Beim ESC für Deutschland sein?
Wer trat vergangenes Jahr beim ESC für Deutschland an? Levina, Elaiza, Jendrik, Cascada, Lord of the Lost? Achtung Spoiler: letztere. Die Rockband machte ihrem Namen alle Ehre, letzter Platz für die Herren der Verlorenen, wie so oft, denn Deutschland überzeugt vor allem mit Langeweile. 66 Mal angetreten, zweimal gewonnen, zehn Mal letzter Platz.
Erstaunlich eigentlich, wo Deutschland doch zu den fünf großen Geldgebern des ESC gehört. Sich trotzdem keine Mühe zu geben, sich jeglicher Kreativität zu verweigern und das nächste glattgebügelte Gesangstalent ins Rennen zu schicken, muss man sich erst mal leisten können. Andere Länder nehmen aus finanziellen Gründen gar nicht erst teil oder legen sich richtig ins Zeug, um zu punkten. Und Deutschland? Lehnt sich zurück und versagt sich jeglichem Wettkampfgeist. Der pompösen Show mit einer derart nihilistischen Haltung zu begegnen, ist fast schon wieder innovativ, aber halt auch nur fast.
War ja schon schön, als Nicole mit Föhnfrisur und Gitarre in der Hand auf der Bühne saß, sich ein bisschen Frieden wünschte und gewann, damals, 1982. Und dann war da noch Lena. Vielleicht müsste mal wieder eine unbedarfte junge Frau vom Frieden trällern, aber bei aller Liebe: Der ESC ist eine paradoxe Show. Er soll Europa zusammenführen und lässt stattdessen Staaten musikpatriotisch gegeneinander antreten. Er gibt sich unpolitisch, ist es aber nicht. Die Musik soll im Fokus stehen, aber es geht vor allem um Einschaltquoten. Bei so viel Widersprüchlichkeit kann man auch gleich das Wettbewerbsprinzip auf den Kopf stellen und den ewigen Verlierer unterstützen. „It’s just a game that can’t be won“, singt Isaak für Deutschland. Na, dann, good luck. Go, Germany, go!