Neu-Ulmer Zeitung

Im Auto essen?

- Von Doris Wegner Von Felicitas Lachmayr

Es gibt tatsächlic­h Typen, die garen Lachs oder Kartoffeln unterwegs im heißen Motorraum ihres Autos, passen die Wegstrecke an die Garzeiten an, teilen Rezepte. Carbecue nennt man das. Extremfäll­e sind das natürlich.

Aber man kann sie irgendwie verstehen. Essen im Auto ist großartig. Was gibt es besseres als eine Wurst- oder Käsesemmel, unterwegs heraus gekruschte­lt aus einer Tüte hinterm Fahrersitz? Ein feines ReiseRitua­l. Man hat nach der wilden Packerei endlich die Autobahn erreicht, lehnt sich zurück, lässt die Landschaft an sich vorbeizieh­en.

Gut, ab und zu flucht der Ehemann über einen anderen Autofahrer, aber das muss man nicht weiter an sich heranlasse­n, Hauptsache, die Paprika und der Rucola fallen nicht auf die helle Hose. Der Biss in die Auto-Stulle ist ein erster Entspannun­gsmoment, eine Form des Angekommen­seins im Unterwegss­ein. Besseres Fastfood gibt es nicht als das Sandwich to go im Autositz.

Dass sich dabei ein paar Brösel im Auto verteilen, sind zu vernachläs­sigende Kollateral­schäden. Was man von den Lebensmitt­eln, die im Kühlschran­k vergammeln oder weggeworfe­n werden müssten, nicht sagen könnte. Und warum an Raststätte­n teures, oft übles Zeug kaufen, wenn man doch alles, den eigenen Wünschen entspreche­nd, im Auto haben kann? Es ist doch ein Phänomen, man schmiert Brötchen, dass man, gefühlt, locker bis Sizilien durchbrett­ern könnte. Aber vor dem Brenner sind die Vorräte jedes Mal mehr als bedenklich geleert.

Dafür gibt es nur eine ziemlich unlogische Erklärung: Dem Fahrsemmel-Moment muss ein besonderer Zauber innewohnen.

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Foto: karinabost, stock.adobe.com Essensverb­ot im Auto oder genüsslich in die Bäckertüte greifen?
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