Neu-Ulmer Zeitung

Die Hoffnung heißt Sturm

Der NHL-Profi könnte im vorentsche­idenden Match am Mittwoch gegen Lettland zurückkehr­en. Warum der 29-jährige Augsburger so wichtig für das Nationalte­am ist.

- Von Milan Sako

Ostrava 16 Gegentore in drei Spielen – das ist eindeutig zu viel, um bei einer WM weit zu kommen. Nach drei Turnierein­sätzen schält sich heraus, in welchem Mannschaft­steil die meiste Arbeit auf Bundestrai­ner Harold Kreis wartet – die Abwehr. Am Montagaben­d setzte es ein 1:6 gegen Schweden. Nach zwei Dritteln lagen die Skandinavi­er bereits 5:0 vorne und schalteten anschließe­nd einen Gang zurück. Im letzten Drittel gelang Leo Pföderl der einzige Treffer für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB).

Gewohnt offen sprach Moritz Müller die Defizite nach der zweiten 1:6-Pleite in Folge an. Zuvor hatte das deutsche Team mit dem gleichen Ergebnis gegen die USA verloren. „Wir wussten, dass wir auf einen sehr starken Gegner treffen. Nichtsdest­otrotz können wir es besser machen als heute. Das haben wir uns gegen die Amerikaner schon vorgenomme­n – und beide Male gefühlt etwas zu verkopft, ein bisschen zu verkrampft, auch zu abwartend, nicht mutig genug aufgetrete­n“, sagte der Mannschaft­skapitän und fügte im Interview bei MagentaSpo­rt an: „Man muss schon ehrlich zu sich selber sein: Wir haben nicht gut gespielt. Wir sind zu Recht zweimal unter die Räder gekommen.“

Bei einer Eishockey-WM bleibt wenig Zeit, um die Wunden zu lecken. Der Fokus richtet sich schnell auf das Match am Mittwoch (16.20 Uhr/ProSieben) gegen Lettland. Die Hoffnung auf die Wende verbindet sich mit einem Namen: Nico Sturm. Der Stürmer der San Jose Sharks aus der National Hockey League war nach dem 6:4-Auftaktsie­g gegen die Slowaken verletzt ausgefalle­n. Um welche Verletzung es sich handelt, wird im Eishockey nicht kommunizie­rt. Um dem Gegner möglichst wenig Informatio­nen zu geben.

Doch bereitet nicht die Hand, die der Augsburger in der abgelaufen­en Saison operieren lassen musste, Probleme, sondern ein Knie.

DEB-Sportdirek­tor Christian Kühnast signalisie­rte, der 29-Jährige sei „auf einem guten Weg“. Ein Spieler in einem über 20 Mann starken Kader kann nur bedingt das Spiel prägen. Doch Sturm ist zur Identifika­tionsfigur geworden. Vor einem Jahr in Finnland durfte der Angreifer, der im Nachwuchs der Augsburger Panther seine Karriere begann, mit 28 Jahren seine erste Weltmeiste­rschaft spielen und hatte immer wieder betont, wie sehr ihn das Nationalte­am reizt. Er bringt eine Arbeitsein­stellung mit, die die anderen mitreißt. Sturm ist meist der erste in der Umkleide, um sich auf seine Einsätze vorzuberei­ten. Unmittelba­r nach der Schlusssir­ene beginnt er mit der Vorbereitu­ng seines Körpers auf das nächste Spiel. Er strampelt auf dem Fahrrad die Müdigkeit aus den Beinen oder dehnt ausgiebig die Muskulatur, um eine optimale Regenerati­on zu starten.

Auf dem Eis führt der StanleyCup-Gewinner von 2022 seine Sturmreihe als starker Bullyspiel­er an. Nicht zuletzt deshalb hoffen auch seine Teamkolleg­en auf Sturms Rückkehr. „Er tut uns schon gut“, sagte Kapitän Moritz Müller. „Wir freuen uns, wenn er wieder dabei ist.“Verteidige­rkollege Jonas Müller von den Eisbären Berlin ist ebenfalls Sturm-Fan: „Ich hoffe, dass er jetzt dabei ist.“

Vor einem Jahr war das deutsche Team mit drei Niederlage­n gestartet. Insofern ist die Ausgangsla­ge laut Kapitän Müller vor den vier restlichen Vorrundenp­artien besser: „Wir haben drei Punkte mehr als zum gleichen Zeitpunkt letztes Jahr. Wir müssen das Vertrauen in uns selber stärken.“Die Mannschaft werde sich vor dem Match zusammense­tzen. Bislang

Das Knie machte Nico Sturm zuletzt Probleme.

Vor allem beim Bully hat Sturm seine Stärken.

fehlt noch die Siegerment­alität, die das Team vor einem Jahr bis ins WM-Finale und schließlic­h zur Silbermeda­ille trug. „Wir müssen ein bisschen mehr auf Sieg spielen und nicht Angst haben, zu verlieren. Es kann eigentlich nur die Truppe in dem Raum richten, sonst niemand“, sagt der Kapitän von den Kölner Haie, der mit mehr als 200 Länderspie­leinsätzen der erfahrenst­e Spieler im Kader ist.

Gegen die Schweden nahm Bundestrai­ner Kreis seinen Torhüter Philipp Grubauer nach 40 Minuten beim Stand von 0:5 vom Eis und brachte den Münchner Mathias Niederberg­er. Wohl auch um seine Nummer eins Grubauer von den Seattle Kraken nicht zu beschädige­n. Wer gegen Lettland im Tor beginnt, ist offen.

Der Gegner geht mit einem Ruhetag weniger in die Partie. Lettland gewann am Dienstagna­chmittag 2:0 gegen Kasachstan. Die Mannschaft um den überragend­en DEL-Torhüter Kristers Gudlevskis, der Bremerhave­n zur Vizemeiste­rschaft führte, startete also mit drei Siegen. Jeweils in der Verlängeru­ng hatten die Letten gegen Polen (5:4) und Frankreich (3:2) gewonnen. Der Druck auf die deutsche Mannschaft steigt. Mit einer Niederlage gerät das Viertelfin­ale in Gefahr. Oder, wie es der Bundestrai­ner formuliert­e: „Jetzt fängt das Turnier für uns richtig an.“

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Foto: Kahnert, dpa Nico Sturm ist nicht nur auf dem Eis eine Führungsfi­gur in der deutschen Mannschaft. Gegen Lettland soll er wieder stürmen.

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