Neubrandenburger Zeitung

Schweriner besorgt über die Zukunft der Volleyball-Bundesliga

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SCHWERIN – Die Roten Raben Vilsbiburg haben ihre Mannschaft aus der 1. Liga zurückgezo­gen, beim USC Münster stand eine Insolvenz im Raum, wie die Westfälisc­hen Nachrichte­n von einer außerorden­tlichen Mitgliedsv­ersammlung zu berichten wissen - die Volleyball-Bundesliga der Frauen sorgt gerade ungewollt für Schlagzeil­en.

„Das war schon ein Schock und ist höchst bedauerlic­h, wenn so ein Traditions­verein wie Vilsbiburg, der vor zehn Jahren noch deutscher Pokalsiege­r war, so einen Schritt geht“, sagt Michael Evers.

Der 64-Jährige ist als Geschäftsf­ührer des SSC Palmberg Schwerin ein absoluter Kenner der Szene. Evers fungierte ab 1996 zunächst als Sprecher der Frauen-Bundesliga, war in der Folge Chef des Ligaaussch­usses im Deutschen Volleyball-Verband (DVV), Vorstandvo­rsitzender der Deutschen Volleyball-Liga und zuletzt von 2014 bis 2021 Präsident der Volleyball-Bundesliga (VBL).

Als Kernproble­m benennt Evers zum einen die allgemeine wirtschaft­liche Situation in Deutschlan­d. Nach Corona sei es nicht leichter geworden für Vereine. Der eine oder andere Sponsor habe für sich entschiede­n, es gehe auch gut ohne Volleyball. „Zum anderen gibt es bei dem einen oder anderen Vereinsver­antwortlic­hen eine zu große Diskrepanz zwischen dem sportliche­n Anspruchsd­enken und den wirtschaft­lichen Möglichkei­ten“, so der SSC-Geschäftsf­ührer.

Er würde sich wünschen, dass künftig die Ziele mit mehr Augenmaß verfolgt würden, angepasst an die eigenen Gegebenhei­ten: „Man muss sich doch nicht zwingend am Branchenpr­imus messen“. Natürlich dürfe man Visionen haben und verfolgen, aber die müssten eben Schritt für Schritt entwickelt werden und in der Struktur wachsen. „Das war und ist auch in Schwerin und Stuttgart kein Selbstläuf­er, sondern Produkt harter und kontinuier­licher Arbeit", sagt er.

Michael Evers hat auch ganz allgemein das Lizenzieru­ngsverfahr­en der Liga im Blick. Wenn mit Stuttgart, Aachen und dem SSC nur drei Vereine die Lizenzohne­Auflagener­halten hätten und der Rest kränkle oder sogar am Tropf hänge, wie in dieser Saison geschehen, sei das kein gutes Zeichen für die Liga. „Schlimmer darf es nicht mehr kommen, weitere Hiobsbotsc­haften können wir nicht gebrauchen“, stellt er klar.

Das sieht Felix Koslowski nicht anders: „Wir betrachten die Entwicklun­g mit Sorge. Das gibt uns gerade kein gutes Gefühl. Die Volleyball-Bundesliga muss einen Weg finden“, so der SSC-Trainer, der sich mit seiner Mannschaft jetzt aber ganz auf die sportliche Herausford­erung konzentrie­ren will.

Und die heißt Endspiel um die deutsche Meistersch­aft. Zum Auftakt der Finalserie hat der SSC Palmberg Schwerin am Sonnabend, 13. April, um 17 Uhr Titelverte­idiger Allianz MTV Stuttgart in der heimischen Palmberg-Arena zu Gast. Gespielt wird im Modus best of five. Das heißt, wer deutscher Meister werden will, muss aus maximalfün­fSpielendr­eiSiege für sich verbuchen. (thow)

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FOTO: DIETMAR ALBRECHT Duelle mit Vilsbiburg, wie zuletzt im Playoff-Viertelfin­ale, wird es für die Schweriner­innen (gelb) vorerst nicht mehr geben.
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FOTO: THOMAS WILLMANN Michael Evers

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