Eine musikalische Zeitreise mit viel Spaß
Drei italienische Brüder bringen mit dem Musical „Massachusetts“die legendären Songs der Bee Gees auf die Bühne des CCU in Ulm. Und zwei musikalische Urgesteine spielen auch mit.
Ulm Von den drei Gründern der Popgruppe Bee Gees, den drei Brüder Barry, Maurice und Robin Gibb, lebt nur noch einer, nämlich Barry. Das Trio wird also nie mehr live zu sehen sein. Doch es gibt hervorragenden Ersatz: Drei italienische Brüder ließen im fast ausverkauften CCU die legendären Songs der Band aufleben, die einst eine mächtige Konkurrenz der Beatles war. Es wurde getanzt und gefeiert – und zwei echte Urgesteine der Bee Gees-Musik machten dem Publikum Freude.
„Massachusetts“heißt das Revival-Musical nach dem ersten Welthit des Trios, der 1967 veröffentlicht wurde. Da waren die auf der Isle of Man geborenen Zwillinge Robin und Maurice immerhin 18 – und mit dem drei Jahre älteren Bruder schon ungefähr ein Jahrzehnt lang als Kinderstars mit eigener TV-Show auf australischen Bühnen unterwegs gewesen. Eine reine Tribute-Show ist das Musical der „Italian Bee Gees“aber nicht, denn die drei Brüder Walter, Davide und Pasquale Egiziano haben zwei an Bord, deren Namen im Ohr klingen. Der eine ist der 1945 geborene Australier Vince Melouney. Er war einst Leadgitarrist der Bee Gees, als die Band 1967 ein Jahr nach der Rückkehr der Familie Gibb nach Großbritannien ihren ersten Welthit landen konnte. Blue Weaver, der von 1975 bis 1980 Keyboarder der Bee Gees war, ist ein wenig jünger.
Auch der Name der Italian Bee Gees kommt nicht von ungefähr, denn so nannte Robin Gibb die italienischen Brüder erstmals, die schon als Schüler das Kinderzimmer mit Postern ihrer Stars tapeziert hatten. Zusammen mit den Sängerinnen Laura Ugolini und Letizia Mongelli, die jene Songs aufführen, welche die Bee Gees für andere Größen des Showgeschäfts wie Barbra Streisand, Diana Ross oder Céline Dion geschrieben haben, bringen die Akteure des Musicals die legendären Stücke aus der Zeit zwischen 1967 und 2003 auf die Bühne. In jenem Jahr starb Maurice Gibb, zwei Jahre später wurde das offizielle Ende der Band bekannt gegeben. 220 Millionen Alben wurden in jenen Jahrzehnten verkauft.
Die großen Songs folgen im CCU Schlag auf Schlag und brauchen nicht viel Show oder Handlung. „You Won´t Know What It´s Like“, „You Win Again“, „Words“, „Juliet“oder „How Deep Is Your
Love“treffen auch ohne allzu viel Glitter und Glimmer Herz und Beine des Publikums. Viel Jubel gibt es über die Lieder aus dem TanzFilm „Saturday Night Fever“, dessen Musik die Bee Gees wesentlich prägten. Was sonst könnte am Ende stehen als „Stayin‘ Alive“? Aber da sind auch die anderen, die stilleren und melancholischen Momente des fast dreistündigen Abends: Wenn etwa der langmähnige Vince Melouney allein zur Gitarre „Morning Of My Life“singt, das Barry Gibb 1965 geschrieben hat, und mit dem Esther und Abi Ofarim zwei Jahre später auftraten. Fast rührend sind die Kinderbilder der Brüder, schwarz-weiß aus den 60ern, aber schon mit Gitarre und Mikrofon. Blue Weaver wendet sich direkt ans jubelnde Publikum:
„Fantastisch, ihr macht einen alten Mann sehr glücklich!“, und versucht sich am In-Ulm...-Zungenbrecher.
Einen Tribute-Moment gibt es für den schon mit 30 Jahren verstorbenen Andy Gibb, dem seine Brüder Songs wie „Wish You Were Here“und „Ordinary Lives“gewidmet hatten. Ein bisschen ItaloFeeling muss auch sein bei den italienischen Brüdern: Mit „Volare“ erinnerten die Egizianos an den verstorbenen Sänger Domenico Modugno – und das Publikum singt so losgelöst mit wie bei den Bee-Gees-Songs. Als der Song vor einer gefühlten Ewigkeit das SanRemo-Festival gewann, 1958, da begannen Barry, Robin und Maurice – noch als Kinder – ihre Karriere. Eine Zeitreise im CCU, die dem Publikum – die meisten zwischen 50 und 70 – viel Spaß machte.