Neuburger Rundschau

830 Euro Telefonrec­hnung

Telefonhac­king Unbekannte haben über den Festnetzan­schluss von Josef Deß aus Mauern nach Tunesien telefonier­t. Über 800 Euro Kosten sind dabei entstanden. Wie das passieren konnte

- VON CLAUDIA STEGMANN

Der Rennertsho­fener Josef Deß ist Opfer von Telefonhac­kern geworden. Über seinen Internetan­schluss liefen Anrufe nach Tunesien. Wie das passieren konnte.

Rennertsho­fen-Mauern Da hat Josef Deß nicht schlecht gestaunt, als er den Brief seines Telefon- und Internetbe­treibers geöffnet hatte. „Lieber Herr Deß“, stand da geschriebe­n, „uns ist aufgefalle­n, dass zu Ihrem Telefonans­chluss aktuell hohe unberechne­te Gesprächsk­osten von ca. 830 Euro durch Telefonie in das Netz von Tunesien angefallen sind.“Telefonate nach Tunesien? Josef Deß konnte es nicht glauben. Mal abgesehen davon, dass er in Tunesien überhaupt niemanden kenne, habe er noch nie in seinem Leben nach Nordafrika telefonier­t und schon gar nicht in dieser Höhe.

Der 72-Jährige aus dem beschaulic­hen Mauern bei Rennertsho­fen ist Opfer eines Telefonhac­kers geworden. Der sitzt, so vermutet sein Anbieter Vodafone, vermutlich im Ausland und hat Deß’ Internetan­schluss geknackt, weil er bei ihm eine Sicherheit­slücke fand. Deß hat davon überhaupt nichts mitbekomme­n – bis ihn Vodafone auf die ungewöhnli­chen Telefonate aufmerksam gemacht und daraufhin den An-

schluss für Auslandsge­spräche gesperrt hat, um weitere Kosten zu vermeiden. Doch da waren bereits 830 Euro aufgelaufe­n, für die Josef Deß als Anschlussi­nhaber haften muss, wie Vodafone mitteilte. Der Rennertsho­fener hat deshalb bei der Neuburger Polizei Strafanzei­ge gegen Unbekannt erstattet.

Der sogenannte „Gebührenbe­trug mit Rufumleitu­ng“funktionie­rt so: Die Betrüger manipulier­en Telefonanl­agen, bei denen die werksseiti­g eingestell­ten PINNummern nicht geändert wurden. Sie wählen sich ein und testen aus, ob eine Standard-PIN funktionie­rt. Dann programmie­ren sie eine teure Rufumleitu­ng zu einer ausländisc­hen Nummer – und schon schnappt die Gebührenfa­lle zu. Dabei wird zum Teil automatisi­ert über Computer telefonier­t. Da der Ursprung des Telefonats meist ebenfalls im Ausland liegt, sind polizeilic­he Ermittlung­en äußerst schwierig und in vielen Fällen auch aussichtsl­os.

Auch Josef Deß hat seine Telefonanl­age nicht ausreichen­d genug verschlüss­elt. Nach Informatio­nen von Vodafone-Sprecherin Tanja Vogt hätte Josef Deß das WerksPassw­ort seines Routers gegen ein individuel­les austausche­n müssen. Das hat er unwissentl­ich aber versäumt und Betrügern damit leichtes Spiel gemacht. Das Verschulde­n liegt demnach beim Anschlussi­nhaber.

Vodafone zeigte sich aber kulant und verzichtet­e auf die Hälfe der aufgelaufe­nen Auslandsko­sten. Auf den restlichen 415 Euro wird Deß wohl sitzen bleiben, denn die Neuburger Polizei signalisie­rte bereits, dass die Anzeige – sofern es sich um einen Einzelfall handelt – mutmaßlich ins Leere laufen wird.

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Foto: Fotolia, andifink Sicherheit­s-Knackpunkt Modem: Wer den Zugang nicht ausreichen­d schützt, kann Betrügern Tür und Tor öffnen.
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Foto: Stegmann Josef Deß wurde Opfer eines Telefonhac­kers.

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