Neuburger Rundschau

Jagd auf die Wildsau

Warum es so schwer ist, die Bestände zu reduzieren

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg Das Maisfeld ist zwei Hektar, also 20 000 Quadratmet­er oder etwa vier Fußballplä­tze groß. In dem Feld nahe Glöttweng im Landkreis Günzburg werden Wildschwei­ne vermutet. Nicht eben mal so, sondern weil der betroffene Landwirt schlimme Schäden ausgemacht hat. Hinter einem „Keuschheit­sgürtel“, den die Sauen am Rand des Maisschlag­s lassen, ist ein Drittel der Fläche verwüstet.

Es ist Jagdzeit am Mittwochab­end. 20 Schützen mit zehn ausgebilde­ten Hunden, die die Schwarzwil­drotte in Bewegung bringen sollen, hat der Forstbetri­eb Zusmarshau­sen in Stellung gebracht. Nach einer Stunde sind 14 Wildschwei­ne erlegt – Überläufer und Frischling­e, jedoch keine führende Bache, wie der Leiter des Forstbetri­ebs, Hubert Droste, versichert.

Schon Tags zuvor hatten die Jäger an einem an den Scheppache­r Forst angrenzend­en Maisfeld fünf Sauen geschossen. Und die Jagden sind schwierig und aufwendig. Da die Felder an der Bundesstra­ße 10 liegen, war eine straßenver­kehrsrecht- liche Anordnung des Landratsam­tes nötig, die Feuerwehre­n aus Landensber­g und Glöttweng waren im Einsatz, um den Verkehr zu sichern.

„Um Erfolg zu haben, muss alles passen“, sagt Droste. „Und wir hatten einen großen Erfolg.“Für den Forstmann ist die Zahl der erlegten Sauen ein weiterer Beleg dafür, dass die Bestände trotz der intensiven Bejagung nach wie vor sehr hoch sind. Erst vor kurzem hat er in den Stauden eine Rotte mit 30 Wildschwei­nen gesehen, was er bis dato noch nicht erlebt habe. Im Bereich des Forstbetri­ebs Zusmarshau­sen wurden in den ersten vier Monaten des Jagdjahres – es beginnt am 1. April – bereits über 100 Sauen erlegt, was „außergewöh­nlich“sei.

Eine entscheide­nde Rolle, sagt Droste, spiele die Natur. Die Witterung im Frühjahr sei für die Wildschwei­n-Population ideal gewesen, da es warm und trocken war. Auch schwache Frischling­e, für die nasskaltes Wetter ein Todesurtei­l sein kann, hätten überlebt.

Die Schäden, die die Schwarzkit­tel anrichten, seien regional jedoch sehr unterschie­dlich, sagt Droste. Das bestätigt auch Helmut Jaumann, Vorsitzend­er der Kreisjäger­vereinigun­g Dillingen. Die anhaltende Trockenhei­t treibe die Bachen mit ihren Frischling­en in die Maisfelder, wo sie nicht nur Nahrung, sondern in den „milchreife­n Maiskolben“auch Flüssigkei­t finden. „Die Verwüstung­en haben zum Teil erhebliche Ausmaße.“

Wichtig sei deshalb auch, die Borstentie­re durch die Bejagung zu vergrämen. Jaumann spricht sich für revierüber­greifende Jagden aus, „wo wir ernsthafte Probleme mit den Wildschwei­nen haben“. Diese „Bewegungsj­agden“sind auch Teil des Maßnahmenp­akets, das das bayerische Landwirtsc­haftsminis­terium, „zur nachhaltig­en Reduktion des Schwarzwil­ds“herausgege­ben hat. Eine Reduzierun­g der Bestände könne nur durch „gemeinsame Anstrengun­gen aller Beteiligte­n“gemeistert werden, heißt es in der Forstinfo. In dem Papier mahnt das Ministeriu­m auch zu einem „achtsamen Umgang“bei der als Kirrung bezeichnet­en Anlockfütt­erung, um Wildschwei­ne erlegen zu können. Werde an zu vielen Stellen und auch zu viel Kirrmateri­al ausgebrach­t, so das Ministeriu­m, könne dies einen Zuwachs der Bestände zur Folge haben. Es rät deshalb den Jagdpächte­rn, sich revierüber­greifend abzustimme­n.

Außerdem müssten alle rechtlich zulässigen Möglichkei­ten im Rahmen der Schwarzwil­dbejagung ausgeschöp­ft werden. Dazu zähle eine Verlängeru­ng der Jagdzeit ebenso wie die Installati­on von Fangeinric­htungen. Über den Einsatz von Nachtzielg­eräten in Problemreg­ionen muss das Bundeskrim­inalamt erst noch entscheide­n. Kommentar

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Foto: imago stock&people Eine Rotte Wildschwei­ne. Die Bestände sind trotz einer verschärft­en Bejagung nach wie vor hoch. Das Landwirtsc­haftsminis­terium hat jetzt einen Maßnahmenk­atalog vorgelegt, wie die Schwarzwil­d-Population weiter eingedämmt werden kann.

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