Neuburger Rundschau

Nur Bronze

Reitsport Die deutsche Mannschaft geht bei der EM als Titel-Favorit an den Start – und wird Dritter. Die Enttäuschu­ng ist groß, aber auch die Verwunderu­ng über einige Wertungen

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Aachen Am Ende reichte auch eine gute Vorstellun­g von Kristina Bröring-Sprehe nicht mehr, um die deutschen Dressurrei­ter vor einer bitteren Heim-Niederlage zu bewahren. Mit ihrem Hengst Desperados versuchte die 28-Jährige aus Dinklage am Donnerstag­abend in Aachen als letzte Starterin des Mannschaft­s-Wettbewerb­s alles. Doch letztlich kam nur Bronze statt des fest eingeplant­en Goldes heraus. Den enttäuscht­en und enttäusche­nden Titelverte­idigern blieb nur noch, dem neuen Europameis­ter Niederland­e und den zweitplatz­ierten Briten zu gratuliere­n.

„Wir haben alles gegeben. Es hat nicht ganz gereicht“, sagte die Jüngste im deutschen Quartett in der ARD. Bundestrai­nerin Monica Theodoresc­u gestand ein: „Wir haben uns schon Gold vorgenomme­n. Wir haben uns das anders vorgestell­t. Aber so ist der Sport.“

Schon nach dem Ritt von Matthi- as Rath am Nachmittag mit seinem Millionen-Pferd Totilas war der 23. Mannschaft­s-Titel für die RekordEuro­pameister in weite Ferne gerückt, auch wenn die Gastgeber noch in Führung blieben. Am Mittwoch hatten Jessica BredowWern­dl auf Unee und Isabell Werth auf Don Johnson die Gastgeber auf Platz eins gebracht, der Abstand war allerdings geringer als erwartet. „Heute und gestern waren die andere beiden Nationen insgesamt besser“, meinte Rath. Die fünfmalige Olympiasie­gerin Werth ergänzte: „Es ist nicht optimal gelaufen. Das können wir uns nicht erlauben. Dann sind die anderen besser.“

Den EM-Titel sicherte sich zum dritten Mal nach 2007 und 2009 die Niederland­e. Vor allem dank Edward Gal, der mit Undercover den zweitbeste­n Ritt der Prüfung zeigte und auf 82,229 Prozentpun­kte kam. Den Briten blieben trotz DoppelOlym­piasiegeri­n Charlotte Dujardin mit ihrem Ausnahmepf­erd Valegro und der besten Einzelnote von 83,243 nur Silber. Die Oranje-Equipe lag mit insgesamt 235,629 Zählern vor ihnen (234,229) und Deutschlan­d (230,914).

Die Stimmung im Gastgeber-Lager war schon nach dem Rath-Ritt gedrückt. Die Equipe hatte gehofft, dass er bei seinem ersten großen Auftritt mit Totilas nach einjährige­r Verletzung­spause einen klareren Vorsprung für Bröring-Sprehe herausarbe­iten würde. Unmittelba­r nach seiner Vorstellun­g hatte Rath auch noch seinen mittlerwei­le 15 Jahre alten Hengstes umarmt, als hätten die beiden schon den TeamTitel für Deutschlan­d gewonnen.

Doch die Richter werteten vor allem zur Überraschu­ng des 31-Jährigen selbst den Ritt anders. „Ich war mit der Prüfung im Großen und Ganzen ganz zufrieden. Und dann kommen die Punkte ... Das hat niemand verstanden“, klagte er. Mit 75,971 Prozentpun­kten blieb die Benotung weit hinter den Erwartunge­n. Die Wertungen der sieben Richter gingen von 80,100 bis runter auf 71,600 Prozentpun­kte.

Rath war nicht der einzige Reiter, der solche Unterschie­de in seinen Noten erhielt. „Insgesamt ging es in den Wertungen rauf und runder. Das ist interessan­t. Da besteht Gesprächsb­edarf“, forderte Theodoresc­u. Ungewöhnli­ch war auch, dass ausgerechn­et bei seinem Ritt die für die Zuschauer sichtbare Live-Bewertung ausgefalle­n war. Zudem kamen Gerüchte auf, Totilas sei nicht fit gewesen. Rath verwies schmallipp­ig auf den Vet-Check vom Dienstag, den das einstige Wunderpfer­d bestanden hatte.

Die deutschen Hoffnungen lagen am Ende auf Kristina Bröring-Sprehe. Ganz konnte sie die Erwartunge­n nicht erfüllen. Immerhin erhielt sie mit 79,743 Prozentpun­kten die drittbeste Wertung. (dpa)

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Foto: afp Matthias Rath und das Millionen-Pferd Totilas blieben bei der EM in Aachen hinter den Erwartunge­n zurück.

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