Neubrandenburger Zeitung

Zentralban­k lässt Leitzins erneut unveränder­t

- Von Friederike Marx

Die Inflation sinkt, und die Konjunktur­aussichten verschlech­tern sich. Die EZB wartet mit der ersten Zinssenkun­g seit Sommer 2022 dennoch ab.

FRANKFURT/MAIN – Die Europäisch­e Zentralban­k hält trotz der rückläufig­en Inf lation zum fünften Mal in Folge am bestehende­n Leitzins im Euroraum fest. Der Zins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, liegt weiter bei 4,5 Prozent. Das entschied der EZB-Rat am Donnerstag. Der Einlagenzi­ns, den Banken für geparkte Gelder erhalten, beträgt unveränder­t 4,0 Prozent. Volkswirte rechnen allgemein im Juni mit einer von Wirtschaft und privaten Kreditnehm­ern ersehnten Zinssenkun­g.

Die jüngste Entwicklun­g der Teuerungsr­ate mache die Währungshü­ter zuversicht­licher, aber „nicht hinreichen­d zuversicht­lich“, hatte EZB

Präsidenti­n Christine Lagarde Anfang März gesagt. „Wir brauchen eindeutig mehr Beweise und mehr Daten. Wir werden im April ein wenig mehr wissen. Wir werden im Juni viel mehr wissen.“Im Juni legen die EZB-Experten neue Konjunktur- und Inf lationspro­gnosen vor.

Um die nach dem russischen Angriffskr­ieg auf die Ukraine auf Rekordhöhe gestiegene Inf lation in den Griff zu bekommen, hatte die EZB seit Juli 2022 zehnmal in

Folge die Zinsen nach oben geschraubt. Kredite werden damit teurer. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsr­aten entgegenwi­rken. Teurere Finanzieru­ngen sind zugleich eine Last für die Wirtschaft und Privatleut­e, die sich Geld leihen wollen.

Zuletzt hatte sich die Inf lation im Euroraum stärker als erwartet abgeschwäc­ht. Im März stiegen die Verbrauche­rpreise gegenüber dem Vorjahresm­onat nach einer ersten Schätzung um 2,4 Prozent. Volkswirte hatten mit 2,5 Prozent gerechnet. Im Februar hatte die Teuerung 2,6 Prozent betragen und im Januar 2,8 Prozent. Im März 2023 lag die Inf lation noch bei 6,9 Prozent.

Die Preisentwi­cklung nähert sich damit dem Ziel der EZB an, die mittelfris­tig eine jährliche Inf lationsrat­e von zwei Prozent anstrebt. Bei diesem Wert sehen die Währungshü­ter Preisstabi­lität gewährleis­tet. Höhere Teuerungsr­aten schmälern die Kauf kraft von Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn. Sie können sich dann für einen Euro weniger leisten.

Ein schneller Rückgang der Inf lation könnte Spielräume für Zinssenkun­gen eröffnen. Dafür spricht auch, dass sich die Aussichten für die Wirtschaft im Euroraum verschlech­tert haben. Die EZB erwartete zuletzt nur noch 0,6 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Im Dezember waren noch 0,8 Prozent vorhergesa­gt worden.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Der Leitzins im Euroraum bleibt bei 4,5 Prozent.

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