Den Winzern schmeckt der Biowein
Genuss Die Produktion nimmt auch in Bayern zu. Auch immer mehr Spitzenbetriebe kommen auf den Geschmack. Doch es gibt Risiken
Volkach Immer mehr Winzer setzen auf ökologisch angebauten Wein. „Im Moment werden rund vier Prozent der bayerischen Weinberge komplett ohne Chemie bewirtschaftet und es kommen jährlich neue dazu“, sagte Klemens Rumpel, Vorsitzender der Fränkischen Ökowinzer. Das seien etwa 200 Hektar. Zu den 32 im Verein aufgenommenen Betrieben gehören auch vier Spitzen-Weingüter aus Franken, die allein etwa die Hälfte der rund 200 Hektar betreuen. Zu ihnen gehört auch das Weingut Knoll von der Lage Würzburger Stein.
„Unser Ziel ist, dass wir die zehn Prozent erreichen, aber da tun wir uns noch schwer“, sagte Rumpel. Im Freistaat wird vor allem in Franken auf etwa 6000 Hektar Wein angebaut. Am kommenden Samstag präsentieren die Ökowinzer auf der Vogelsburg in Volkach ihre Weine. Rund um die Vogelsburg nahm der bayerische Öko-Weinanbau übrigens mit der Arbeit der Nonne Hedwig Mayer und einigen Winzern vor etwa 50 Jahren seinen Anfang.
Die Umstellung eines konventionellen Weinberges auf den ökologi- Ein Marienkäfer sitzt auf einer Weintraube. Er zählt zu den Nützlingen. Die können die Biowinzer nur zu gut gebrauchen.
schen Anbau dauert etwa drei Jahre, sagt Ernst Büscher, Sprecher des Deutschen Weininstitutes in Mainz. Als Bio zum großen Trend wurde, konnten die Winzer deshalb gar nicht schnell genug auf die Nachfrage reagieren. Mittlerweile werden in Deutschland dem Weininstitut zufolge rund 8000 Hektar ökologisch bewirtschaftet. 2004 waren es nur 2500 Hektar. „Es ist schon noch ein
Trend. Die Biowinzer bekommen weiter Zuwachs. Vor allem durch Generationswechsel findet oft ein Umstieg statt“, sagte Büscher. Zudem biete der Öko-Anbau den Betrieben eine Möglichkeit, die Produktpalette zu erweitern. „Deshalb haben bereits viele Top-Betriebe umgestellt. Das Bio-Siegel ist für viele Kunden ein Zusatznutzen, den sie gern mitkaufen.“Die Entschei- dung für einen Wein komme aber immer noch über den Geschmack.
Das bestätigt auch der bayerische Ökowinzer Rumpel: „Wenn Sie einen schlechten Wein haben, verkauft er sich auch nicht besser, nur weil Bio draufsteht.“Er hat vor 30 Jahren auf Öko umgestellt. „Ich habe festgestellt, dass die Weine sich verändern. Sie bekommen einen anderen Charakter.“Weil die ÖkoWeinbauern keine chemischen Mittel gegen Unkraut einsetzen, bleibt ihnen nur das Mähen oder Umbrechen. Somit haben die Weinstöcke mehr Konkurrenz beim Kampf um Wasser. „Deshalb bilden sie kleinere Beeren aus. Das wiederum macht aromaintensivere Weine.“
Ökowinzer ersetzen die Chemie durch Kupfer, Schwefel und Backpulver. Aufgelöst in Wasser kann das vor der Pilzkrankheit Mehltau schützen. „Der Ökolandbau ist auch mit Risiken für die Winzer verbunden, weil viele Mittel nur vorbeugend und nicht heilend wirken“, sagt Büscher. So könne es in Jahren mit Pilzkrankheiten zu größeren Ausfällen kommen als bei den konventionellen Betrieben. (dpa)