Hier ist beim Backen Kreativität gefragt
Backen mit allen Sinnen – damit hatten die Kinder in der Backwerkstatt im Museum für Brot und Kunst in Ulm jede Menge Spaß. Lehrreich war es zudem.
Ulm Wer morgens zum Frühstück genüsslich in eine Brezel oder ein Stück Hefezopf beißt, überlegt sich eher selten, welche Arbeitsschritte und welcher Aufwand hinter der Herstellung des leckeren Gebäcks stecken. Die vierzehn Kinder hingegen, die am Donnerstagnachmittag im Ulmer Museum für Brot und Kunst an der Backwerkstatt teilnahmen, wissen darüber jetzt ganz genau Bescheid. Aus süßem Hefeteig formten sie gemeinsam verschiedene Motive und ließen ihrer Fantasie dabei freien Lauf.
Los ging es mit dem Formen eines Sonnenrads. Aber warum genau ein Sonnenrad? Das stammt noch aus der Zeit, als es keinen elektrischen Strom gab und die Menschen ihren Alltag nach dem Tageslicht ausrichteten. In den düsteren Wintermonaten war der Wunsch nach etwas Wärme groß und so wurde die Sonne eben kurzerhand herbeigebacken. Mit viel Herz und Geduld erklärte Gudrun Graichen vom Museum, wie die Teigsonnen geformt werden und welche Geschichte dahintersteckt. Die jungen Bäckerinnen und Bäcker im Museum konnten es dann kaum erwarten, selbst zu kneten und zu formen und waren sofort eifrig bei der Sache.
Als Nächstes standen Hefeschnecken auf dem Programm und da bei einigen davon die Bäuche etwas hoch wurden, handelt es sich eben um „Dickbauchschnecken“, das war den Kindern sofort klar. Beim Formen des nächsten Tieres ging es ans Flechten. Wenn das mal nicht so recht gelingen wollte, halfen sich die Kinder gegenseitig oder bekamen Hilfe von Angelika Zehatschek und Daniela Knoll, die zusammen mit Gudrun Graichen zu dritt immer mit Rat und Tat zur Seite standen. Dass viel Liebe und Herzblut hinter der Durchführung des Kurses steckt, merkte man dabei von der ersten Minute an. Die selbstgeflochtenen, echsenartigen Hefetiere betitelten die begeisterten Hobbybäcker dann ganz selbstverständlich als „Zopfodil“, manch einer vermutete dahinter sogar eine neue Monsterart. Ein gewisser Ehrgeiz beim Backen blieb dabei nicht aus, nur „Zopfodile“mit schön geformten Tatzen landeten auf dem Backblech. Auch der Ulmer Spatz wurde als Hefetier in Angriff genommen und die Geschichte dazu spannend erklärt. Zu guter Letzt wurde eine Brezel geformt und jeder konnte dabei feststellen, dass großes Fingerspitzengefühl beim schwungvollen Zusammensetzen des Backklassikers gefragt ist.
Während die letzten Gebäckstücke im Ofen buken und das dritte und oberste Stockwerk des Museums von süßem Duft erfüllt wurde, war es Zeit für einen Abstecher in die unteren Museumsräume. Die Kinder lernten dabei, welche Zutaten zu einem leckeren Teig gehören und wie diese hergestellt werden und wurden. Das Mahlen von Getreide per Hand vor Hunderten von Jahren war eine mühsame Angelegenheit, das konnte am Mahlstein selbst ausprobiert werden. Und dass die Hefe ein Pilz ist, der ab und zu auch einmal „pupst“hätte man nicht anschaulicher erklären können.
Am Ende der Backwerkstatt nahmen die Kinder ihre Backkreationen freudestrahlend in Empfang und präsentierten diese stolz den im Foyer wartenden Eltern und Großeltern. Ein durchweg gelungener Nachmittag war es also im Museum für Brot und Kunst, der das bewusstere Backen und Essen in den Fokus rückte.
In den Herbstferien und vor Weihnachten werden weitere Kurse
für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren angeboten. Auch Kurse für Erwachsene gibt es, wie zum Beispiel ein Brezel- oder Seelenworkshop, geleitet von einem Bäckermeister. Für Kinder wie für Erwachsene ist die Tatsache, dass die Backerzeugnisse, die täglich auf unseren Tellern landen, keine Selbstverständlichkeit sind, eine wertvolle Erkenntnis.
> Info: Das Programm des Museums ist zu finden unter der Internet-Adresse museumbrotundkunst.de.