Wie die Weihnachtsbäckerei der Integration dienen soll
Ein Beispiel aus dem Haus Lebkuchen Weiss kann nach Auffassung der Agentur für Arbeit eine Vorbildfunktion für den ganzen Kreis haben.
Neu-Ulm Der Leitsatz der Firma Max Weiss Lebkuchenfabrik lautet: Tradition pflegen, Innovation leben. „Personal zu finden ist auch für unseren Betrieb nicht einfach. Da müssen wir besonders innovativ sein. Arbeit gibt es genug“, so Werksleiter Maximilian Giszas. Vertretern der Agentur für Arbeit zeigte er jüngst, was das bedeutet.
Richard Paul und Norbert Gehring, Geschäftsführende der Arbeitsagentur Donauwörth/NeuUlm, besuchten die Firma, um erfolgreiche Integrationen von Geflüchteten live zu erleben. Arbeitskräftemangels, ist eine echte Herausforderung“, so Giszas.
Dass Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt schwer zu finden sind, bestätigt Paul. „Der Agenturbezirk Donauwörth, zu dem auch der Landkreis Neu-Ulm gehört, hat seit längerer Zeit eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in
Deutschland. Für die Firma Weiss sind Sparbarrieren kein Hinderungsgrund für die Einstellung. „Wir haben jetzt schon sehr viele verschiedene Nationalitäten beschäftigt. Die Kommunikation im Betrieb ist dennoch auf Deutsch und deshalb eine echte Herausforderung, weil die Hälfte der Beschäftigten einen Migrationshintergrund haben. Oft hätten die Kinder von den Beschäftigten bisher dolmetschen müssen. Seit einiger Zeit haben die Beschäftigten die Möglichkeit, vor oder nach der Arbeitszeit, im Betrieb einen Nachhilfekurs für die deutsche Sprache zu besuchen. Der lebensnahe Unterricht werde von der sprachbegabten Tochter des Schichtleiters durchgeführt.
„Die Deutschkurse im Betrieb werden sehr gut besucht und die Mitarbeitenden sind richtig dankbar. Seitdem merkt man auch, dass sich das Betriebsklima erheblich verbessert hat. Zum Beispiel in der Kantine sitzen auf einmal unterschiedliche Nationalitäten zusammen, weil jetzt echte Gespräche stattfinden können“, erzählt Weiss-Mitarbeiterin Anke Langhammer.
Aber alleine mit dem Erwerb von Deutschkenntnissen, ist das
Problem des Fachkräftemangels nicht gelöst. Auch hierfür habe Weiss eine Strategie, bei der die Arbeitsagentur tatkräftig unterstützt. Wenn zum Beispiel ein Mitarbeitender als Maschinenbediener Berufserfahrung gesammelt hat, kann er sich intern als Maschinenführer weiterbilden. „Wir haben festgestellt, dass unsere beschäftigten Helfer, alle gerne Facharbeiter werden wollen“, sagt Personalreferentin Silke Günther zuversichtlich. Zudem würden derzeit zwei Beschäftigte eine Berufsausbildung nachholen.
„Wir unterstützen das Vorhaben tatkräftig“, so Richard Paul. „Als Arbeitsagentur können wir unter bestimmten Voraussetzungen die Firmen finanziell unterstützen, wenn ungelernte Beschäftigte einen Ausbildungsabschluss nachholen. Dann können diese ihr normales Gehalt von der Firma weiter erhalten und so ihr Leben finanzieren“. Deshalb ist Silke Günther auch im stetigen Kontakt mit ihrer Ansprechpartnerin vom Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Neu-Ulm.
Paul und Gehring waren nach dem Gespräch überzeugt, dass Lebkuchen Weiss die richtige Strategie gegen den Fachkräftemangel hat. „Wir hoffen, dass dieser Weg andere Firmen inspiriert, um zum Beispiel Geflüchtete mit wenig Deutschkenntnissen zuerst als Helfer einzustellen, den Beschäftigten praxisnahes Deutsch zu lehren und dann im Laufe der Zeit als Fachkraft weiter zu entwickeln.“Wenn dann wieder eine Helferstelle frei wird, vermittle die Agentur r wieder entsprechende Arbeitsuchende. „Das wäre ein perfekter Kreislauf, der für Arbeitsuchende, Beschäftigte und auch für die Firmen eine Win-win-Situation ist“.