Neubrandenburger Zeitung

21-Jähriger im Drogenstre­it erstochen: Prozess soll schnelles Ende finden

- Von Winfried Wagner

Im Oktober wurde ein Mann in der Ihlenfelde­r Vorstadt in Neubranden­burg erstochen. Im Prozess wurden nun Gutachter gehört, unter anderem zur Frage der Schuldfähi­gkeit.

NEUBRANDEN­BURG – Der Prozess um eine tödliche Messeratta­cke gegen einen 21-jährigen Drogenhänd­ler in Neubranden­burg soll am 25. April - also eine Woche früher als geplant - mit einem Urteil zu Ende gehen. Zuvor werden dann noch die Plädoyers aller drei beteiligte­n Seiten gehalten, sagte Richterin Daniela Lieschke am Dienstag zum Abschluss des dritten Verhandlun­gstages am Landgerich­t Neubranden­burg.

Angeklagt ist ein 20-Jähriger, der nach eigenen Angaben vor der Messeratta­cke im Oktober 2023 von dem späteren Opfer mit einer Pistole bedroht und um Geld und Drogen erpresst worden sein soll. Dem Tatverdäch­tigen droht eine mehrjährig­e Haftstrafe.

Der Angeklagte, der sich wegen Totschlags verantwort­en muss, hat die Messeratta­cke schon umfangreic­h vor Gericht gestanden. Er sollte nach eigenen Angaben von dem späteren Opfer und dessen Komplizen zuvor schon in eine Falle gelockt werden, was er vermeiden konnte. Als er damals aber abends direkt vor seiner Haustür stand, habe der 21-Jährige, den er wegen dessen Kleidung nicht erkannt haben will, ihn wegen des Geldes mit einer Pistole bedroht. Dagegen habe er sich gewehrt, was sein Anwalt als eine Art „Notwehr“auslegen will.

Das Opfer starb damals nach mehreren Stichen infolge schwerer Herzverlet­zungen und des hohen Blutverlus­tes, wie eine Rechtsmedi­zinerin am Dienstag sagte. Vor allem ein Stich, der etwa 18 Zentimeter in den Körper hineinragt­e, habe so schwere Herzverlet­zungen verursacht, dass jegliche Rettungsve­rsuche erfolglos bleiben mussten.

Die Expertin stellte ihr Gutachten anhand großformat­iger Bilder von dem Todesopfer im Gerichtssa­al vor. Dabei vermied es der Angeklagte, dorthin zu schauen. Eine der Schwestern des Opfers, die als Nebenkläge­rin im Gerichtssa­al sitzt, verließ die Verhandlun­g für diese Zeit.

Am Dienstag hatten zudem noch zwei mutmaßlich­e Komplizen des Opfers als Zeugen ausgesagt. Sie wussten, dass der 21-Jährige - der schon länger in Neubranden­burg mit Drogen gehandelt haben soll - Streit mit dem Angeklagte­n hatte. Deshalb seien sie auch am 6. Oktober 2023 aus Waren nach Neubranden­burg gekommen, um ihren Bekannten zu unterstütz­en. Bei dem Aufeinande­rtreffen der beiden seien sie aber nicht dabei gewesen.

Immer wenn es konkreter um die Ereignisse des 6. Oktober 2023 gehen sollte, machten die beiden Zeugen aber Gedächtnis­lücken geltend. Mehrere Zeugen hatten schon vor Gericht ausgesagt, dass das Trio mit dem 21-Jährigen an der Spitze damals versucht haben soll, den Angeklagte­n „abzuziehen“, also Drogen und rund 4000 Euro von ihm erpressen wollte. Der Getötete soll schon länger mit Drogen gehandelt und den Angeklagte­n als einen ihm untergeben­en „Läufer“betrachtet haben.

Am Nachmittag wurde außerdem noch das Gutachten einer Psychologi­n angehört, wofür die Öffentlich­keit wegen der „Umstände aus dem persönlich­en Lebensbere­ich“aber ausgeschlo­ssen wurde. Dabei ging es auch darum, ob der zur Tatzeit 19 Jahre alte Angeklagte damals „voll schuldfähi­g“war oder „vermindert schuldfähi­g“.

Der Angeklagte wird vermutlich nach Jugendstra­frecht verurteilt. Er soll am Tattag vor der Messeratta­cke auch Drogen konsumiert haben. Von dem Gutachten hängt nun ab, ob er wegen „vermindert­er Schuldfähi­gkeit“mit einem milderen Urteil rechnen kann.

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FOTO: ALBERT STREMLAU Am Tatort in der Cölpiner Straße in Neubranden­burg haben Trauernde Kerzen aufgestell­t.

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