Explosionen: Über 50 Tote
Kino 70 Jahre alt ist nun der internationale Großmeister des Films – und nach wie vor bescheiden
Gewaltige Sprengstoff-Explosionen haben in der chinesischen Hafenstadt Tianjin ein Inferno ausgelöst. Mindestens 50 Menschen starben, darunter auch Feuerwehrleute. Die Ursache der Detonation ist noch unbekannt.
Frankfurt am Main Er ist eine zentrale Figur des Kinos – des deutschen und längst auch des internationalen: In New York wird Wim Wenders genauso gefeiert wie in Berlin. Zu Ehren seines 70. Geburtstag an diesem Freitag häufen sich heuer die Veranstaltungen und Veröffentlichungen. Sie zeigen Wenders nicht nur als bedeutenden Regisseur von Filmen wie „Paris, Texas“und „Himmel über Berlin“, sondern auch als wichtigen Autor und Fotografen. Im Februar wurde auf der Berlinale sein neuester Film „Every Thing Will Be Fine“uraufgeführt. Wenders erhielt den Goldenen Ehrenbären, zehn seiner Filme liefen in einer Hommage, sieben davon restauriert – und damit für die digitale Zukunft gerettet.
Das Museum of Modern Art in New York veranstaltete im März eine Wenders-Retrospektive. Und das Düsseldorfer Museum Kunstpalast präsentiert den Fotografen Wenders in „4 Real & True 2. Wim Wenders. Landschaften. Photographien“. Gerade hat das Museum die Schau bis 30. August verlängert.
Für Wenders ist die fotografische Arbeit „die andere Hälfte meines Lebens“– wie er sagt. Davon zeugen zahlreiche Ausstellungen in den vergangenen Jahren und die dazu herausgegebenen Kataloge und Bücher. Kunstvolle Landschaftsaufnahmen vor allem aus dem Westen der USA („Written in the West“) stehen neben kleinen tagebuchartigen Bildergeschichten („Einmal“).
Wenders, geboren 1945 in Düsseldorf, begann als Filmstudent in München in den 60er Jahren über Filme zu schreiben. Er tut dies mit Lust, Genauigkeit und Sinn für Poesie bis heute. Er analysiert die Werke großer Regie-Vorbilder wie Yasujiro¯ Ozu, Ingmar Bergman, Michelangelo Antonioni und Anthony Mann. Mittlerweile gehört er selbst zu diesen Großmeistern des Films, wie in der Weimarer Republik F.W. Murnau und Fritz Lang.
Nach 1945 blieb Wenders der einzige dieser Großmeister, den der deutsche Film hervorgebracht hat – Rainer Werner Fassbinder (1945 – 1982) starb eine Spur zu früh, um diesen Status zu erreichen.
Bei aller Bewunderung: Wenders ist bescheiden geblieben. Dies merkt man besonders seinen Porträtfilmen über Künstlerkollegen
an. Für Nicholas Ray, bekannt geworden als Regisseur des JamesDean-Films „Denn sie wissen nicht, was sie tun“, drehte er 1980 die Hommage „Nick’s Film – Lightning Over Water“. Den Japan-Film „Tokyo-Ga“widmete er dem japanischen Regisseur Yasujiro¯ Ozu (1903 – 1963), einem seiner besonderen Favoriten. 1995 hat er für den durch einen Schlaganfall teilweise gelähmten Michelangelo Antonioni bei „Jenseits der Wolken“die handwerkliche Ausführung der Regie übernommen. Fasziniert waren die Kritiker auch von „Pina“(2011), dem Tanzfilm über die 2009 gestorbene Choreografin Bausch und ihre Truppe. Und irritierend schön ist
„Das Salz der Erde“(2014), ein Film über Sebastião Salgado, den großen Fotografen-Kollegen.
Seine persönlichsten Filme drehte Wenders in den USA, wo er ab Ende der 70er-Jahre für 16 Jahre lebte. Die Landschaften, die Literatur und die Musik Amerikas faszinierten ihn. So entstanden „Der amerikanische Freund“(1977) nach Patricia Highsmith, „Hammett“(1982), orientiert an der Biografie des Krimiautors Dashiell Hammett, und „Paris, Texas“(1984), der in Cannes eine Goldenen Palme erhielt.
In diesen Filmen wandelte sich Wenders – der Hollywood-Tradition folgend – vom Bildermacher immer mehr zum Erzähler. Bestim-
mend für die emotionale Qualität der Filme wurde auch die Musik. Oft verwendete Wenders vorhandene Titel. Der Gitarrist Ry Cooder aber hat eigens für Wenders komponiert, etwas für „Paris, Texas“.
Bei aller Faszination für Amerika hat Wenders Deutschland nie aus dem Blick verloren. Er drehte vor und nach dem Mauerfall von 1989 zwei große, symbolisch aufgeladene Berlin-Filme: „Der Himmel über Berlin“(1987) und „In weiter Ferne so nah!“(1993). Wenders hat einmal in einem Interview erklärt: „Eine wichtige Triebkraft des Filmemachens ist die Frage: Wie soll man leben? Was für einen Sinn macht unser Leben, unser Tod?“(epd)