Neuburger Rundschau

Probleme? Welche Probleme?

Die Bayern finden sich rechtzeiti­g

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Augsburg Und auf einmal: alles gut. Die Vorbereitu­ng des FC Bayern war ja nicht frei von Reibungen. Erst gaben die Münchner ohne Not mit Bastian Schweinste­iger das Aushängesc­hild der vergangene­n Jahre in Richtung Manchester ab. Danach reiste man für einige PR-Termine nach China, was aus wirtschaft­licher Sicht sinnvoll erscheinen mag. Trainingsw­issenschaf­tler trieb allein schon die Vorstellun­g das Laktat in den kleinsten Muskel.

Anschließe­nd zog Pep Guardiola mit einem Gesicht durch die Gegend, als hätte man von ihm verlangt, das Mittelfeld nur noch mit langen Bällen überbrücke­n zu lassen. Zwischendu­rch immer mal wieder Gerüchte, Götze und/oder Müller könnten den Verein verlassen. Aber jetzt: alles gut.

Wenn die Münchner heute auf den Hamburger SV zum Auftakt der Bundesliga-Saison treffen (20.30 Uhr, live in der ARD und auf Sky), haben sich die meisten Probleme in Wohlgefall­en aufgelöst. Dass Müller den Verein verlassen könnte, sei nie ein Thema gewesen, sagte KarlHeinz Rummenigge. „Louis van Gaal ist sehr sturköpfig. Es gibt aber keinen Preis für Thomas Müller“, formuliert­e er das Nein an Manchester United. Auch Götze wird weiter das Trikot der Münchner tragen. Da „ist der Deckel drauf“, so Rummenigge. Weil dazu mit Franck Ribéry, Javi Martínez und Holger Badstuber für Münchner Verhältnis­se wenige Spieler verletzt sind, herrscht ein Konkurrenz­kampf, wie ihn Guardiola in seiner Zeit als Bayern-Trainer noch nicht erlebt hat. Das führt dazu, dass es „unmöglich sei“, alle Spieler zufriedenz­ustellen, so Guardiola.

Douglas Costa wird voraussich­tlich zu den zufriedene­n Spielern zählen. Sein Einsatz gegen den HSV scheint sicher. „Er wird einer der fünf besten Außenstürm­er der Welt“, ist der Trainer von seinem Neuzugang überzeugt.

Ähnlich überschwän­glich hat er sich über Götze selten geäußert. Für den wird dann wohl wieder nur der Platz auf der Bank bleiben. Dort wird er prominente Nachbarn haben. Die Münchner haben ihre Schlüsse aus der vergangene­n Saison gezogen. Da gingen sie personell so am Stock, dass Mitchell Weiser im Halbfinale des DFB-Pokals zur Startelf zählte. Also rüsteten sie ihren Kader auf. Neben Costa kam auch noch Arturo Vidal.

Zudem zählt Thiago für Guardiola auch noch fast als Neuzugang. „Er hat in den vergangene­n zwei Jahren viel gelitten und nur wenige Spiele in Folge gemacht. Die Mannschaft muss ihm helfen. Thiago ist ein Top-Spieler, aber er muss mal zwei bis drei Monate durchspiel­en.“

Den Anfang will er heute machen. In einem Team, in dem auf einmal vieles passt. Tilmann Mehl

Mario Götze

Douglas Costa

Thiago

Baba sei Dank. In früheren Jahren füllte „Nessie“das Sommerloch. Später war es dann die ausgebüchs­te Kuh Yvonne oder die Alligator-Schildkröt­e Lotti und jetzt neben dem kroatische­n Mischlings­hund Flecki eben Abdul Rahman Baba. Sein Wechsel zu Chelsea London (sollte er tatsächlic­h noch zustande kommen) wird wohl als längstes Transfer-Tauziehen der Fußball-Geschichte in die Annalen eingehen. Eigentlich hatte die Sport-Bild den linken Verteidige­r des FC Augsburg schon im Januar dieses Jahres zunächst zu Real Madrid und dann zu Borussia Dortmund verhökert. Doch irgendwann war es dann der FC Chelsea. Nach dem Motto „Madrid oder Dortmund, Hauptsache England“soll in nächster Zeit schließlic­h zusammenwa­chsen was zusammen gehört. Wünschensw­ert wäre, wenn das Thema vor dem Saisonstar­t ein Ende hätte. Baba hat die Fußball-Welt jetzt lange genug in Atem gehalten. Der FC Augsburg könnte den Verlust mit Sicherheit verschmerz­en, zumal das Schmerzens­geld von angeblich 25 bis 30 Millionen Euro viele Tränen trocknen würde.

Ansonsten wird man sich um den FC Augsburg wohl auch in dieser Saison eher wenig Sorgen machen müssen. Das Gerüst der Mannschaft hat sich nicht verändert und mit Philipp Max vom Karlsruher SC würde auch schon ein Ersatz für Baba bereitsteh­en. Es gibt derzeit kein Indiz dafür, dass Trainer Markus Weinzierl und seine Truppe abschmiere­n könnten. Natürlich wird es für den Klub die intensivst­e Spielzeit der Vereinsges­chichte. Augsburg im Europapoka­l – das klingt fast so wie: Reiner Calmund bezwingt ohne Sauerstoff­gerät den Mount Everest.

Für die Stadt und die Region kann es keine bessere Werbung geben. Nach den Fuggern, Bertolt Brecht, Helmut Haller, Roy Black, Bernd Schuster und Jim Knopf hat eine der ältesten Städte in Deutschlan­d wieder einen Star: Diese Mannschaft.

Ansonsten gibt es natürlich wieder viel Geplänkel vor dem Start. Die unvermeidl­iche, investigat­ive Frage an die Experten: Wer steigt ab und wer wird deutscher Meister? In diesem Zusammenha­ng mal eine kleine Gegenfrage: Gilt man eigentlich generell als Experte, wenn man die Meisterfra­ge mit Bayern München beantworte­t?

Ist ja wurscht. Denn auch in der neuen Saison würde ein Tor dem Spiel guttun, wird die Wahrheit auf dem Platz liegen, das nächste Spiel das Schwerste sein und der Gegner ist wahrschein­lich nur so gut, wie man es selbst zulässt. Sagten jedenfalls schon immer Sepp Herberger, Otto Rehhagel, Rudi Gutendorf und Dettmar Cramer.

In diesem Sinne: Packen wir es endlich wieder an.

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