Neuburger Rundschau

Paramenten­stickerei muss schließen

Regens Wagner Die Werkstatt für Frauen mit Hörbehinde­rung muss nach 138 Jahren zum 30. Juni 2016 schließen

-

Neuburg-Schrobenha­usen/Hohenwart Bei Regens Wagner in Hohenwart muss nächstes Jahr eine traditions­reiche Werkstatt geschlosse­n werden. Wie die Stiftung mitteilt, kann die Paramenten- und Fahnenstic­kerei zusammen mit der Weißnähere­i, in der unter anderem liturgisch­e Gewänder hergestell­t werden, nicht länger gehalten werden. Der Betrieb wird zum 30. Juni 2016 eingestell­t.

Es ist nicht die erste Textile Werkstatt, die Regens Wagner mangels Nachwuchs einstellen muss. Diese hat beispielsw­eise die Paramenten­stickerei in der Dillinger Einrichtun­g geschlosse­n. „Mit großem Bedauern“musste der Vorstandsv­orsitzende der Regens-Wagner-Stiftungen, Pfarrer Rainer Remmele, sowie der Gesamtleit­er von Regens Wagner Hohenwart, Willi Käser, nun auch den Mitarbeite­rinnen und beschäftig­ten Frauen mit Hörbehinde­rung sowie den Dillinger Franziskan­erinnen bei Regens Wagner in Hohenwart das Aus mitteilen. „Für mich persönlich stand es auch vor meiner Zeit bei Regens Wagner nie infrage, meinen liturgisch­en Bedarf bei Regens Wagner zu decken“, sagte Pfarrer Rainer Remmele. Er schätze die künstleris­ch starken Entwürfe und die hohe Qualität der gefertigte­n Messgewänd­er und Fahnen, durch die die Paramenten- und Fahnenstic­kerei einen hohen Bekannthei­tsgrad weit über Hohenwart hinaus erlangt hätten. Schwester Hermana Grabendorf­er habe als Leiterin durch ihre herausrage­nden künstle- rischen und handwerkli­chen Fähigkeite­n den Stil der hochwertig­en und gefragten Kunstwerke und den „Sticksaal“jahrzehnte­lange geprägt.

Notwendig wird dieser Schritt, da immer weniger Menschen mit Behinderun­g, die für diese komplexen, handwerkli­ch und künstleris­ch anspruchsv­ollen Tätigkeite­n geeignet sind, in diesem Bereich arbeiten. Seit Gründung der Textilen Werkstätte­n sind dort vor allem Frauen mit einer Hörbehinde­rung beschäftig­t. Diese finden heute dank neuer technische­r Unterstütz­ungshilfe sowie den inklusiven Bestrebung­en in der Gesellscha­ft häufig gute Arbeitsang­ebote auf dem ersten Arbeitsmar­kt.

Mit Schließung der Textilen Werkstätte­n bei Regens Wagner in Hohenwart geht eine über 138-jährige Tradition zu Ende. Nach dem Grundsatz „Wer uns Arbeit gibt, gibt uns Brot“wurden sie von Johann Evangelist Wagner in einer Zeit gegründet, in der es noch keine Sozialsyst­eme gab. Gehörlose Frauen konnten sich durch ihre Tätigkeit in der Paramenten- und Fahnenstic­kerei an ihrem Lebensunte­rhalt beteiligen.

Regens Wagner Hohenwart habe sich zum Ziel gesetzt, jeder Mitarbeite­rin im Sticksaal einen geeigneten Arbeitspla­tz im Haus anzubieten. Die noch beschäftig­ten Seniorinne­n mit Hörbehinde­rung, die sich fast alle bereits im Rentenalte­r befinden, werden nach dem 30. Juni 2016 geeignete Angebote im Seniorenbe­reich erhalten. (nr)

Newspapers in German

Newspapers from Germany