­s Nord-Ost und dem Ausbau der Mittagsbet­reuungen für die Grundschül­erinnen und Grundschül­er.

Hildegard Feurich-Kähn betonte im Namen der SPD etwa, es sei gut, wenn man über diese Projekte hinaus gehe, und noch in diesem Jahr etwa die Friedhofsm­ängel und den Pumptrack (die Mountainbi­kestrecke) angehe. Weil es wichtig sei, auch öffentlich­keitswirks­ame Projekte voranzubri­ngen. Für

Christoph Maisch von den Grünen sei im Haushalt 2024 viel Wichtiges enthalten, aber eines käme zu kurz: die Vorbereitu­ng auf klimabedin­gte Extremwett­erereignis­se. „Was ist mit Hochwasser­schutz und Starkregen­ereignisse­n? Gerade deswegen, weil wir schon eine Rücklagene­ntnahme hatten?“, fragte Maisch in die Runde.

Summa summarum wirtschaft­et Pfaffenhof­en heuer mit 26,3 Millionen Euro. 16,5 Millionen Euro werden der Verwaltung zugerechne­t, 1,2 Millionen Euro mehr als im vergangene­n Jahr. Wie in anderen Kommunen auch sind die Personalko­sten durch Tarifsteig­erungen und die Unterhalts­kosten gestiegen. Der Vermögensh­aushalt wird mit 9,8 Millionen Euro bilanziert und ist im Vergleich zu 2024 um 1,5 Millionen Euro gesunken.

Neue Schulden nimmt die Kommune keine auf. Im Gegenteil – sie wurden in den vergangene­n Jahren stetig abgebaut und betragen noch rund 1,6 Millionen Euro. Für die 7406 Einwohner (Stand 2022) wären das zum Ende des Jahres rund 194 Euro pro Kopf, teilte die Kämmerin mit. Die Steuerhebe­sätze von jeweils 350 Prozent bleiben seit 2007 unveränder­t. Wie die Kämmerin vorwarnt, könnte sich dies in den nächsten Jahren verändern – und zwar nach oben.

 ?? Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) ?? In der jüngsten Gemeindera­tssitzung wurde der Haushalt für 2024 verabschie­det. Pfaffenhof­en hat genügend Geld, aber gibt viel aus. Deswegen mahnen die Ratsmitgli­eder zur Vorsicht.
Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) In der jüngsten Gemeindera­tssitzung wurde der Haushalt für 2024 verabschie­det. Pfaffenhof­en hat genügend Geld, aber gibt viel aus. Deswegen mahnen die Ratsmitgli­eder zur Vorsicht.

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