Issa Remmo plaudert mit Grabowhöfes Bürgermeister über die Zukunft
Der mutmaßliche Clan-Boss Issa Remmo, der angeblich an der Seenplatte residiert, geht vor Ort in die Offensive: In einem gemeinsam mit dem Bürgermeister seines angeblichen Wohnorts Grabowhöfe geführten Interview gibt er sich volksnah und bürgerlich. Eine geschickte Inszenierung – oder die pure Realität?
GRABOWHÖFE – Der Umzug des mutmaßlichen Chefs des Remmo-Clans in das beschauliche Grabowhöfe sorgt weiterhin für Wirbel. Nachdem Bürgermeister Enrico Malow (CDU) seit Wochen betont hatte, dass er nichts Genaues wisse und darum auch keine Auskunft geben könne, gab es jetzt auf einmal ein Plauderstündchen mit dem Mann. Denn Remmo höchstselbst besuchte Malow bei dessen wöchentlicher Bürgermeistersprechstunde.
Exklusiv dabei war die Journalistin Antje RußbüldtGest. Die Betreiberin des Online-Portals „Wir sind Müritzer“hatte zuerst über den neuen Bewohner der Gemeinde und dessen mögliche Absichten über eine Einbürgerung berichtet. Ihr gegenüber machte der prominente Gast unter anderem deutlich, dass er eigentlich gern Issa genannt werden möchte, das bedeute übersetzt Jesus. Der Name Remmo sei ihm angesichts der Schlagzeilen eher unlieb.
Im anschließenden Gespräch soll Remmo erklärt haben, dass er bereits „seit mehr als zweieinhalb Jahren“in Grabowhöfe wohne. Enrico Malow hatte kürzlich im Anschluss an die Gemeindevertretersitzung den anwesenden Journalisten erklärt, dass er erst aus den Medien von der Anmeldung eines führenden Mitglieds des Remmo-Clans erfahren habe. „Ich habe den Herrn noch nicht kennengelernt und weiß auch von niemandem, der ihn hier gesehen hätte. Insofern kann ich seine Anwesenheit im Ort weder bestätigen noch dementieren“, sagte Malow damals.
Als ehrenamtlicher Bürgermeister habe er keinen Zugriff auf Meldedaten, ergänzte er. Allerdings ist Malow auch Amtsvorsteher des Amtes Seenlandschaft, wo Issa Remmo vermutlich gemeldet ist.
Gegen den mutmaßlichen Boss des Remmo-Clans wird derzeit am Amtsgericht Neubrandenburg ein Insolvenzverfahren geführt. Wie ein Sprecher auf NordkurierNachfrage mitteilt, laufe das Insolvenzverfahren bereits seit September 2021. Es soll um etwa 125.000 Euro gehen, die Gläubiger bei dem Mann eintreiben wollen – doch die Kassen seien leer, so das Gericht.
Ohne dass es offiziell bestätigt worden wäre, wird in vielen Medienberichten vermutet, dass es einen Zusammenhang geben könnte mit einem möglichen Einbürgerungsverfahren. Denn wie der NDR berichtete, gibt es bei dem Verfahren auch Anträge, „die eine RestschuldBefreiung ablehnen“. Im Normalfall sei es das Ziel solcher Verfahren, den Betroffenen „aus der Schuldenfalle zu holen“. Sollten diese Anträge Erfolg haben, „würde Remmo vorerst nicht von seinem privaten Schuldenberg runterkommen“– was sich wiederum negativ auf sein Einbürgerungsverfahren auswirken könne.
Erst in der vergangenen Woche hatte der ehemalige DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel dem mutmaßlichen Clan-Boss seine Hilfe angeboten. Der Rechtsanwalt erklärte der „Bild“, dass er sich sicher sei, dass Remmo „den deutschen Pass bekommen muss“.
Bei der Bürgermeistersprechstunde mit Enrico Malow gab sich Issa Remmo der Darstellung zufolge betont bürgerlich und stellte sich als Medienopfer dar. Die Medien hätten ihn zu einem Clan-Boss gemacht, der er nicht sei. „Ich bin kein krimineller Clan-Chef, ich bin Chef meiner Familie. Und für die sorge ich“, zitiert ihn „Wir sind Müritzer“. Er habe zwölf Kinder und zwölf Enkelkinder. Dass er in einem Haus wohne, das nach Ansicht der Behörden eigentlich nicht bewohnbar sei, weil es dort angeblich zeitweise weder einen aktiven Strom- noch einen aktiven Wasseranschluss gegeben habe, stört den Neu-Mecklenburger angeblich nicht. „Ich brauche auch keine Heizung“, sagte er im Gespräch. Auf Grabowhöfe sei er durch seinen jetzigen Vermieter und einen Bekannten aufmerksam geworden, der einst den „Alten Landsitz“Sommerstorf gekauft hatte und dann wieder abgab.
Im weiteren Gespräch machte Remmo deutlich, dass er in der Seenplatte bleiben möchte, das Wasser liebe und geschäftliche Pläne habe. Er habe sogar Investoren an der Hand, die ein Riesenrad wie in London in Waren hinstellen wollten, behauptete Remmo. Dem Grabowhöfer Bürgermeister bot er sogar einen Tag in der Woche Gartenarbeit in der Gemeinde als Spende an.
Was von alledem zu halten ist, dürfte in den kommenden Tagen noch großes Gesprächsthema in der gesamten Region bleiben: Doch unverkennbar ist, dass es Remmo offenbar ernst ist mit seinem neuen Lebensmittelpunkt.