FCN-Bosse diskutieren über Verzicht auf den Oberliga-Aufstieg
Sportlich läuft es bestens für die Verbandsliga-Fußballer des 1. FC Neubrandenburg. Im Verein wird aktuell aber eine entscheidende Frage diskutiert.
NEUBRANDENBURG – Acht Punkte Vorsprung auf den ärgsten Verfolger - der Aufstieg in die Oberliga ist den Verbandsliga-Fußballern des 1. FC Neubrandenburg wohl nicht mehr zu nehmen. Doch werden die Neubrandenburger in der nächsten Saison auch in der 5. Liga spielen?
Zwar hat der Fußballklub fristgerecht die Meldung für die Oberliga abgegeben, doch ob der FCN den wahrscheinlichen Aufstieg dann wahrnehmen wird, scheint aktuell mehr als fraglich. Die FCN-Verantwortlichen befinden sich im Zwiespalt: Eine Liga höher antreten, um den vielen begabten Kickern die Möglichkeit zu geben, sich in einer stärkeren Spielklasse weiterzuentwickeln. Oder möchte der Verein lieber (finanzielle) Vernunft walten lassen.
„Wir befinden uns derzeit in vielen Gesprächen. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, ob unser Kader überhaupt so zusammenbleibt und einen Aufstieg in die Oberliga hergibt. Der finanzielle Faktor ist die andere Sache“, sagt FCN-Vizepräsident Gregor Selow, der derzeit den erkrankten Clubchef Torsten Hanke vertritt. Klar ist allen Verantwortungsträgern im Club, dass man sich für die Oberliga mit Spielern aus anderen Klubs verstärken müsste. Und das ist vor allem eine finanzielle Sache.
„Wir möchten nicht, dass es uns wie damals Torgelow passiert, dass wir nur externe Spieler holen, um in der Oberliga spielen zu können. Und dann hast du nachher zehn polnische Spieler“, sagt Selow. Der FCN möchte sich vielmehr seine Identität erhalten, den Weg mit jungen Neubrandenburger Fußballern gehen. „Unsere Zuschauer finden das attraktiv und das möchten wir uns ein Stück weit erhalten“, sagt der Vize.
Dass der 1. FC Neubrandenburg beim Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) für die Oberliga gemeldet hat, begründet Gregor Selow mit formellen Gründen. „Du musst Fristen einhalten. Und wir wollten uns alle Optionen offen halten“, sagt das Vorstandsmitglied, der von einer insgesamt schwierigen Situation spricht.
Das sieht FCN-Spielertrainer Daniel Nawotke nicht anders. Dass die ungewisse Situation sich aber auf das sportliche Geschehen in der Verbandsliga auswirken könnte, glaubt er nicht: „Wir wollen weiterhin alle Spiele gewinnen, die Jungs werden alles geben.“Für ihn steht aber außer Frage, dass die Sache Aufstieg oder nicht „klar besprochen werden muss. Und dann muss bald eine Entscheidung gefällt werden“.
Der 34-jährige Spielertrainer, der mit dem FCN am Freitag beim Greifswalder FC II antritt (19 Uhr), weiß aus eigenem Erleben, was in der
Oberliga auf den Verein zukommen würde, finanziell und sportlich. Mit Torgelow spielte er bereits in der 5. Liga. „Sportlich ist die Oberliga natürlich besser und wäre eine Herausforderung für viele Spieler. Ich sehe das Ganze aber differenziert“, sagt er. Denn sonderlich attraktiv sei die Oberliga nicht. „In dem Punkt ist die Verbandsliga für mich sogar besser. Und aus sportlicher Sicht ist die Verbandsliga derzeit auch richtig gut“, meint er.
Für den 1. FC Neubrandenburg wäre der Oberliga-Aufstieg aktuell nur einer durch die Hintertür. Denn Tabellenführer SpVgg Torgelow/Ueckermünde und Verfolger Malchower SV verzichten auf den Gang in Liga fünf. Der FCN liegt derzeit auf Platz drei.
Freuen könnte sich jetzt der SV Siedenbollentin als ärgster FCN-Verfolger. Als Liga-Vierter würde der SVS bei einem Club-Verzicht gern in die Oberliga rutschen, darf es aber es gar nicht. Dies machten die Verantwortlichen beim MV-Fußballverband deutlich. „Es gelten die Durchführungsbestimmungen. Ein Aufsteiger muss auf einem der ersten drei Plätze stehen. Dabei bleibt es“, sagte Verbandsliga-Staffelleiter Peter Dluzewski. Auswirkungen hätte eine FCN-Entscheidung gegen den Aufstieg auf die laufende Saison in der Oberliga Nord. „Wenn es keinen Aufsteiger aus Mecklenburg-Vorpommern geben wird, wird es weniger Absteiger aus der Oberliga geben", kündigte NOFV-Geschäftsführer Till Dahlitz an.