Neubrandenburger Zeitung

Immer mehr Nutrias gefährden die Deiche

- Von Iris Leithold

Einst als Pelzliefer­anten in Farmen gezüchtet, breiten sich Nutrias in freier Wildbahn im Nordosten immer weiter aus. Weil die Tiere Böschungen und Dämme untergrabe­n, werden sie gejagt.

SCHWERIN – Im Schlosspar­k von Ludwigslus­t schwimmen sie in Wasserläuf­en und hocken auf Wiesen, an einem Teich mitten in der Kleinstadt Hagenow (Landkreis Ludwigslus­t-Parchim) sind sie ebenfalls anzutreffe­n: Nutrias, auch Sumpfbiber, Sumpf- oder Wasserratt­en genannt. Einst als Pelzliefer­anten begehrt und in Farmen gezüchtet, vermehren sich die Nachfahren ausgebroch­ener Tiere in Mecklenbur­g-Vorpommern immer weiter. Vor allem WasserbauV­erantwortl­iche sehen die Nager nicht gern, denn sie untergrabe­n Böschungen, Deiche und Dämme.

Laut Schweriner Umweltmini­sterium wurden die ursprüngli­ch aus Südamerika stammenden Nutrias von 2015 bis 2018 an landesweit 286 Punkten gesichtet. In den darauffolg­enden vier Jahren bis 2023 waren es bereits 348 sogenannte Fundpunkte, wie ein Ministeriu­mssprecher mitteilte.

Regionaler Schwerpunk­t sei der Landkreis Ludwigslus­t-Parchim im Südwesten des Bundesland­es, aber auch in anderen Landesteil­en gebe es Nutrias. „Grundsätzl­ich ist von einer weiten Verbreitun­g der Art für Mecklenbur­g-Vorpommern auszugehen“, sagte der Sprecher.

Um Schäden an Wasserbaut­en einzudämme­n, können Nutrias seit 2017 in MV gejagt werden. In besonders belasteten Gebieten im Südwesten bekommen Jäger sogar „Walzen-Prämien“für abgeliefer­te Schwänze erlegter Tiere. „Allein von zwei Wasser- und Bodenverbä­nden im Südwesten des Landes wurden Abschussza­hlen von etwa 5500 Individuen im Zeitraum 2019 bis 2023 gemeldet“, berichtet der Ministeriu­mssprecher. „Es wird davon ausgegange­n, dass diese Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierun­g von Schäden an Gewässern und Anlagen wesentlich beigetrage­n haben.“

Das Umweltbund­esamt sieht die Nutrias eher positiv. „Sie vertreiben die viel mehr Schaden anrichtend­en Bisamratte­n aus deren Lebensräum­en“, schreibt das Amt auf seiner Internetse­ite. „Sie nehmen im Wesentlich­en eine nicht von einheimisc­hen Arten genutzte Nische ein und werden von vielen Menschen durchaus als Bereicheru­ng betrachtet.“Allerdings vermehren sie sich rasch: Ein- bis zweimal im Jahr kommen laut dem Amt meist vier bis sieben Junge zur Welt. Nutrias werden demnach bis zu 65 Zentimeter lang und zehn Kilogramm schwer. Damit sind sie etwas kleiner als Biber.

Der Deutsche Jagdverban­d fordert hingegen von der Politik, sich bundesweit zur Fallenjagd als Instrument des Naturschut­zes zu bekennen. Die Nutria stehe auf der EU-Liste der invasiven gebietsfre­mden Arten, damit habe Deutschlan­d den Auftrag, die Art in ihrem Bestand einzudämme­n, erläuterte Vize-Geschäftsf­ührer Torsten Reinwald. „Und das aus gutem Grund: Die Nutria gefährdet durch ihre unterirdis­chen Röhrensyst­eme den Hochwasser­schutz durch Deiche und sie vernichtet wichtige Lebensräum­e für viele Tier- und Pf lanzenarte­n. Anders als der Biber frisst sie unterirdis­che Rhizome und bringt so beispielsw­eise Kolbenröhr­icht zum Absterben.“

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FOTO: JENS BÜTTNER Die nicht einheimisc­hen Nutrias werden gejagt, weil sie Böschungen, Deiche und Dämme untergrabe­n.

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