Jagd auf die Wildsau
Warum es so schwer ist, die Bestände zu reduzieren
Augsburg Das Maisfeld ist zwei Hektar, also 20 000 Quadratmeter oder etwa vier Fußballplätze groß. In dem Feld nahe Glöttweng im Landkreis Günzburg werden Wildschweine vermutet. Nicht eben mal so, sondern weil der betroffene Landwirt schlimme Schäden ausgemacht hat. Hinter einem „Keuschheitsgürtel“, den die Sauen am Rand des Maisschlags lassen, ist ein Drittel der Fläche verwüstet.
Es ist Jagdzeit am Mittwochabend. 20 Schützen mit zehn ausgebildeten Hunden, die die Schwarzwildrotte in Bewegung bringen sollen, hat der Forstbetrieb Zusmarshausen in Stellung gebracht. Nach einer Stunde sind 14 Wildschweine erlegt – Überläufer und Frischlinge, jedoch keine führende Bache, wie der Leiter des Forstbetriebs, Hubert Droste, versichert.
Schon Tags zuvor hatten die Jäger an einem an den Scheppacher Forst angrenzenden Maisfeld fünf Sauen geschossen. Und die Jagden sind schwierig und aufwendig. Da die Felder an der Bundesstraße 10 liegen, war eine straßenverkehrsrecht- liche Anordnung des Landratsamtes nötig, die Feuerwehren aus Landensberg und Glöttweng waren im Einsatz, um den Verkehr zu sichern.
„Um Erfolg zu haben, muss alles passen“, sagt Droste. „Und wir hatten einen großen Erfolg.“Für den Forstmann ist die Zahl der erlegten Sauen ein weiterer Beleg dafür, dass die Bestände trotz der intensiven Bejagung nach wie vor sehr hoch sind. Erst vor kurzem hat er in den Stauden eine Rotte mit 30 Wildschweinen gesehen, was er bis dato noch nicht erlebt habe. Im Bereich des Forstbetriebs Zusmarshausen wurden in den ersten vier Monaten des Jagdjahres – es beginnt am 1. April – bereits über 100 Sauen erlegt, was „außergewöhnlich“sei.
Eine entscheidende Rolle, sagt Droste, spiele die Natur. Die Witterung im Frühjahr sei für die Wildschwein-Population ideal gewesen, da es warm und trocken war. Auch schwache Frischlinge, für die nasskaltes Wetter ein Todesurteil sein kann, hätten überlebt.
Die Schäden, die die Schwarzkittel anrichten, seien regional jedoch sehr unterschiedlich, sagt Droste. Das bestätigt auch Helmut Jaumann, Vorsitzender der Kreisjägervereinigung Dillingen. Die anhaltende Trockenheit treibe die Bachen mit ihren Frischlingen in die Maisfelder, wo sie nicht nur Nahrung, sondern in den „milchreifen Maiskolben“auch Flüssigkeit finden. „Die Verwüstungen haben zum Teil erhebliche Ausmaße.“
Wichtig sei deshalb auch, die Borstentiere durch die Bejagung zu vergrämen. Jaumann spricht sich für revierübergreifende Jagden aus, „wo wir ernsthafte Probleme mit den Wildschweinen haben“. Diese „Bewegungsjagden“sind auch Teil des Maßnahmenpakets, das das bayerische Landwirtschaftsministerium, „zur nachhaltigen Reduktion des Schwarzwilds“herausgegeben hat. Eine Reduzierung der Bestände könne nur durch „gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten“gemeistert werden, heißt es in der Forstinfo. In dem Papier mahnt das Ministerium auch zu einem „achtsamen Umgang“bei der als Kirrung bezeichneten Anlockfütterung, um Wildschweine erlegen zu können. Werde an zu vielen Stellen und auch zu viel Kirrmaterial ausgebracht, so das Ministerium, könne dies einen Zuwachs der Bestände zur Folge haben. Es rät deshalb den Jagdpächtern, sich revierübergreifend abzustimmen.
Außerdem müssten alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten im Rahmen der Schwarzwildbejagung ausgeschöpft werden. Dazu zähle eine Verlängerung der Jagdzeit ebenso wie die Installation von Fangeinrichtungen. Über den Einsatz von Nachtzielgeräten in Problemregionen muss das Bundeskriminalamt erst noch entscheiden. Kommentar