Blutige Attacke im Rocker-Milieu
Prozess Die Angeklagten sollen ihre Rivalen schwer verletzt haben. Sie schweigen
Regensburg Ein blutiger Angriff auf einen verfeindeten Motorradklub in Niederbayern beschäftigt das Landgericht Regensburg. Unter anderem angeführt von dem Vorstandsmitglied der bayerischen NPD, Sascha Roßmüller, sollen Mitglieder des damaligen Motorradklubs Bandidos Regensburg ihre Rivalen in Straubing angegriffen und einige von ihnen schwer verletzt haben. Seit Donnerstag müssen sich fünf Rocker deshalb wegen schweren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung verantworten.
Zum Prozessauftakt machten die breitschultrigen und erheblich tätowierten Angeklagten keine Angaben. Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen: Der Ehrenkodex verbietet es Rockern, der Justiz zu helfen. Auch die meisten Opfer der Attacke hatten kurz nach der Tat in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag 2010 nichts gesagt. Der Präsident des angegriffenen Klubs MC Gremium Straubing hatte der Polizei lediglich erklärt, dass die Angreifer Lederkutten mit dem Emblem der Regensburger Der NPD-Funktionär Sascha Roßmüller (rechts) begrüßt im Gericht einen Mitangeklagten. Foto: Andre Jahnka, dpa Bandidos getragen hatten. Ein Polizeibeamter berichtete am Donnerstag von Zeugen, die die Angreifer zuvor beobachtet hatte. Demnach hatten sich die Rocker aus Regensburg, darunter auch Sascha Roßmüller, in einem Lokal aufgehalten, dass sich direkt gegenüber der Stammkneipe des MC Gremiums befindet. Dabei hätten sie je einen Mann an der Eingangstür und der Toilette postiert. Dann sei das Kommando „Angriff“erfolgt und die Regensburger Rocker seien aus dem Lokal gestürzt. Auf der Straße attackierten sie laut Anklage die verfeindeten Rocker mit Tränengas, Messern, Tritten und Schlägen.
Sascha Roßmüller, der zum Tatzeitpunkt Kassierer der Bandidos war, wird wenige Minuten nach der Attacke in einer Seitengasse nahe des Tatortes von der Polizei kontrolliert. Das Ermittlungsverfahren gegen ihn wird zunächst eingestellt. Erst nach einer Großrazzia gegen die Rockerszene im Herbst 2014 kommt er in Untersuchungshaft. Während er in Haft sitzt, wird er beim Landesparteitag der bayerischen NPD in den Vorstand gewählt. Seit März ist er wieder auf freiem Fuß.
Der Prozess steht unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. Sämtliche Besucher des Landgerichts wurden durchsucht und eine Kopie des Personalausweises angefertigt. Zudem hatte das Gericht ein Kuttenverbot verhängt. Zum Auftakt sind deutlich mehr bewaffnete Polizeibeamte im und vor dem Gerichtssaal als erkennbare Rocker. Das Verfahren wird am Montag fortgesetzt. Dann wird die Aussage des Kronzeugen der Anklage, dem damaligen Präsidenten des MC Bandidos Regensburg, erwartet. (dpa)