Konzert in Vöhringen zeigt Brass in vielen Facetten
Die Brass Band Unterallgäu mit Dirigent Michael Fischer nimmt in Vöhringen rund 500 Besucher mit auf eine Reise in die Welt der sinfonischen Blasmusik und wird dafür enthusiastisch gefeiert.
Vöhringen Da geht wohl ein neuer Stern am Brass-Himmel auf. Denn was die Musikerinnen und Musiker der „Brass Band Unterallgäu“beim Konzert in der Vöhringer Realschule abliefern ist außergewöhnlich. Das Orchester ist klassisch nach englischem Vorbild besetzt – mit Sopran Cornets, Flügelhorn, Bariton, Eufonium und mächtigem Schlagwerk. Die Kapelle begeistert nicht nur durch die Empathie der jugendlichen Instrumentalisten, sondern auch durch das sensible Gespür für die sinfonische Klangfärbung. So entsteht aus technischem Können und feinen Interpretationen eine gelungene musikalische Symbiose.
Dabei handelt es sich um ein noch recht junges Ensemble, das sich aus 35 Musikerinnen und Musiker zusammensetzt. Geboren wurde die Idee bereits 2016 von Michael Fischer, Lehrer an der Staatlichen Realschule Vöhringen. Das Spektrum ist weit gespannt, zeitgenössische Komponisten dominieren an diesem Abend. Schon im vergangenen Jahr stellte sich die Brass Band Unterallgäu in Vöhringen
vor, ein etwas sperriger Name, aber treffend. Denn die Mitglieder kommen aus Städten und Gemeinden des gesamten Unterallgäus.
Für das Intro hat Fischer „Prismatic Light“von Alan Fernie ausgewählt, das seinem Namen gerecht wird. Die Melodien nehmen sich wie bunte Reflexe aus, als würde Licht aus einem dreidimensionalen Prisma fließen, vielgestaltig, vor allem hell leuchtend. „Harlequin“für Eufonium & Brass Band von Philip Sparke wird durch gegensätzliche Melodik geprägt.
Einmal der bunt gewandete Harlekin, der die Zuschauer zu amüsieren hat, einmal die Tristesse in persona. Eine sensible Interpretation. „What A Beautiful Name“von Fielding/Ligertwood/ Cottrell vereint Sentiment, glitzernde Crescendi und rhythmisch ausgeprägten Sequenzen. „Shine as the Light“von Peter Graham ist ein außerordentlich farbenreicher Melodienbogen. Fischer forciert wirkungsvoll die Tempi, formt mit markanten Synkopen und einem strahlendem Finale das Ende des ersten Teils.
Philip Sparke, der bedeutende englische Komponist, schafft mit der „Suite from the Hymn of the Highlands“ein eindrucksvolles Bild schottischer Landschaften. Das Leitmotiv aus dem 1. Satz gleicht einer Hymne, die Melodik wirkt emotional und flackert im Schlusssatz erneut auf, dazwischen Anleihen aus traditioneller Harmonik. Voluminös gestalten Fischer und das Orchester das Finale. Emotional wird es mit „With his first breath für Cornet & Brass
Band“von P.L. Cooper, zu dem ein Babybild auf dem hellen Tableau erscheint. Das rührt an.
Mit „How to train your Dragon“von John Powell führt die Brass Band Unterallgäu in den gleichnamigen Film. Die Musik ist faszinierend und dies umso mehr, weil das Arrangement von einem Mitglied der Band stammt. Daniel Hiller hat die Noten vorgegeben und Bandleader Fischer lässt die einzelnen
Motive erst mal vorspielen, in der Zusammenfassung entsteht dann eine dynamische Fassung, die in einem Fast-Piano endet.
Zum Schluss entführt die Band die Zuhörer ins Reich der Filme „Der Hobbit“und „Der Herr der Ringe“. Bearbeitet hat die Kompositionen Johan de Meij, jedem Blasorchester ein Begriff. Komponiert hat die Filmmelodien der kanadische Komponist Howard Shore. Die Brass Band und Michael Fischer am Pult servieren ein makelloses Finale, reich an Dynamik und musikalischer Farbenpracht. Beifall brandet auf, die Besucher hält es nicht auf den Sitzen, die Begeisterung mündet in zwei Zugaben. Es erklingen „Sang till Norden“, eine Melodie aus Skandinavien für Brass-Band, und dem wunderschönen, fast wehmütigen Tongemälde „Donegal Bay.“
Auch dass Sir Simon Rattle, ehemaliger Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, die Brass Band Unterallgäu unter 100 Bewerbern auserkoren hat, am 7. Juli gemeinsam mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks ein Konzert in München zu geben, spricht das für die Qualität der Brass Band.