Theater in Vöhringen: Warum der Papst Kartoffeln schält
Das Kulturabonnement der Stadt Vöhringen schließt nach jeder Saison mit einem Komödienknüller. Dieses Mal war es das Stück „Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde“. Manchmal etwas überdreht.
Vöhringen Der Papst in vollem Ornat mit weißer Soutane und Pileolus, das kleine weiße Käppchen, sitzt an einem Küchentisch, ist in ein Gespräch mit Frau Leibowitz vertieft und schält in geblümtem Küchenschutz Kartoffeln. Ein groteskes Szenario.
Aber so will es der brasilianische Autor Bethencourt. Aber ihm geht es nicht um die zweifellos entstehende Komik. Mit seinem Stück legt er den Finger auf eine wohl nie heilende Wunde, die da heißt Gewalt in aller Welt, Ungerechtigkeit, Machthunger und die daraus erwachsenden Auseinandersetzungen, in denen ein Menschenleben nichts mehr gilt.
Bethencourt macht daraus eine herzerwärmende Komödie, die das Berliner Kriminaltheater im Vöhringer Wolfgang-EychmüllerHaus aufführt. Der Autor entwickelt mit diesem Stück eine wunderbare Utopie. An einem Tag weltweit sollen die Menschen friedlich miteinander umgehen. Aktueller hätte mit Blickrichtung auf die Brennpunkte in aller Welt das Abo-Finale wohl kaum ausfallen können. Übrigens, zur Erinnerung – eine Premiere ist das Stück in Vöhringen nicht. 1999 stand das Stück auf dem Programm der Vöhringens ältester Laienbühne Podium 70.
Zum Plot: Der jüdische Taxifahrer Samuel Leibowitz (Silvio Hildebrandt) in New York ist der Schreckensnachrichten überdrüssig, will dem Hass und dem Elend in der Welt ein Ende bereiten und entführt kurzerhand den Papst (Jean Maesér). Aber wohin mit dem berühmten Mann? In die koschere Speisekammer, kein so angenehmer Aufenthaltsort. Das erste Hindernis, das sich Leibowitz in den Weg stellt, ist seine Frau Sara (Gundula Piepenbring), die ihren Mann schlichtweg für meschugge hält. Was kann man als Lösegeld verlangen, die Kinder des Paares rätseln?
Aber es kommt ganz anders, der Taxi fahrende Entführer denkt in humanitären nicht in pekuniären Dimensionen. Er will 24 Stunden weltweit heile Welt. Dann lässt er den Papst frei. Und das Unglaubliche geschieht – es gibt einen Tag Weltfrieden. Der Papst verlässt seine jüdischen neuen Freunde und die Welt ist wieder „normal.“Es war nur ein 24-Stunden-Frieden, wie die eingeblendeten neuen Schreckensnachrichten verkünden. Ein mitleidvolles, wohl auch enttäuschtes Raunen geht daraufhin durch die Reihen der Besucher.
Das Ensemble des in Berlin beheimateten Theaters macht aus dem Plot eine reichlich durchwachsene Geschichte (Regie Thomas Wingrich). Der erste Akt läuft recht zäh an. Fahrt nimmt das Stück nach der Pause auf, driftet aber bisweilen in eine klamaukartige und überzogene Szenerie ab. Beispiel sind die überdrehten Sprengungen mit viel Lärm und flackernder Beleuchtung, mit der Papstentführer Leibowitz das Stürmen seines Heims durch Sicherheitskräfte verhindern will. Dennoch: Die Besucher zeigen sich am Ende begeistert und beifallsfreudig.