Spektakuläres „Cabaret“ist schon jetzt fast ausverkauft
Für den Broadway-Hit verwandelt sich das Schauspielhaus Neubrandenburg in den legendären Kit-KatKlub. Dort entführt das Sommerspektakel in eine zügellose und spannungsvolle Zeit.
NEUBRANDENBURG – Spektakel und Spektakuläres sind nicht immer ein und dasselbe. In diesem Sommer aber ganz gewiss, wenn das Musical „Cabaret“das Neubrandenburger Schauspielhaus in den Kit-Kat-Klub der so verruchten wie spannungsvollen 30er Jahre verwandelt. In der zehnten Saison des „Sommerspektakels“, das Intendant Sven Müller zufolge zum erfolgreichsten Format der Theater und Orchestergesellschaft tog avancierte, wagt sich das Ensemble an den Broadway-Hit mit dem legendären „Willkommen, Bienvenue, Welcome“.
Diese provozierend-lockende Einladung des Conférenciers gehört ebenso zum Kosmos des berühmten Musicals wie die Star-Träume der Nachtclubsängerin Sally Bowles, die Neugier des amerikanischen Schriftstellers Clifford Bradshaw, die zarten Bande zwischen Pensionswirtin Fräulein Schneider und ihrem jüdischen Mieter Herrn Schultz oder das Eindringen nationalsozialistischer Töne in die eben noch so schillernde Welt.
Und natürlich die Musik! „Da ist jeder noch so kleine Song ein Hit“, schwärmt der Musikalische Leiter Thomas Möckel von Jazz, Ragtime, Revue-Charakter des 1966 uraufgeführten Musicals, das allein damals drei Jahre am Broadway lief, unzählige Preise abräumte und in der Film-Version mit Liza Minelli acht Oscars bekam. Mit dem vom Nazijungen gesungenen Liedchen „Der morgige Tag ist mein“hielten die amerikanischen Songschreiber zudem den Deutschen den Spiegel vor, merkt Möckel an. Wie unfassbar aktuell die Handlung daherkommt, war ein gewichtiger Grund für Schauspieldirektor Maik Priebe, gerade dieses Stück fürs Sommerspektakel auszuwählen.
Und ein weiterer, dass er es fast durchweg aus dem eigenen Hause besetzen kann: „Wenn man eine Sally Bowles im Ensemble hat, wäre es fatal, das nicht zu tun“, preist er seine stimmgewaltige
Hauptdarstellerin Josefin Ristau, deren schauspielerisches wie gesangliches Können schon in vielen tog-Produktionen begeisterte. Von ihrer Hamburger Ausbildung her im Musical-Genre „zu
Hause“, empfindet die gebürtige Neubrandenburgerin die Sally denn auch als wahre Traumrolle.
Noah Alexander Wolf in der Rolle des Conférenciers gab bei einem ersten Medien
Einblick ebenfalls schon einen Eindruck davon, wie Handlung, Musik und Atmosphäre das Publikum in ihren Bann ziehen dürften. „Dem Leben untern Rock zu schauen“, verheißt Choreograf Lars Scheibner, den an dem Musical die Verbindung von „Erotik und Zeitgeschichte“fasziniert. Verstärkung bekommt das Schauspielensemble durch eigens gecastete KitKat-Girls und natürlich die mitten im Geschehen platzierte Band: „So war das damals in Berlin!“, freut sich Thomas Möckel.
Überhaupt müsse „die Hütte brennen“, erwartet der Schauspielchef vom Stück, vom Ensemble und von seiner eigenen Regiearbeit. Das herkömmliche Gegenüber von Bühne und Zuschauerraum wird dabei aufgehoben: Ausstatterin Susanne MaierStaufen, mit der Priebe auch bei seinen vorherigen tog-Inszenierungen „Merlin oder Das wüste Land“und „Glaube Liebe Hoffnung“zusammenarbeitete, macht den ganzen Saal zum Hinterhof-Klub, samt einer Showtreppe bis hinauf zur Loge - eine so herausfordernde wie spektakuläre Raum-Idee.
Spektakulär läuft auch der Vorverkauf: Zu Wochenbeginn waren bereits mehr als 90 Prozent der Karten für die insgesamt 19 Vorstellungen verkauft. Dabei seien schon eine Vorstellung mehr als im Vorjahr und zehn zusätzliche Zuschauerplätze geplant, erklärt Intendant Sven Müller. Derzeit werde – mit Ruhezeit-Regelungen und den zeitgleich zu stemmenden Vorbereitungen für die Neustrelitzer „Festspiele im Schlossgarten“im Nacken – geprüft, ob weitere Zusatztermine möglich sind.
Die „Cabaret“-Premiere am 7. Juni ist bereits ausverkauft, ebenso einige weitere Vorstellungen. Gespielt wird am 9., 11., 13. bis 16., 20. bis 23., 27. bis 30. Juni sowie 4. bis 7. Juli, Kartentelefon 0395 5699832.